Die gesamte Familie kommt zusammen, es wird lecker – und natürlich viel zu viel – gegessen und jede:r wird reichlich beschenkt – so zumindest die Vorstellung. Weihnachten ist in Deutschland ein sehr besinnliches Fest und zählt zu den wichtigsten Feiertagen des gesamten Jahres. Doch welchen Einfluss hat es auf die Feiertage, wenn man ein Studium beginnt und auf einmal nicht mehr zu Hause wohnt? Zurück im Elternhaus, in der WG oder im Ausland: Wie verbringen Passauer Student:innen die Weihnachtsfeiertage? Stehen bei allen Kartoffelsalat und Würstchen auf dem Speiseplan? Und wie kommt man trotz Uni-Stress überhaupt in Weihnachtsstimmung? Wir haben uns für euch auf dem Campus umgehört.
Juli ist 19 Jahre alt, studiert im ersten Semester KuWi und ist dafür nach Passau in eine WG gezogen. Grundsätzlich könne sie sich sogar vorstellen, dort Weihnachten zu verbringen, da aber keine:r ihrer Mitbewohner:innen in Passau bleibt, stand ihre Entscheidung schnell fest: Über die Weihnachtsfeiertage kehrt sie dieses Jahr zurück in ihr Elternhaus nach München. „Am 24. feiern wir innerhalb der kleinen Familie, also meine Schwester, Mama, Papa und ich. Und wir holen auch immer die Oma dazu, damit die nicht allein zu Hause ist.“ Zu essen gibt es bei Julis Familie einen bunten Mix aus verschiedenen deutschen Kulturen: „An Heiligabend gibt es bei uns Spätzle mit Linsen, das ist von meiner Mama aus dem Schwäbischen. Von meinem Papa kommt der Kartoffelsalat aus dem Norden, meistens sogar mit Fisch. Dazu gibt es noch Wiener, die ess‘ ich aber nicht, weil ich Vegetarierin bin.“ Obwohl der Uni-Stress bei Juli in der Vorweihnachtszeit wächst, hat sie schon alle Geschenke beisammen und blickt mit Vorfreude auf die Weihnachtsfeiertage: „In Passau ist es richtig schön. Es ist alles dekoriert, der Christkindlmarkt ist nicht weit entfernt und an der Uni gibt es Glühwein. Dieses Jahr bin ich schon sehr in Weihnachtsstimmung.“ Besonders freut sie sich, mal wieder ein typisch „deutsches“ Weihnachten zu feiern, denn letztes Jahr war sie um diese Zeit auf Hawaii: „Da war’s natürlich sehr sonnig. Wir haben tagsüber ein Picknick am Strand gemacht und waren baden. Am Abend haben wir sogar Weihnachtslieder gesungen und eine kleine Bescherung gemacht und uns eine Topfpflanze von draußen geholt, damit wir so ein bisschen ein ‚Weihnachtsbaum-Feeling‘ haben“.
Sonnig werden die Feiertage dieses Jahr auch bei Hans, denn er fliegt zurück zu seiner Familie nach Honduras. Hans ist 18 Jahre alt und ist zu Beginn dieses Wintersemesters nach Passau gekommen, um Deutsch zu lernen. Dazu besucht er an der Uni Passau für ein Jahr einen Deutschkurs. Anschließend hat er vor, in Deutschland zu bleiben und Maschinenbau oder Informatik zu studieren. Weihnachten zählt wie in Deutschland auch in Honduras zu einem der bedeutendsten Feiertage, da die honduranische Bevölkerung zum Großteil christlich ist. Hans war es sehr wichtig, die Feiertage mit seiner Familie zu verbringen. In Honduras erstrecken sich die Feierlichkeiten auf zwei Tage: „We start celebrating on 12 o’clock on the 24th until 12 o’clock on the 25th.“ Wichtiger ist jedoch der 25.12., an dem morgens die Bescherung stattfindet. Das typische Weihnachtsessen findet am Abend des 24.12. statt. Hans feiert es dieses Jahr mit der väterlichen Seite seiner Familie. Zum Essen trägt jeder seinen Teil bei: „We eat all kinds of stuff, turkey, pork or beef. It depends on what everyone wants to make. There is not one main dish, but a lot of different stuff.“ Obwohl es in Honduras im Dezember um die 28 Grad hat, empfindet Hans die Vorweihnachtszeit in Passau gar nicht so anders als zu Hause: „It doesn’t really feel different because I’m in Germany. The main difference is the snow and the Christmas market, we don’t have that in Honduras.“ Besonders die geschmückte Altstadt gefalle Hans sehr, da in Honduras meist nur innerhalb der Häuser dekoriert wird.
Anders sieht das in Malaga aus, wo Max gerade sein Auslandssemester verbringt. Max ist 21 Jahre alt und studiert im fünften Semester BAE an der Universität Passau. Obwohl Malaga, wie er berichtet, nahezu übertrieben geschmückt ist, fehlt bei ihm die Weihnachtsstimmung bislang. Zu ungewohnt sind die mediterranen Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad zu dieser Jahreszeit. Wie jedes Jahr verbringt Max die diesjährigen Weihnachtstage mit seiner Familie in Würzburg und ist dazu am 16.12. in den Flieger nach Deutschland gestiegen. „Das Feiern mit der Familie und Verwandtschaft hat für mich persönlich einfach Priorität, auch wenn Heiligabend in Spanien zu verbringen bestimmt auch mal eine coole Erfahrung wäre.“ Besonders freut er sich auf das Weihnachtsgericht: eine Lasagne, die es schon seit seiner Kindheit an Weihnachten gibt und für ihn zur Tradition gehört.
Auch Johanna bleibt ihrer Familientradition dieses Jahr noch treu und verbringt die Feiertage in kleiner familiärer Runde in München. Die 19-Jährige ist erst dieses Semester nach Passau gezogen und studiert JoKo. Obwohl sie in Zukunft nicht den Plan hat, jedes Mal über die Weihnachtsfeiertage nach Hause zu fahren, war sie sich dieses Jahr schnell sicher: „Gerade, weil halt einfach noch alles hier so neu ist, freut man sich schon auf zu Hause. Über die Weihnachtszeit sind ja auch alle anderen, die von zu Hause weggezogen sind, meistens wieder in München, so dass man da wieder seine ganzen Leute hat.“ Doch Johanna hat auch neue Pläne, welche die diesjährigen Feiertage von den vergangenen unterscheiden: „Am 25. geh ich auf einen Rave, wahrscheinlich am 23. sogar auch noch. Es ist eher Ravezeit anstatt Weihnachtszeit.“ Tagsüber verbringt Johanna die Feiertage auf sehr herkömmliche und besinnliche Weise: Es wird mit der engen Familie Eintopf oder Fondue gegessen, es werden Spiele gespielt und es gibt eine Bescherung, doch: „Abends geht’s dann ab. Das ist eigentlich voll schön, denn ich mag die Feiertage total gerne, aber abends ist es meistens ein bisschen mau und das ist cool, wenn man dann noch einen Plan hat.“