Es sollte eigentlich ein ganz normaler Mittwochmorgen sein, doch dann verwandelte sich meine Küche innerhalb kürzester Zeit in eine Szene aus Bridget Jones. Ich saß mit einem Löffel und Nutella bewaffnet vor meinem Laptop, verschlang einen Artikel nach dem anderen und dachte: „Das kann nur ein schlechter Scherz sein. Die Amis haben doch wohl nicht echt diesen Trump gewählt!“. Ich bin keine US-Amerikanerin, nicht der politisch interessierteste Mensch und doch saß ich sichtlich verbittert und mit ein paar Tränchen in den Augen da und versuchte das Ganze zu verstehen. Warum diese Wahl? Warum beeinflusst genau diese Wahl mich so sehr?
In Österreich geboren und aufgewachsen, habe ich schon sehr früh damit begonnen die Welt zu bereisen und zu erkunden. Mit süßen 15 Jahren packte ich meine Koffer, um für ein Jahr in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu ziehen. Als Austauschschülerin wollte ich den amerikanischen Traum und die unendliche Freiheit hautnah erleben. An einem Montag machte ich mich also auf den Weg in die große weite Welt, um in den „American way of life“ einzutauchen. Ziel meiner Reise war ein kleines Dorf im mittleren Westen, das kaum weiter von meiner Vorstellung des amerikanischen Traums entfernt sein könnte. Die Menschen waren sehr religiös, unglaublich konservativ und in vielen Fällen erschreckend ungebildet. Obwohl ich mit ihren Ansichten oft nicht einverstanden war, lernte ich meine 553 Mitbürger zu schätzen und lieben. Sie führten ein einfaches aber durchaus gutes Leben. Der Großteil dieser Menschen ist aus Überzeugung Republikaner. Viele neue Gesetzte oder gesellschaftliche Entwicklungen wurden aus religiöser oder konservativer Ansicht direkt abgelehnt. Durch diese Erfahrungen habe ich bereits mit einem knappen Wahlergebnis gerechnet.
Aber warum genau hat mich das jetzt so beeinflusst? Ganz einfach, weil ich als Österreicherin gerade in einer sehr ähnlichen Situation bin. Wir haben zur Zeit einen beliebten und guten Präsidenten, leider kann er nun nach zwei Amtszeiten nicht mehr gewählt werden. Die beiden Präsidentschaftskandidaten könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein sehr liberaler Alexander van der Bellen, der mit seinen grünen Ansichten manchmal etwas zu weit geht, und ein rechter Norbert Hofer, der auf Ausländerhass setzt. In weniger als einem Monat wählen wir nun schon zum zweiten Mal unseren neuen Präsidenten und nach dem Wahlsieg Trumps, steigt in mir die Angst bald auch einen rechtspopulistischen Präsidenten zu haben. Hofer hat im Gegensatz zu Trump zumindest schon Erfahrung in der Politik, verbreitet aber mit seinen teils radikalen Aussagen eine Stimmung die das Land spaltet.
Als sehr liberaler und weltoffener Mensch ist es mir immer noch ein Rätsel wie eine rechte Partei so stark wachsen kann, vor allem in einem westlichen Land wie Österreich. Auch wenn das letzte Ergebnis sehr knapp ausfiel, war für mich der Sieg Norbert Hofers eher unwahrscheinlich. Doch wie man gerade in der USA gesehen hat, kann es doch ganz anders kommen, als die meisten denken und genau das macht mir Angst.