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Der Fall Collini – Warum dieser Film Elyas M‘Barek nicht gebraucht hätte

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Viola Hobbie Ressortleiterin Gesellschaft & Politik

Regen in Passau heißt Kinozeit, neben dem gefeierten Kinohit „Endgame“ läuft auch „der Fall Collini“, der einen vermutlich weniger durch den Titel und viel mehr über das Filmplakat anspricht, das zu 80 Prozent aus Elyas M‘Barek im Seitenprofil besteht. Ein Film, der offensichtlich mit einem Schauspieler wirbt, der Frauenherzen zum Schmelzen bringt. Man erwartet also eine romantische Komödie, allenfalls noch einen Actionfilm, aber keine rechtskritische Romanverfilmung, in der er den Hauptdarsteller mimt.

Die Handlung ist schnell erzählt: der frischgebackene Rechtsanwalt Caspar Leinen (Elyas M‘Barek) erhält seinen ersten Fall. Er verteidigt einen des Mordes angeklagten italienisch stämmigen, älteren Herrn: Maurizio Collini. Dieser wird beschuldigt, in einem Berliner Hotel einen erfolgreichen Industriellen auf brutalste Weise umgebracht zu haben. Der persönliche Konflikt für Caspar entsteht, als er herausfindet, dass das Opfer für ihn kein Unbekannter ist, sondern niemand geringeres als Hans Meyer, der sich Casper, als dieser noch ein Kind war, angenommen hat und ihn mit seinen eigenen beiden Kindern großgezogen hat.

Als wäre das nicht schon schlimm genug schweigt Caspars Mandant auch noch, obwohl die Beweislast erdrückend scheint. Hinzu kommt, dass die Gegenseite von seinem alten Rechtsprofessor und Vorbild vertreten wird und seine alte Jugendliebe (die Tochter von Hans) gegeben der Umstände, nach Berlin zurückkehrt. Man möchte meinen dadurch ließen sich genug zwischenmenschlichen Konflikte gestalten, die für Spannung und Unterhaltung sorgen, zumal einen die große Frage, ob nicht irgendwie mehr hinter diesem so offensichtlichen scheinenden Mord steckt, von Anfang an beschäftigt. Allerdings plätschert die Geschichte anfangs nur träge vor sich hin und die Rolle des Caspar Leinen bleibt irgendwie charakterlos, scheint er doch zu bemüht und beinahe hilflos im Gerichtssaal. Man erlebt ihn nie in einem wirklichen emotionalen Ausnahmezustand, obwohl es hierfür genug Gründe gäbe. Stattdessen sieht man Elyas in einer Pizzeria flirten und mit seiner Jugendliebe anbandeln, mit der er dann auch sehr unvermittelt wieder im Bett landet. Der eigentliche Fokus, der Fall, verliert sich, bis Caspar plötzlich auf eine heiße Spur stößt, die ihn nach Italien führt und eine spannende unerwartet Wendung im Fall darstellt, die es in sich hat. Am Ende wird man mit der Frage zurückgelassen, wie gerecht unser deutsches Rechtssystem ist, eine Frage, die einen auch nach dem Film grübeln lässt.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die eigentliche Geschichte rund um den Fall definitiv sehenswert ist, ein etwas geschleckter, unsicherer Elyas M‘Barek eher weniger.

Der Autor des Romans, auf dem der Film beruht: Ferdinand von Schirach ist berühmt für seine Werke, die das Rechtssystem hinterfragen und einen in Gewissenskonflikte bringen, allerdings schafft es die Verfilmung nicht, den Fall für sich alleine stehen und wirken zu lassen.

Romanverfilmungen gehen besser!  So wurde beispielsweise 2016 „Terror“ für die ARD verfilmt, ursprünglich ein Theaterstück, welches auf einer Rede von Schirach beruht. Hier wird das umgesetzt, was ich mir im Kino gewünscht hätte, 90 Minuten nur im Gerichtssaal und am Ende hatte man als Zuschauer sogar noch die Möglichkeit interaktiv abzustimmen, ob man den Angeklagten für schuldig oder unschuldig befindet.

 

Bildquelle: obs/Constantin Film (https://www.presseportal.de/pm/12946/4149463)