Plakate malen und Klatschen – Der politische Diskurs in Passau

Wenn die Passauer Politiktage einen AfD-Politiker zur Podiumsdiskussion in die Heilige Halle der Universität bitten, reibt man sich als schadenfroher Internetdrama-Fan mit diebischem Grinsen die Hände. Es war nicht unbedingt das Interesse am Thema an sich, das mich am Montagabend zur Debatte um die Medien als vierte Gewalt in den Audimax zog – ich war nur wegen des Entertainments dort. Wären es einfach nur vier wichtige Medienvertreter gewesen, die um die Rolle des Journalismus in Deutschland „diskutieren“, hätte ich mir die Selbstbeweihräucherungszeremonie getrost sparen können. Als ich aber hörte, dass mit Stefan Möller ein ranghoher Mann der unter linksliberalen Studenten natürlich hoch im Kurs stehenden AfD eingeladen worden war, wusste ich: das kann nur gut werden.

Vor der Diskussion waren von LUKS Passau Flyer mit dem offenen Brief verteilt worden, den die Hochschulgruppe vor der Debatte an die Veranstalter gerichtet hatte. Darin enthalten: Kritik an der Einladung eines AfD-Mitglieds an die Universität und der Vorwurf, Möller wäre nur eingeladen worden, um eine Kontroverse zu produzieren. Man würde einem Rassisten eine Bühne bieten, heißt es in dem Brief. Nun stellt man sich die Frage, wie interessant eine Diskussion wäre, wenn es keine Opposition gäbe – im Internet heißt so etwas „circlejerk“, man könnte aber auch „langweilig“ und „sinnlos“ sagen. Dass rechtskonservative Spinner nun mal die schärfsten Kritiker der Medien sind, weiß man spätestens seit Trumps Twitter-Eskapaden, in denen sich Amerikas Meme-Präsident mit schöner Regelmäßigkeit zum Affen macht. Es dauerte nicht lange, bis Möller die seriöse Maske fallen ließ: rhetorisch und argumentativ seinen Gesprächspartnern unterlegen, erzählte er von der Linksversifftheit der deutschen Journalisten, wobei man sich – wesentlich früher als noch bei seinem AfD-Kollegen bei der Podiumsdiskussion im letzten Sommersemester – dachte: „Ruhig, Brauner.“ Zumindest dachte man sich das nach dem zehnminütigen Polizeieinsatz, als man den armen Ossi endlich ausreden ließ.

Zuvor war er nämlich bei jeder Gelegenheit von ca. 10 bis 15 anwesenden Personen mit lautem Klatschen und Jubeln vom Reden abgehalten worden. Wer die Störenfriede waren, ist bis heute nicht geklärt – zuvor war jedoch vom LUKS zu friedlichem Protest aufgerufen worden; während der Debatte freute man sich auf dem Twitter-Account der Gruppe darüber, dass Möller nicht reden konnte. Nach mehrmaliger Ermahnung durch die Veranstalter und schließlich Unikanzler Dr. Achim Dilling wurden die Krachmacher von der Polizei aus dem Saal entfernt. Getriggerte Special Snowflakes vs. brauner Kuschelhase vs. das genervte Restpublikum – köstlich. Von Passaus linker Szene – charakterisiert vor allem durch „Nazis aufs Maul“ und „Zona Antifa“ an vielen Hauswänden der Altstadt (gerne auch mit Rechtschreibfehlern) war aber auch nicht wirklich etwas anderes zu erwarten, als dieser Kindergarten. Man pflegt einfache Feindbilder, die man niederbrüllt oder verprügelt anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen, zu diskutieren oder – am simpelsten – sie sich einfach selbst um Kopf und Kragen reden zu lassen. Inwiefern soll das jetzt besser sein als das, was die Gegenseite mit ungeliebten Personen anstellt? Simple Feindbilder für simple Gemüter – links wie auch rechts. So schwer kann es doch nicht sein, mit der AfD klarzukommen. Wir reden hier von den gleichen Leuten, die sich äußerst deutsch zu Parteiveranstaltungen in Passau im chinesischen Restaurant treffen.

Nun kann der AfD-Mann sich selbst als Opfer darstellen, den man nicht ausreden ließ; die Partei hat eine neue medienwirksame Kontroverse produziert (Erfolgsrezept)und die linke Protestszene Passaus hat es einmal mehr geschafft, sich als wirrer Haufen diskussionsunfähiger Krawallkinder zu präsentieren, den man beim besten Willen nicht ernst nehmen kann. Gut gemacht, Leute. Aber lustig war´s schon.

 

Anm. d. Red.: In einer vorherigen Fassung haben wir unseren Unikanzler verwechselt. Wir bitten um Entschuldigung.