[vc_row][vc_column][vc_column_text]Verlassene Hörsäle, geschlossene Kneipen und abgesagte Partys. Stattdessen endlose Sitzungen vor Bildschirmen mit Menschen, die auf Briefmarkengröße reduziert sind. Wegen der Corona-Pandemie wurde nun auch das Wintersemester gänzlich ins Digitale verlegt – zum Leidwesen vieler Studierender.
Felicia Schneyder ist 20 Jahre alt und studiert im dritten Semester Business Administration and Economics, eine Mischung aus BWL und VWL.
„Ich bin zum Wintersemester 2019/2020 nach Passau gezogen und habe deshalb glücklicherweise noch ein Semester ohne Pandemie erlebt. Die Erinnerungen daran scheinen aber so weit weg, dass ich manchmal denke, es wäre lediglich der Trailer eines Films gewesen. Nur dass der eigentliche Film deutlich schlechter ist als gedacht.
Mein Alltag spielt sich im Moment fast ausschließlich vor dem heimischen Computer ab. Morgens starte ich um 8 Uhr eine Videoaufzeichnung aus dem Vorjahr, danach folgt ein besprochener Screencast. Das einzig Positive am Onlinestudium ist, dass ich mich allein besser auf den Lehrstoff fokussieren kann – die fehlenden Kommilitonen in der Vorlesung machen sich schon bemerkbar. Dafür laden aber zuhause das Handy oder liegengebliebene Wäscheberge zur Ablenkung ein.
Am Mittag steht eine Zoom-Vorlesung auf dem Plan. Sehr ungünstig, dass unser WLAN schon wieder überlastet ist – bei sechs Mitbewohnern ist das leider keine Seltenheit. Ich versuche es noch einige Male, doch außer einiger Satzfetzen verstehe ich nichts von dem, was der Professor zu sagen hat. Unfreiwillig ziehe ich meine Mittagspause vor, das Tutorium zu Makroökonomik muss anscheinend diesmal ausreichen.
Unter normalen Bedingungen würde ich nun meine Freunde in der Mensa treffen, aber die aktuellen Beschränkungen lassen dies nicht zu. Auch meine Abendplanung lässt zu wünschen übrig: Statt auf einer Hausparty neue Kontakte zu knüpfen und dem Unialltag mit lauter Musik entgegenzuwirken, sitze ich immer noch an meinem Schreibtisch. Ich klappe meinen Laptop zu, doch ein Feierabendgefühl macht sich neben meinen ganzen Lernzetteln nicht breit. Wenigstens höre ich durch die dünne Wand meine Mitbewohner wieder in der Küche herumalbern – ohne sie wäre ich wahrscheinlich um einiges einsamer.
Mir wurde immer vorgeschwärmt, die Studienzeit sei die schönste Zeit des Lebens. Aber so wie bisher habe ich mir diese Zeit ehrlich gesagt nicht vorgestellt. Wo bleibt die versprochene große Freiheit, wenn ich mich nur mit einer weiteren Person treffen darf? Wie soll ich Neues kennenlernen, wenn ich fast den ganzen Tag in meinem Zimmer verbringe? Ich frage mich echt, ob ich während meines Bachelors jemals die Chance bekomme, auf die Maidult oder eine Bootsparty zu gehen. Ein wirkliches Ende der Pandemie scheint jedenfalls nicht in Sicht.“[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]