Netflix hat es wieder geschafft – nach „When They See Us“, der hoch gelobten Verfilmung der wahren Geschichte der „Central Park Five“, in der fünf unschuldige Jugendliche aus New York für eine Vergewaltigung einer jungen Frau zu Unrecht verurteilt wurden, greift Netflix die Thematik in der Miniserie „Unbelievable“ ebenso gelungen wieder auf, dieses Mal aus der Perspektive des Opfers.
„Unbelievable“ erzählt in acht Folgen die Geschichte des 16-jährigen Mädchens Marie, die eines Nachts in ihrem Zimmer überfallen und über mehrere Stunden vergewaltigt wird. Den ermittelnden Polizisten erscheint jedoch schnell der Verdacht, dass Marie nicht die Wahrheit erzählt, und so kommt es statt zur Spurensicherung zur Einstellung jeglicher Ermittlungsarbeiten und statt zu einer Anklage des Täters sogar zu einer Anklage des Opfers wegen falscher Berichterstattung. Erst Jahre später, als weitere Opfer auftauchen, wird der längst in Vergessenheit geratene Fall von zwei Polizistinnen wieder aufgegriffen, die sich auf die Suche nach dem Täter machen.
Was zunächst nach überdramatisierter Hollywoodfantasie klingt, basiert jedoch auf einer wahren Geschichte. Umso schockierender ist die Realisation, dass Fälle wie der von Marie wirklich existieren; dem ohnehin schon schwer zu verdauendem Thema der Vergewaltigung wird hier durch den fehlenden fiktionalen Hintergrund die schützende Distanz genommen. Und so fällt es leicht, mit Marie mitzufühlen, und umso unerträglicher erscheint dem nun investierten Zuschauer die katastrophale Unfähigkeit der zuständigen Ermittler. Durch diese wird nämlich nicht nur die Fahndung des Täters verhindert, vielmehr wird eine weitere Hürde für das Vergewaltigungsopfer erschaffen. Wenn dieses sich dazu entscheidet, die Tat überhaupt zu melden, muss es immer die Möglichkeit in Betracht ziehen, stattdessen als Lügner dargestellt werden zu können. Maries Schicksal regt in jedem Fall zum Nachdenken an und genau hierin liegt die Wichtigkeit, derart „unbequeme“ Sachverhalte zu thematisieren.
„Unbelievable“ gelingt es, diese Thematik auf sowohl sensible als auch gnadenlos unverschönerte Art und Weise an den Zuschauer zu vermitteln. Zugleich wird parallel dazu die ausgezeichnete Ermittlungsarbeit der zwei Polizistinnen dargestellt, die sich dem Fall angenommen haben. Die gelungene Kombination ergibt eine Miniserie, die eindeutig sehenswert ist, die aber trotz der steigenden Beliebtheit von „True Crime“-Verfilmungen nahezu untergegangen zu sein scheint, ohne viel Aufsehen zu erregen.