Trick or Treat – Wie „Süßes oder Saures“ zu einer Halloween Tradition wurde

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Jasmin Weinzierl Ressortleiterin Food

Bald kommt die Nacht, in der Vampire, Hexen und Zombies wieder ihr Unwesen treiben. Aber keine Sorge, sie wollen nicht unser Blut oder unser Fleisch. Nein, sie wollen nur eins: Süßigkeiten! In der Nacht des 31. Oktober ist es Brauch, dass sich Kinder verkleiden, um an fremden Türen zu klopfen und nach Süßigkeiten zu fragen. Aber warum ist das so?

Die Ursprünge dieses Brauchs sind nicht ganz klar, aber Hinweise auf den Brauch des „Süßes oder Saures“ lassen sich in alten keltischen Festen, frühen römisch-katholischen Feiertagen, mittelalterlichen Praktiken und sogar in der britischen Politik des 17. Jahrhunderts finden.

Die ersten Zeichen des Halloween-Brauchs: Samhain

Halloween hat seine Wurzeln in dem alten, keltischen Fest Samhain, das in der Nacht zum 31. Oktober gefeiert wurde. Die Kelten, die vor 2.000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Irlands, des Vereinigten Königreichs und Nordfrankreichs lebten, glaubten, dass die Toten an Samhain auf die Erde zurückkehren. In dieser heiligen Nacht versammelten sich die Menschen, um Lagerfeuer zu entzünden, Opfer zu bringen und den Toten zu huldigen.

Bei einigen keltischen Samhain-Feiern verkleideten sich die Dorfbewohner mit Kostümen aus Tierhäuten, um geisterhafte Besucher zu vertreiben und um von diesen nicht erkannt zu werden. Es wurden Festtafeln vorbereitet und Essen ausgelegt, um unwillkommene Geister zu besänftigen.

In späteren Jahrhunderten verkleideten sich die Menschen als Geister, Dämonen und andere bösartige Kreaturen und führten im Austausch gegen Essen und Trinken kleine Theaterstücke auf. Dieser Brauch, der als „Mumming“ bezeichnet wurde, geht auf das Mittelalter zurück und gilt als Vorläufer des Süßes-oder-Saures-Brauchs.

Frühchristliche und mittelalterliche Wurzeln von „Süßes oder Saures“

Ab dem neunten Jahrhundert hatte sich das Christentum in den keltischen Ländern verbreitet, wo es sich allmählich mit älteren heidnischen Riten vermischte und diese verdrängte. Die Kirche bestimmte den 1. November zum Tag Allerheiligen und den 2. November zum Tag Allerseelen, an dem die Toten geehrt wurden. Somit wurde der 31. Oktober zu Halloween, dessen Langform „All Hallow’s Eve“ „Abend vor Allerheiligen“ bedeutet. Die Feierlichkeiten in England ähnelten dem keltischen Samhain-Fest mit Lagerfeuern und Maskeraden.

Arme Leute besuchten die Häuser wohlhabenderer Familien und erhielten Gebäck, sogenannte Soul Cakes, im Austausch für das Versprechen, für die Seelen der verstorbenen Verwandten der Hausbesitzer zu beten. Später wurde dieser Brauch von Kindern übernommen, die von Tür zu Tür zogen und um Geschenke wie Essen oder Geld baten.

In Schottland und Irland beteiligten sich junge Leute an einer Tradition namens Guising, bei der sie sich verkleideten und von verschiedenen Haushalten Opfergaben entgegennahmen. Anstatt zu versprechen, für die Toten zu beten, sangen sie ein Lied, sagten ein Gedicht auf, erzählten einen Witz oder führten eine andere Art von „Trick“ vor, bevor sie ihr Geschenk, also ihr „Treat“ entgegennahmen, die in der Regel aus Obst, Nüssen oder Münzen bestand.

Von Bonfire Night zum heutigen Halloween

Der heutige Brauch des „Süßes oder Saures“ ist auch der jährlichen Guy-Fawkes-Nacht, besser bekannt als Bonfire Night, nicht ganz unähnlich. Am 5. November 1606 wurde der katholische Offizier Guy Fawkes hingerichtet, da er ein Jahr zuvor ein Sprengstoffattentat auf das englische Parlament und den protestantischen König Jakob I. versuchte. Um an die Vereitelung der sogenannten Schießpulverschwörung zu erinnern, trugen britische Kinder in dieser Nacht Masken und Kostüme, während sie um Pennys baten.

Am ursprünglichen Guy-Fawkes-Tag, der unmittelbar nach der Hinrichtung des berühmten Verschwörers begangen wurde, wurden gemeinsame Freudenfeuer, sogenannte „Knochenfeuer“, entzündet, um Bildnisse und die symbolischen „Knochen“ des Papstes zu verbrennen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zogen am Abend des 5. November Kinder mit Fawkes-Abbildungen durch die Straßen und baten um „einen Penny für den Guy“.

Einige amerikanische Kolonisten feierten den Guy-Fawkes-Tag, und Mitte des 19. Jahrhunderts trugen zahlreiche neue Einwanderer zur Popularisierung von Halloween bei.  Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließen irische und schottische Gemeinschaften die Traditionen der Alten Welt, nämlich das Verkleiden und Verstecken, in den Vereinigten Staaten wieder aufleben.

Obwohl nicht genau bekannt ist, wo und wann der Begriff „Trick or Treat“ geprägt wurde, hatte sich der Brauch bereits 1951 in der amerikanischen Populärkultur fest etabliert, als „Trick or Treat“ in dem Comic „Peanuts“ dargestellt wurde. 1952 produzierte Disney einen Zeichentrickfilm mit dem Titel „Trick or Treat“, in dem Donald Duck und seine Neffen Tick, Trick und Track auftreten.

In Deutschland gewann die Halloween Tradition erst in den 90er Jahren an Beliebtheit. Dies lässt sich vermutlich auf den steigenden Einfluss der Vereinigten Staaten auf die Populärkultur besonders durch die Filmindustrie zurückführen. Seitdem ist Halloween zu einem beliebten Fest der Deutschen und zu einem starken Wirtschaftsfaktor geworden, besonders in den Sektoren Make-up, Verkleidungen und natürlich: Süßigkeiten!