In einem Punkt sind sich die Meisten wahrscheinlich einig: 2020 war ein Jahr zum Vergessen. Ein Jahr geprägt von radikalen Veränderungen für die meisten von uns, aber auch ein Jahr des Stillstandes. Gut, dass die Musikszene nicht zum Stillstand gekommen ist und viele Künstler die Zeit zu Hause genutzt haben, um uns auch in diesen Jahr neue Musik bringen zu können. Wir schauen mit einer Playlist auf das musikalische Jahr 2020 zurück und vielleicht findet ihr ja ein paar Songs für euer Jahr 2021. Außerdem stellen euch in diesem Artikel Blank-Redakteure ihre Alben oder Singles aus dem Jahr 2020 vor.
Die Playlist findet ihr auf unserem Spotifykanal Blankonlinemagazin.
Manic – Halsey
Das dritte Album der amerikanischen Sängerin Halsey erschien gleich zu Beginn des Jahres am 17. Januar 2020. Nach zwei symbolträchtigen Konzeptalben, die fiktiven Storylines semi-fiktiver Charaktere folgen, erzählt Halsey, die in Wirklichkeit Ashley Nicolette Frangipane heißt, auf „Manic“ nur eine einzige Geschichte: ihre Eigene.
Von „Ashley“ über 16 Lieder bis zu „929“ folgt man der Künstlerin in ihre Gefühlswelt, die nicht unerheblich von ihrer Bipolaren Störung geprägt ist (darum der Titel „Manic“). Allein und in Zusammenarbeit mit Sänger und Rapper Dominik Fike, K-pop-Rapper SUGA und Alternative-Rock-Sängerin Alanis Morissette präsentiert Halsey sämtliche Facetten ihrer Psyche und Persönlichkeit allen, die bereit sind, ihr für ungefähr 50 Minuten zu zuhören und im Gegenzug mit dem Gefühl vielleicht etwas besser verstanden zu werden auf der anderen Seite des Albums rauszukommen.
Leonie Gaugigl
Circles – Mac Miller
Circles ist die letzte, posthume Veröffentlichung von Mac Miller, der 2018 an einer Überdosis starb. Es sollte das Geschwisteralbum zu Swimming (2018) werden, veröffentlicht wurde es von seiner Familie am 17. Januar. Ein letztes Mal kann der Hörer also in das Gedankenmeer von Mac Miller eintauchen, es findet sich, im Gegensatz zu seinen frühen Veröffentlichungen, kaum mehr traditioneller Rap in den Liedern. Mit Circles fügt er seinem Schaffen eine weitere Facette hinzu, die sonst verborgen geblieben wäre, er hat mit seinen letzten Alben seine Stimme gefunden und sich als einer der gefühlvollsten Songwriter aller Zeiten verewigt. Eine eher nachdenkliche und reflektierte Sichtweise dominiert das Album, begleitet von ruhigen, fließenden R&B und Neo-Soul Beats. Mit Circles hat Mac Miller ein sehr emotionales Werk geschaffen, das es mehr als wert ist gehört zu werden.
Ausgehen (Single) – AnnenMayKantereit
Würdest du heute mit mir ausgehen? AnnenMayKantereit hat mit seiner Single „Ausgehen“ mal wieder einen Ohrwurm produziert. Sowohl der Text als auch die instrumentale Begleitung verleiten zum mitsingen.
Normalerweise scheint es als wüsste der Kölner „gar nicht so genau“, was er überhaupt will. „Vielleicht, vielleicht“ nach Panama? „Alles nix konkretes“. Ganz anders ist es nun in seiner neuen Single: Denn da gibt es eine Person mit der er liebend gerne ausgehen möchte. Eine weitere Neuheit: „Ausgehen“ ist quasi der erste Computersong der Kölner Gruppe. Mein persönliches Highlight bleibt allerdings, dass AMK das Musikvideo selber produziert hat.
Kiezromantik – BHZ
BHZ sind spätestens seit dem Release der Single „Flasche Luft“ kein Geheimtipp mehr in der deutschen HipHop/Trap Szene. Die sieben Jugendfreunde aus Berlin rappen seit 2013 in verschiedenen Konstellationen über Alkohol, Freundschaft, Drogen und den Lifestyle in ihrem Heimatort Schöneberg. Ihre Musik folgt keiner direkten Richtung, die Berliner machen das, wonach ihnen gerade ist. Vielfalt wird dabei ganz großgeschrieben; jedes der Crew Mitglieder folgt dabei seinem ganz eigenen stimm- und flowtechnischen Style. Auch ihr neuestes Release „Kiezromantik“ (Mai 2020) wirkt daher wie ein bunt zusammengewürfeltes Mixtape, in dem sowohl Emo Trap Songs als auch nachdenkliche Balladen ihren Platz finden. Ion Miles und Big Pat sorgen mit ihrem Track „Muddy“ für ordentlich Turnup, erzählen von den Sommernächten im Kiez. Im Song „Glück“ klagt Monk über die Sinnlosigkeit von Geld; „Keine teure Uhr schenkt mir mehr Zeit. keiner dieser Scheine machen mich reich“. Longus Mongus rappt auf dem Track „Bald ist es Vorbei“ über Liebeskummer und schlaflose Nächte. Die Jungs thematisieren also neben dem ganzen „Drugtalk“ auch ihre Gefühle, beschreiben ihr Leben ohne große Verzierung und Prahlerei. Die Gang vermittelt durch ihre authentischen Songs das echte „Berliner Feeling“- sodass man sich als Hörer fast wie ein Bestandteil des Großstadtlebens fühlt. Wer den perfekten Mix aus „Party- Bangern“ und melancholischen Songs für seine Chill-Playlist sucht, ist bei „Kiezromantik“ genau richtig.
Elisa Klass
Cenizas – Nicolas Jaar
2020 war für den chilenischen Künstler Nicolas Jaar ein bewegtes Jahr. Nachdem er den Soundtrack für den Film „Ema“ komponiert hat, brachte er 2020 unter seiner Alias Against All Logic das Album „2017-2019“ und darüberhinaus auch unter seinem eigenen Namen zwei Alben heraus. Jaar, der 2011 mit seinem Debütalbum „Space is Only Noise“ den Durchbruch feierte, lässt sich in seinem künstlerischen Schaffen ungern auf ein Medium reduzieren und genauso beschränkt sich seine Musik nicht nur auf ein Genre. Während er unter dem Namen Against All Logic zu Teilen sehr experimentellen House produziert, sind die neuesten Veröffentlichungen unter seinem eigenen Namen größtenteils dem Genre Ambient zuzuordnen. Mit dem düsteren, langsamen und unglaublich atmosphärischen Album „Cenizas“ hat er genau den richtigen Ton für das Jahr 2020 getroffen. Über 53 Minuten entführt uns Jaar in seine eigene Klangwelt, die Lieder gehen ineinander über und erzeugen ein großes Ganzes. Dass das Album nie wirklich eintönig wird ist Jaars besonderem Ohr für Texturen zuzuschreiben. Jedes Lied entwickelt seine eigenen musikalischen Ideen und mit etwas Geduld lassen sich in jedem Song kleine Höhepunkte finden, von den atmosphärischen Vocals in „Vanish“ bis zum rasselnden und rastlosen Beat in „Faith Made of Silk“, bei dem sich die südamerikanische Herkunft des Künstlers zeigt. Falls man sich nicht gleich auf die gesamte Reise wagen möchte, wäre dieser letzte Track eine gute Möglichkeit in das Album reinzuschnuppern.
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