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Musikalische Weltreise: Pop

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Leonie Gaugigl Social Media Managerin

Pop Musik, kurz für „popular music“, ist, wie der Name schon anklingen lässt, eines der beliebtesten Genres weltweit. Doch ironischerweise ist es zugleich auch eines der meist-verachteten Genres.

Pop, das sind die Lieder, die jeder Radio Sender tot spielt; diejenigen Künstler, die Texte ohne Tiefgang schreiben (wenn sie ihre Songs überhaupt selbst schreiben); die Musik, die dich basic macht, wenn du sie hörst. Denn klingt es nicht viel cooler, wenn man über sich sagen kann „ich höre diese Niche-Indie-Band“ „mein Lieblingskünstler ist dieser Underground-Rapper“ oder „ich kannte diese Künstler als sie noch Alternative Songs machten, nicht so verwaschenen Pop“?

Aber was ist eigentlich wirklich Pop? Wo fängt das Genre an, wo hört es auf?

Eine Zeitreise durch die Pop-Geschichte

Pop hat seine Anfänge im Jazz, Swing, Rock’n’Roll, RnB und Country. Die Ur-Definition von Pop war nämlich tatsächlich einfach die Musik, die die Breite Hörerschaft Amerikas genoss. Gemeint sind also diejenigen Lieder, die sowohl bei der weißen Bevölkerung der 1950er, die mehr dem Country zugetan waren aber auch der Schwarzen Bevölkerung die im „Rhythm and Blues“ zuhause war, Anklang fand. Vor allem weiße Künstler, die Lieder von POC-Künstler:innen coverten und so in der segregierten Gesellschaft der USA populär machten, prägten diese Anfänge des Pop-Genres.

So ist beispielsweise Elvis Presleys „Hound Dog“ , ein Rock’n’Roll Klassiker, eigentlich ein Blues Song von Big Mama Thornton. Erst kürzlich hat die Rapperin Doja Cat den Kreis geschlossen, indem sie den Song unter dem Namen „Vegas“ für den Soundtrack des Films „Elvis“ (2022) stark inspiriert von Big Mama Thorntons Version neu interpretierte. Jede Version kann zu ihrer Zeit Pop genannt werden.

Über die 60er Jahre entwickelte sich der Pop-Begriff zur Beschreibung der Musik, die die Jugend feierte. Von The Beatles zu Jimi Hendrix schloss der Begriff jede Art von Sound ein, solange er bei der rebellisch gestimmten jungen Generation Anklang fand.

In den 70er Jahren jedoch schien Pop in seiner Diversität aus den Nähten zu bersten. Das große Sammelbecken Pop splittete sich weiter auf. Neue Genres wie Funk, Rock, Soul oder Disco etablierten sich.  Spätestens hier wird klar, dass jede noch so kleinste musikalische Verästelung mit ein paar Handvoll an Hörern am Ende auch nur Pop ist.

Dennoch muss man hier den neu-geborenen Genres Gerechtigkeit walten lassen: während Musikrichtungen wie Punk oder früher Hip-Hop der Tradition der Rock’n’Roll-Rebellen und Flower-Power Jugend gerecht blieben und weiterhin gesellschaftskritische Texte schmetterten, widmen sich viele Pop-Künstler wie beispielsweise ABBA eher weniger revolutionären Texten und fügen sich mit Liebesliedern und ähnlich leicht verdaulichem Gehalt dem neuen Mainstream.

Wer dachte, das Maximum an Diversifizierung des Pop-Genres wäre erreicht, den erwartet in den 80er und 90er Jahren eine im wahrsten Sinne des Wortes neue Welle an Sub-Genres: New-Wave, die Neue Deutsche Welle und mehr rotieren in ihrer Popularität in und aus dem Mainstream. Boy Bands wie Take That oder NSYNC werden ein Phänomen. Währenddessen macht Michael Jackson Elvis Presley als King Of Pop Konkurrenz und Madonna ergreift das Zepter der Queen dieses Genres. Je nachdem welche Band, welche Songs, welcher Sound aktuell beliebter ist: irgendwas ist immer Pop.

