Bei Moop Mama trifft Blasmusik auf Rap, Humor auf Gesellschaftskritik und eine 10-köpfige Band auf ein erwartungsvolles Publikum – Am Freitag, den 25.11., bringt die Marching Band aus München auch Passau zum Pogen
26 Tage, 23 Konzerte – mit dieser fast pausenlosen Tour durch ganz Deutschland erfreuen die Jungs von Moop Mama seit Anfang November ihre Fans. Bekannt wurden sie aber nicht, wie man vermuten möchte, mit einer ihrer ausgefallenen Bühnenshows, sondern mit ihren Guerilla-Gigs. Seit 2009 besetzen die 10 Männer aus München regelmäßig Parks, Fußgängerzonen und öffentliche Plätze und machen sich bei den Zuschauern – wie auch bei der Polizei – einen Namen. Die selbst ernannte „Hardrock-Band unter den Blaskapellen“ setzt sich aus sieben Bläsern, zwei Drummern und dem Frontmann und Rapper Keno zusammen. Eben in dieser Verbindung aus Blasmusik und Rapgesang findet die verrückte Truppe ihr eigenes Genre: Urban Brass. Mit ihrem neuesten und dritten Album „M.O.O.P.Topia“ sind sie nun auf Tour und das mit geballter Power.
Aus diesem Anlass trifft man in der Passauer X-Point Halle am Freitag auf eine bunte Fanbase aus Studenten, Eltern mit Kindern und auch ein paar vereinzelte Rentner. Sie freuen sich auf viel Brass, Bier und eine musikalische Botschaft.
Die Kunst des Geschichtenerzählens
Die Songs der Münchner erzählen Geschichten: mit Humor über den Alltag, mit Tiefgang über das digitale Dasein, mit Gesellschaftskritik über aktuelle Themen und Missstände. So auch gleich der erste Titel „Meermenschen“, der das Flüchtlingsdrama thematisiert und mit schweren, melancholischen Tönen das Publikum zum Nachdenken und Hinterfragen motiviert. Trotzdem lässt die erwartete Partystimmung nicht lange auf sich warten. Spätestens nachdem Leadsänger Keno für den ersten Lacher des Abends gesorgt hat, haben die Münchner Jungs die Menge auf ihrer Seite.
Dass die Jungs Lust auf den Gig haben, merkt man sichtlich: die Instrumente werden im Takt in alle Richtungen mitgeschwungen, einstudierte Tanzbewegungen werden präsentiert, spielerisch wird sich gegenseitig geärgert, Witze werden gerissen und auch die Liebe kommt nicht zu kurz, als sich Frontmann und Trompeter einen dicken Schmatzer verpassen. Trotz des durchgehenden Stimmungshochs nimmt die Band durchaus auch mal den Fuß vom Pedal. Beim ruhigen „Die Stadt, die immer schläft“ werden die Feuerzeuge und Handy-Taschenlampen gezückt, auch Keno selbst leuchtet mit seiner Taschenlampe durch den Raum und mischt sich kurz unter die Menschenmenge. Mit seiner nasalen Stimme erinnert er fast schon ein wenig an Jan Delay, der sich auch selbst als Fan der Marching Band bekennt.
Polonaise, Posaune und Politik
Immer wieder interagiert der Frontmann mit dem Publikum und auch seine Bandkollegen haben die vermeintliche Barriere zwischen Band und Menge spätestens durchbrochen, als sie sich samt Instrumenten durch die Halle bewegen und eine Polonaise starten. Auch wenn dieser „Tanz“, die einheitlich rot-weißen Kostüme und das BMX-Bike auf der Bühne (passend zum Lied „Die Erfindung des Rades“) teilweise an Karneval erinnern, könnten die Jungs mit ihrer Musik nicht authentischer wirken. Denn auch politische Töne werden auf „M.O.O.P. Topia“ angeschlagen: Das Lied „geht wählen!“, das kurz vor der Bundestagswahl erschien, bleibt in Erinnerung.
Posaunen-, Sousaphon- und Saxophonsoli zwischendurch stimmen das Publikum euphorisch und zeigen, die Moop Mama Jungs sind musikalisch schwer zu übertreffen. Keno holt sich für einen Freestyle-Teil den Sänger der Vorband Roger Reckless auf die Bühne und bindet das Passauer Publikum und die Dreiflüssestadt spontan mit ein.
Und alle Kinder schreien: „Oohhh! Auf die Fresse fertig, looos!“
Zum Abschluss der energiegeladenen knapp zweistündigen Show wird dem ganzen noch die Krone aufgesetzt. Mit „Alle Kinder“ erreicht der Raum einen Punkt der Explosivität: Hände in die Luft, wildes Pogen und lautes Mitgrölen.
Die 10 Energiebündel schaffen sich witzig, musikalisch, mitunter aber auch gesellschaftskritisch ihr eigenes Utopia und liefern dabei eine mitreißende Show, bei der es unmöglich ist, sich zu langweilen.
Reinhören und vor allem ein Besuch bei der nächsten Moop Mama Tour 2018 lohnen sich auf jeden Fall!