Stickige Luft, Studierende sitzen über alle Treppen verteilt – überfüllte Vorlesungen sind in diesem Semester leider keine Seltenheit an der Uni Passau. Mehr als 4000 Erstsemester haben diesen Monat ihr Studium in Passau begonnen – so viele wie noch nie zuvor. Auch die Gesamtzahl der Studierenden ist mit 12581 Immatrikulierten ein Rekord für die Universität.
Kein Wunder: In zuvor zulassungsbeschränkte Studiengänge wie Kulturwirtschaft, Business Administrations and Economics und Grundschullehramt wurden in diesem Semester alle Bewerber zugelassen. Auch für Medien und Kommunikation wurden weit mehr Erstsemester angenommen als in den Jahren zuvor. Hinzu kommt noch der neu eingeführte Studiengang Journalistik und Strategische Kommunikation.
Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl der Erstsemester um 725 Studierende. Prof. Dr. Carola Jungwirth, Präsidentin der Uni Passau, erklärt diesen Zuwachs folgendermaßen: „Wir profitieren hier von dem starken Abiturjahrgang, aber vor allem von unserer beständigen Anstrengung zur Gruppe der besten Universitäten der Welt zu gehören“. Sie versichert jedoch im „Campusdialog“, dass die Universität gut auf die hohe Anzahl der Erstsemester vorbereitet sei und den Studierenden „gute Bedingungen“ liefern könne. Auf den Anstieg der Studierendenzahlen sei die Universität sowohl durch eine vorausschauende Abstimmung mit den Fakultäten als auch durch ihre professionelle Raumplanung auf die hohe Nachfrage gut vorbereitet.
Wirft man jedoch in den ersten zwei Vorlesungswochen einen Blick in die Hörsäle, entstehen Zweifel an den Worten der Präsidentin. In vielen Vorlesungen für Erst- und Zweitsemester herrscht Chaos, häufig liegen die Teilnehmerzahlen weit über der Anzahl an Sitzplätzen. So soll zum Bespiel die Vorlesung „Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler“ mit 960 Teilnehmern im Audimax stattfinden. Da aber auch dieser größte Hörsaal der Uni nur 628 Sitzplätze bietet, müssen viele Studenten auf den Treppen Platz nehmen – oder eben draußen bleiben. Für Unmut und Diskussionen bei den Studierenden sorgt auch die Tatsache, dass die Vorlesung, trotz großer Nachfrage, vermutlich nicht aufgezeichnet wird.
Auch in den medienorientierten Studiengängen sind viele Räume überlastet. „Ich bin in so vielen Vorlesungen auf dem Boden gesessen, es ist alles überfüllt“, erklärt Nina, die jetzt im ersten Semester Medien und Kommunikation studiert. „Wir haben Angst, dass wir später nicht in die gewünschten Schwerpunktmodule reinkommen. Wie soll das funktionieren, wenn es jetzt schon in den Vorlesungen nicht klappt?“, fügt ihre Kommilitonin Smilla hinzu. Die beiden beobachteten ebenfalls, dass viele Dozenten scheinbar überrascht von den hohen Teilnehmerzahlen waren. Es seien weit mehr Teilnehmer angemeldet als erwartet, man werde sich in den nächsten Wochen um größere Räume bemühen, hieß es mehrfach. Auch würde sich das Platzproblem häufig von selbst lösen, da erwartungsgemäß im Laufe des Semesters immer weniger Studierende zu den Vorlesungen erscheinen.
Ob sich die Lage in den Hörsälen in den kommenden Wochen entspannt, bleibt abzuwarten. Dennoch besteht bei vielen Studenten Zweifel daran, in der Prüfungsphase überhaupt noch einen Platz in einer der Bibliothek zu bekommen. Sollte die Universität auch weiterhin so viele Erstsemester aufnehmen, dürfte es in den kommenden Semestern ein noch viel ernsteres Platzproblem geben.