Dass Überbevölkerung für die Menschheit früher oder später zum Problem werden könnte, ahnt wohl jeder, der schon einmal in Tokio spazieren war, in Delhi einen Bus bestiegen hat oder in der Schlange der Passauer Mensa gestanden hat. Dass man diesem Problem begegnet, indem man einfach alle Menschen auf ungefähr 12 Zentimeter Größe schrumpft, ist andererseits eine, sagen wir mal, fragwürdige Idee. So wahnwitzig das auch klingen mag, in „Downsizing“ wird diese Idee als die ultimative Lösung für so ziemlich jedes vorstellbare Problem der Gegenwart verkauft. Überbevölkerung? Kein Problem, geschrumpfte Menschen brauchen viel weniger Platz. Umweltverschmutzung? Die Zwerge produzieren kaum Abfälle, das klappt also auch. Armut? Sogar die löst der Schrumpfprozess, doch dazu später mehr.
Schatz, lass uns klein werden
Eingeführt in die Idee wird der Zuschauer zusammen mit dem simplen Paul Safranek (Matt Damon), der mit seiner Frau Audrey (Kristen Wiig) von einem besseren Leben träumt. In einer Kumulation von pseudo-zufälligen Begegnungen, Fernsehspots und Anspielungen seiner Kollegen wird dem Ehepaar mit dem Zaunpfahl signalisiert wie toll und vorteilhaft der Schrumpfprozess doch ist. Als die beiden dann auch noch erfahren, dass ihre Ersparnisse von 120.000$ in der „kleinen Welt“ 12 Millionen entsprechen, ist die Entscheidung schnell gefallen: Zeit, klein zu werden. Ab diesem Moment stolpert die Handlung noch verwirrter als eh schon vor sich hin. Plötzlich tauchen eine vietnamesische Dissidentin, ein von Christoph Waltz gespielter serbo-französischer Hobbyphilosoph (trauriger Höhepunkt seiner Monologe: „Natürlich isch bin ein Arschloch. Die Welt braucht Arschlöcher, irgendwo muss ja die Scheiße raus.“) und ein norwegischer Spitzenforscher auf, da stellt man sich irgendwann nur noch die Frage: Was ist denn jetzt los? Weder werden Entscheidungen jemals logisch begründet, noch einfachste Fragen des Zuschauers zufriedenstellend beantwortet (zum Beispiel: Wenn man die ganze Menschheit auf 12 Zentimeter schrumpft, was hält dann Vögel, Ratten oder jedes andere Tier davon ab, die Mini-Menschlein als Snack zu verschlingen?) Das kann ein Film schon so machen, ob es eine gute Idee ist, bleibt allerdings fraglich. Generell agiert „Downsizing“ zu eindimensional, die Folgen der Verkleinerung sind entweder positiv, oder es ändert sich einfach nichts im Vergleich zur Welt der „Großen“. Das einzige Mal, dass so etwas wie eine spannende Frage aufgeworfen wird, nämlich ob die geschrumpften Menschen weiterhin die gleichen (Wahl-)Rechte genießen, obwohl sie zur Gesellschaft viel weniger beitragen wird innerhalb von Sekunden beiseite gewischt und der Film kehrt wieder zurück in seinen alten Trott. Das Dilemma, wie geschrumpfte Menschen gegenüber den viel stärkeren „Großen“ ihre Rechte verteidigen und dass dies in der Zukunft zu Konflikten führen könnte, wird übergangen, obwohl gerade hier interessante Überlegungen möglich gewesen wären. Schade, da wäre mehr drin gewesen.
Chance verpasst
Der gesamte Film wirkt, als wüsste er selbst nicht, was er genau sein will. Für eine Komödie ist er nur selten lustig genug, für ein Drama fehlt der Tiefgang, Action gibt es gar keine. Die eigentlich prominente Besetzung mit Damon, Waltz und Hollywoodgrößen wie Neil Patrick Harris und Jason Sudeikis in Nebenrollen rettet dabei nichts, im Gegenteil, sie schadet sogar. Da man von den Genannten eher hohe Schauspielkunst erwartet, ist man dementsprechend enttäuscht, weil sie die fehlende Qualität der Handlung auch nicht ausgleichen können, sondern stattdessen in ihr untergehen. Es ist nicht so, dass „Downsizing“ ein wirklich schlechter Film wäre, er ist gut animiert und macht rein optisch auch einiges her, aber er ist halt auch nichts, woran man sich länger erinnern würde. Das ist schade, denn das Thema ist, anders als der X-te Ableger aus Marvel’s Superheldenuniversum oder das neuesten Sequel zu Fortsetzung der Vorgeschichte einer Nebenfigur aus Star Wars ausnahmsweise Mal etwas Neues. Für seine innovative Idee muss man den Film zwar loben, aber leider hilft auch die beste Idee nichts, wenn sie bestenfalls mittelmäßig umgesetzt wird.
„Downsizing“ hätte durchaus Potential gehabt, die langweilige Inszenierung führt allerdings dazu, dass der Film im Kinojahr 2018 eher ein Zwerg als ein Riese bleibt.