Bild via Rebecca Bieling

2. Advent: Mehr als Schokolade mit Schuss -Warum „Lumumba“ kein Getränk sein darf

Es ist wieder Weihnachtssaison. Oder anders: Saison des Weihnachtsmarktes und der alkoholischen Heißgetränke. Die Saison für Rassismusreproduktion oder das Verharren auf dem Recht, ein Kakaogetränk mit Schuss „Lumumba“ zu nennen, ist allerdings längst vorbei.

Denn es ist keine Ehrung, dass nach Patrice Lumumba ein Getränk benannt wurde, und nein, es ist auch kein aus der Luft gegriffenes Problem, mit dem sich Menschen beschäftigen, weil sie sich nicht den wirklichen Problemen des Lebens widmen möchten oder nichts Besseres zu tun hätten. Ein Mann sollte nach seinem Tod geehrt oder zumindest nicht entehrt werden. Es ist wahr, dass die Umbenennung eines Kakaogetränks nicht unbedingt auf Platz 1 der Problemliste des Landes oder der Welt gehört. Aber in einer Zeit, in der die Welt live und in Farbe zu schauen kann, wie Menschen durch Bomben, Hunger und Naturkatastrophen ums Leben kommen, in einer Zeit, in der Probleme wie der Klimawandel und wirtschaftliche Krisen die Welt ins Chaos stürzen und oft nur Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit bleibt, ist die Umbenennung eines Kakaogetränks ein Problem, das sich schnell und einfach lösen lässt. Ein kleines bisschen Hoffnung für die Gesellschaft.

Wer war Patrice Lumumba überhaupt?

Patrice Lumumba war der erste frei demokratisch gewählte Premierminister der Demokratischen Republik Kongo, der zuvor viele Jahre für die Unabhängigkeit des Landes gekämpft hatte. Er war nicht nur ein Freiheitskämpfer, sondern auch ein Vorreiter der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen. Er war ein Mann ohne Furcht, einer, der dem belgischen König offen ins Gesicht sagte, was für Gräueltäter und Verbrecher er, König Baudouin, und sein Großvater König Leopold II. waren. Der den westlichen Mächten offen von seiner Vision eines völlig unabhängigen Kongo und Afrikas erzählte. Und das zu einer Zeit, als viele Teile des Kontinents noch unter Kolonialherrschaft standen. Seine Vision war es, die kolonialen Verbrechen im Kongo aufzuarbeiten und die Rohstoffminen des Landes zu verstaatlichen, um sie der Bevölkerung, die lange unter der Kolonialmacht Belgien leiden musste, zugute kommen zu lassen.

Damit offenbarte er den Kolonialmächten, dass der bisher freie Zugang zu diesen für sie militärisch wichtigen Ressourcen künftig verwehrt sein würde. Das passte natürlich vielen westlichen Staaten nicht, allen voran Belgien und die USA. Deshalb schmiedeten beide Länder einen Plan, um Patrice Lumumba zu ermorden. Sie zettelten wenige Monate nach der Wahl Patrice Lumumbas zum Premierminister einen Putsch an, angeführt von einem engen Vertrauten Patrice Lumumbas. Sie entmachteten und entführten Patrice Lumumba, um ihn zu foltern, zu erschießen, zu zerstückeln und in Säure aufzulösen.

Der einzige Überrest von Patrice Lumumba ist sein Zahn und seine Vision von einem völlig freien Kongo und Afrika.

Der Zahn wurde erst 60 Jahre nach seinem Tod von Belgien an seine Hinterbliebenen zurückgegeben. Patrice Lumumba war und ist ein Symbol für den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit in Afrika und sollte mit dem entsprechenden Respekt geehrt werden. Ein Festhalten am kolonialen Rassismus, der Schwarze Menschen gerne mit Objekten wie Schokolade gleichsetzt, ist das Gegenteil davon. Es ist stark zu bezweifeln, dass ein Mann, der so furchtlos für die Unabhängigkeit seines Landes gekämpft hat und dafür mit seinem Leben bezahlen musste, sich durch die Benennung eines Getränks geehrt fühlen würde, das seinen grausamen Tod verhöhnt und lächerlich macht. Es ist nicht nur eindeutig rassistisch, sondern auch eine Beleidigung und ein Schlag ins Gesicht seines Kampfes, des Kampfes anderer wie er, seiner Arbeit und der Opfer, die er bringen musste, um den Kongo und den afrikanischen Kontinent von den Kolonialmächten zu befreien und in die Unabhängigkeit zu führen.

Wenn Menschen also sagen, dass „Lumumba“ kein Getränk ist, dann meinen sie das auch so und ziehen nicht irgendwelche Probleme an den Haaren bei. Sie ehren damit Patrice Lumumba und sein Opfer. Und jede Person, die, nachdem sie die Bedeutung hinter dem Namen Patrice Lumumba kennt, weiterhin ein Kakaogetränk mit Schuss so nennt, entehrt ihn und seinen Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit.