Calligrammes nach Apollinaire – zwischen Kunst und Literatur

Dass Prüfungsleistungen spaß machen können haben Luisa Schröder und Nicole Luncz bewiesen. Durch ihre Eigeninitiative, weil Fragen ja bekannterweise nichts kostet, durften sie statt einer üblichen 0815 Leistung einen Vortrag im studio12 halten. Inklusive einer Vernissage im Eingang der Zentralbibliothek.

Das Thema des Abends war Guillaume Apollinaire und seine berühmten Kalligramme.

Aber wer war denn Apollinaire? 

Künstler. Vorreiter. Poet.

Guillaume Apollinare

Mit seiner italienischen & polnischen Abstammung war es für ihn durchaus eine Challenge für Frankreich in den Krieg zu ziehen. Gestorben ist er jedoch an einer Grippe, dennoch wurde er geehrt für den Dienst den er Frankreich geleistet hat. 

Calligramme: Gedicht, dessen Versanordnung eine Zeichnung formt. Visuelle Poesie trifft auf Typographie.

Es muss kein reiner Bruch entstehen, darf jedoch. Syntax, Satzzeichen und Polysemien sind nicht wichtig. Dechiffrieren gehört zu jedem Kunstwerk dazu, vor allem bei Kalligrammen. Ist ein Vers ein Vers? Es liegt im Auge des Betrachter. Sowie Kunst und Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt.

Appolinaire stürmte die Avantgarde. Der Symbolismus (ca. 1880-1910) wurde vor allem von Mallarmé und Baudelaire vorangetrieben. Bei ihnen liegt der Fokus auf gestaltende Typographie. Bekannte Vertreter sind unter anderem Munch und Klimt, beide jedoch nicht Franzosen.

Avantgarde kommt aus dem militärischen Jargon und heißt so viel wie Vorkämpfer, Wegbereiter oder Vorhut. Deshalb wurde auch die Strömung danach benannt, dass Politik + Gesellschaft ein größeres Thema sind spielt dem ganzen natürlich in die Karten. Das Aufbrechen von Grenzen, vor allem nach Krieg(en) passt demnach auch sehr gut zu dem Begriff. Die Bewegung dient sehr als Katalysator, und steht sehr für Umbrüche und hat oft Gegensätze wie Krieg & Frieden als Motiv und Thema.

Das Ziel hierbei: Kunst von allen für alle!!

Alltägliches kann zur Kunst werden. Und wir auch zur Kunst. Kunst kann alles oder nichts sein.

Gesellschaftliche Rekonstruierung erfolgt hier durch: visuelle Poesie. Avantgarde wird immer wieder kommen. Ob es wieder so eine große Strömung sein wird, eine kleinere oder viele winzige wird sich zeigen. Beispiele wären die Studentenbewegung der 68’ oder sehr aktuell die Klimaaktivisten. 

Krieg wurde zu Appolinaires Zeiten als was gutes gesehen, es stand nämlich für Veränderung, Aufbruch und Wandel. Jedoch wurden auch die negativen Seiten wie Verlust, Unsicherheit und Trauern betrachtet. Bombeneinschläge waren schön, die Lichtspektakel waren neu. Die Folgen einer solchen Detonation sah man erst später: Tod und Verderbnis.

Nach einer kurzen Einführung in das Thema: Appolinaire und seine Calligramme gab es noch eine offene Diskussion mit Prof. Dr. Marina Hertrampf und Veronique Coiffet. Unter anderem ging es um die Folgenden Punkte:

Aktuelle Krisen sind Covid, Natur, Ukraine.  Die große Frage hier wäre: Was ist Kunst? Eben keine Avantgarde wenn es akzeptiert wird. 

Haben Menschen denn dazu gelernt? Wohl weniger, wir sind bedingte Machtwesen, dies sieht man am Kommunismus oder dem Sozialismus. Und welches System ist denn das beste? Macron/Israel/Ukraine? Da gibt es eben nur einen Weg dies herauszufinden, und wir sind mitten drin und live dabei.

Eines ist jedoch gewiss, alle 50-100 Jahre wiederholt sich alles wieder. Es bleibt also spannend, im guten wie im schlechten Sinne. 

Wie kann Kunst nun helfen? – Katalysator. Was auch immer gut ist.

Der Abend wurde mit einer kreativen Aufgabe für alle Zuhörer beendet. Stifte, Papier und ein bunter Mix an Anregungen lagen bereit und wurden verteilt. Wir sollten unser eigenes Calligramme kreieren. Eine kleine Brainstorm Pause später und die ersten Skizzen nahmen Form an. Danach haben wir uns an die eigentliche Leinwand getraut.

Hier ein paar Eindrücke des Abends eingefangen von François Weinert:


Unsere Kunstwerke werden im Vorraum der Zentral Bibliothek ausgestellt. Vom 31.05 bis zum 14.06 kann man sich diese ansehen. Aber nicht nur wir stellen aus, in Kooperation mit Calligrammes der Studierende der Pondicherry University in Puducherry (Tamil Nadu, Indien) hängen die Kunstwerke in der Z-bib.