Die Vorweihnachtszeit scheint nicht mehr das zu sein, was sie sein sollte. Besinnlichkeit und selige Vorfreude weichen auch zur Weihnachten immer mehr dem Stress und der Hektik unserer Zeit.
Als Kinder haben wir den Stress der Erwachsenen als vermehrte Streitigkeiten und Unruhe im Familienleben wahrgenommen, schnelle Gereiztheit als Antwort auf Missgeschicke. Am Vorabend der Weihnachtsfeier in der Schule verbrannte dann noch eine Fuhre Plätzchen, die nicht mehr zu retten war. Aufgrund der bereits geschlossenen Supermärkte, war es auf die schnelle nicht mehr möglich nochmals Zutaten zu kaufen. Die zerbrochenen Christbaumkugeln stehen als Sinnbild für den gestörten Familienfrieden. Allerdings ist das eine gewissermaßen normale Reaktion auf die Ausnahmesituation Vorweihnachtszeit. Im Kalender drängen sich die Termine und Veranstaltungen dicht an dicht, das Weihnachtsessen muss geplant werden und die alljährliche verzweifelte Suche nach Last-Minute Weihnachtsgeschenken steht auch auf dem Programm. All das unter dem immerwährenden Drang, alles perfekt zu gestalten. Da ist es kein Wunder, wenn man in den Kaufhäusern so viele schlecht gelaunte Gesichter sieht. Die Schlangen an den Kassen erscheinen wieder unendlich lang und mit den dicken Winterjacken in den beheizten Räumen bildet sich auch langsam die ein oder andere Schweißperle auf der Stirn. Letztlich bringt die Dauerbeschallung mit den gleichen fünf Weihnachtsliedern den bereits angespannten Geduldsfaden zum Reißen.
Krankenkassen warnen jedes Jahr vor den zusätzlichen Belastungen der Vorweihnachtszeit. Deshalb empfehlen sie Ruhetage zur Erholung zwischen all den gesellschaftlichen Verpflichtungen und dem Zeitdruck einzuplanen. Es ist in Ordnung, wenn nicht immer alles perfekt ist und man nicht bei jeder Veranstaltung erscheint. Am besten ist es, nicht stur das große Ganze zu planen, sondern im Hier und Jetzt die einzelnen kleinen Vorbereitungsschritte zu genießen. Beispielsweise sollte man versuchen, sich auf den Backprozess einzulassen ohne sich zu viel Druck zu machen eine bestimmte Anzahl an Plätzchen fertig backen zu müssen, um zu verhindern in eine Stressspirale zu fallen. Geschenkideen sollten bevor man in die Stadt loszieht gesammelt werden und Stoßzeiten dabei möglichst vermieden werden. Die Vorweihnachtszeit sollte mit einem vorsichtigen Abstand betrachtet werden. Ein sich Bewusstmachen über den gesteigerten sozialen Druck ist notwendig, damit man die Entscheidung treffen kann, tief durchzuatmen. Somit kann man sich wieder auf die Besinnlichkeit einlassen.
Was nicht vergessen werden sollte, ist und bleibt, dass die Weihnachtszeit die Zeit für Familie und Freunde ist. Sie ist ein gemütliches Beisammensein in der dunklen Jahreszeit und ein Wertschätzen der Gemeinschaft. Im Gegensatz dazu ist sie sicherlich nicht das Erfüllen zusätzlicher Pflichten im teils schon übertrieben Stil.
In diesem Sinne: Eine entspannte Vorweihnachtszeit und Frohe Weihnachten!