Pop im Hier und Jetzt

Mit der Digitalisierung und Globalisierung in den letzten Jahren hat die klangliche Bandbreite des Pop neue Ausmaße erreicht. Jedoch zugleich ist Pop durch die Kommerzialisierung der Musikindustrie so eingeschränkt wie noch nie. Künstler ziehen ihre Einflüsse von überall her. Ausgefallene Hybrid- und Sub-Genres mit viel zu vielen Bindestrichen im Namen werden erfunden, um den neuesten Hit zu beschreiben und in das Schubladendenken der Menschen einzuordnen. Pop-Rock, K-Kop, Mandopop, Latin-Pop, Pop-Soul, Alt-Pop, Afro-Pop – mit dem Prä- oder Suffix „Pop“ lässt sich alles eingliedern.

Doch egal welchem Genre der Sound eines Liedes zugeordnet werden kann oder ob sich die Künstler:innen als Rapper oder Singer-Songwriter, als Band oder Vocal-Group bezeichnen, die Musik muss für die breite Masse leicht verdaulich sein, Lust auf mehr machen – ein „musikalischer Snack“ eben, der so lecker ist, dass möglichst Viele ihn konsumieren wollen. Dass viel Einheitsbrei rauskommt wenn Künstler:innen nur mit denselben alten Beats, Melodien und Songtexten nach der Nummer 1 in den Charts streben und versuchen mit dem gleichen Song in Grün die zweite Nummer 1 zu sichern, um relevant zu bleiben, ist klar.

Aber schlichtweg zu behaupten Pop wäre nur seicht, ohne Würze und eintönig täte dem Genre Unrecht. Die Pop-Snacks mögen vielleicht nicht immer gesellschaftskritischen Tiefgang haben, doch schließt eine Ohrwurm-taugliche Melodie auch keinen cleveren, zum Nachdenken anregenden Text aus. Gerade die Zersplitterung des Pop-Genres und der Anspruch von Musiker:innen weltweit einen individuellen aber zugleich bei allen beliebten Song zu erschaffen, macht Pop auch heute zu einem sound-technisch extrem diversen Genre. Pop bietet ein Zuhause für Songs mit Ohrwurm-Potenzial, für Songs, die man gerne hört, Songs, die universal beliebt sein können, wenn man ihnen ein Ohr schenkt. Diese universale Beliebtheit und Zugänglichkeit ist es, was letztendlich Pop die Definition von populärer Musik gibt.

Die Sprachbarriere ist keine zu hohe Hürde

Man könnte es sich also leicht machen und eine Playlist mit den aktuellen Nummer 1 Hits der Charts jeden Landes erstellen und sie Global Pop oder so nennen. Doch höchstwahrscheinlich hätte man dann mehrmals dasselbe Lied US-Amerikanischer Abstammung abwechselnd mit zum Großteil englischsprachigen Songs in der Playlist, denn Pop, sowie die meisten anderen Genres auch, ist stark von anglophonen Ländern geprägt und dominiert. Dabei lohnt es sich hier auch mal die Sprachbarriere zu überqueren, vor allem für diejenigen, die Pop aufgrund seines Einheitsbrei-Rufs nicht ausstehen können.

Die Definition eines undefinierbaren Genres

Um also die Frage „Was ist Pop?“ zu beantworten muss man sich also eher fragen „Was ist nicht Pop?“. Das Genre lässt sich nicht auf einen einzigen Sound, einen einzigen Textgehalt, eine einzige Sprache, ein einziges Land beschränken. Nicht einmal die Definition „populäre Musik“ tut Pop Genüge. Schließlich haben wir alle genug von einem Lied, sobald länger als einen Monat dreimal stündlich im Radio läuft, egal wieviel Ohrwurm-Potenzial der Chorus hat.

Vielleicht ist es deshalb am einfachsten zu sagen: Pop ist ein Spiegel der Gesellschaft, irgendwo zwischen Individualität und Mainstream, getrieben vom Konsumwahn, der Tradition und dem Drang nach Widerstand und Regelbruch. Oder schlichtweg: Pop kann alles sein und alles kann Pop sein.

Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt mit ein paar Pop Songs um die Welt zu reisen, dann ist hier der Link zur Playlist! Auf unserem Account findet ihr auch noch mehr Playlists zu anderen Genres mit Liedern aus aller Welt und die dazugehörigen Artikel wurden in der vergangenen Woche hier bei Blank veröffentlicht!