Kaffeewerk

“Es geht um den Kaffee”| Lokalrunde

Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu – und wir befinden uns wieder im Lockdown. Dieses Jahr war für alle ein hartes Jahr, besonders aber wohl für die Gastronomie. Deswegen empfinden wir es als umso wichtiger, Euch einen Einblick hinter die Kulissen der Passauer Bars, Cafés und Restaurants zu geben. Die Lokalrunde geht in den nächste Runde! 

Diesmal dabei: Das Kaffeewerk

 


 

Kaffeewerk ist kein Café, es geht um den Kaffee“. So steht es auf der Facebookseite des Kaffeewerks. Unterhält man sich mit dem Inhaber Stephan Bauer, merkt man, dass das Motto Programm ist. Zusätzlich zu seinem Café in der Innstadt betreibt er noch einen Einzelhandel für Kaffeemaschinen, veranstaltet Baristakurse und hat eigens gerösteten Kaffee aus seiner Kaffeerösterei zu bieten.

Der Unterschied seines Kaffees ist allein im Geruch beeindruckend. Durfte man einmal dran schnuppern, riecht herkömmlicher Kaffee im Vergleich schon fast verbrannt. Aber nicht nur der Verkauf und Kundenkontakt, sondern auch das Thema Nachhaltigkeit und gerechte Bezahlung der Bauern, von denen er seinen Kaffee bezieht, liegen dem langjährigen Stadtratsabgeordneten der Grünen am Herzen.

Doch nochmal zurück zu den Anfängen von Stephan Bauer und der Eröffnung des Kaffeewerks. Denn in den Beruf eines Cafébesitzers ist er eher zufällig hineingerutscht. Ursprünglich hatte er ein Versandgeschäft für Hip Hop Kleidung und Sneaker. Nach 13 Jahren und der Eröffnung der Stadtgalerie hat Stephans Versand- und Einzelhandel nicht mehr so funktioniert, wie es sollte. Stephan zog in die Räume des heutigen Kaffeewerks in der Innstadt und versuchte das Ganze etwas aufzupeppen, indem er einen Baristakurs machte, um zusätzlich Kaffee zu verkaufen. Letztendlich kam er mit seinen zwei Kollegen, die ihm ursprünglich sein Equipment abkaufen wollten, auf die Idee: “Machen wir doch ein Café aus dem Laden!” Das Kaffeewerk war geboren.

Es war auch von Anfang an klar: Das Kaffeewerk soll ein gemütliches Wohnzimmer zum Kaffee-Genießen sein. Kein klassisches Kaffeehaus mit viel Schnick Schnack und Schi Schi. Und genau dieses Gefühl bekommt man auch, sobald man das Kaffeewerk in der Innstadt besucht. Auf dem Kirchplatz vor dem kleinen Lokal stehen kleine Tische unter Schirmen und Liegestühle, um die Sonne richtig genießen zu können. Wenn es langsam kälter wird, liegen Decken bereit, in die man sich einkuscheln kann. Betritt man das Lokal, so steht man in einem schlicht eingerichteten, aber dennoch einladenden Raum. Ein angenehmer Kaffeeduft liegt in der Luft.

Eine simple Berliner Café-Atmosphäre – so lässt sich das Café auch am besten für Neu-Passauer Quietschies (oder auch Erstsemestler genannt) beschreiben. Der Fokus liegt im Kaffeewerk ganz klar auf dem Kaffee: “Bei uns geht es nicht um das Drum-Herum, sondern der Kaffee muss passen.” Und passt der Kaffee, passt auch automatisch das Drum-Herum, ergänzt der Barista.

Für Stephan hat das Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. Nicht nur politisch engagiert er sich für die Umwelt, auch achtet er bei seinem Café darauf, so gut es möglich ist. So gibt es im Kaffeewerk keine Wegwerfbecher, sondern ein To-Go-Flaschen-Pfand, und ihre Milch und alle weiteren Getränke werden in Mehrwegflaschen geliefert. Es sind zwar nur kleine Schritte, aber “jeder kann ein bisschen was verbessern, im Kleinen zumindest”, appelliert Stephan.

Seine Kaffeebohnen bezieht er beispielsweise aus Kolumbien und Tansania, und war auch bei den Plantagen vor Ort, um sich alles genau anzuschauen. Er achtet besonders darauf, dass die Arbeiter dort so fair bezahlt werden wie möglich. Trotzdem: “Da ist noch sehr viel zu tun”, so Stephan.

Das Kaffeewerk hat seinen ganz eigenen Flaire. Die ungezwungene Berliner-Café-Atmosphäre zieht unterschiedlichstes Klientel an. Von der Oma bis zum Anzugträger, hier wird jeder gleich behandelt. Da kann es auch mal vorkommen, dass jemand im schicken Anzug verdutzt ist, dass er geduzt wird, erzählt Stephan schmunzelnd. Durch die breit gefächerte Kundschaft kommen auch absurde Unterhaltungen zustande. Beispielsweise konnte eine Kundin nicht glauben, dass auf einem Butterbrot tatsächlich nur Butter drauf ist!

Negative Erlebnisse bleiben aber eher die Ausnahme. „Die meisten Kunden bleiben im Gedächtnis, weil sie sich über einen guten Kaffee freuen.“ Das ist es auch, was Stephan an seiner Arbeit am meisten Spaß macht: Anderen eine Freude zu machen. Egal ob mit leckerem Kaffee und Selbstgebackenem oder einer neuen Kaffeemaschine.

 

Interview: Lisa Hoffmann; Text: Lisa Hoffmann & Jasmin Weinzierl; Fotos: Stephan Bauer