Eine todkranke Mutter bittet ihre Familie ein letztes Mal zu Tisch.
Der Film beginnt. Die erste Szene zeigt die im Bett liegende Rentnerin Esther (Ghita Nørby), die nachdenklich das Ziffernblatt ihres Weckers betrachtet und zusieht, wie die Sekunden verrinnen – denn viel Zeit bleibt ihr wirklich nicht mehr: Esther ist unheilbar an ALS erkrankt. Deshalb haben sie und ihr Ehemann Poul (Morten Grunwald) beschlossen, ihre zwei Töchter mitsamt Lebenspartnern und Enkelkind über das Wochenende zu sich einzuladen, um noch ein allerletztes Mal ein gemeinsames Weihnachtsessen zu erleben. Und es wird das letzte sein, denn sobald die Familie wieder abgereist ist, möchte Esther sich umbringen.
In diesem Drama trifft eine Gruppe von Charakteren aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Zunächst haben wir Poul, der der Ruhepol der Familie und Esthers Stütze zu sein scheint. Dann haben wir das grundverschiedene Geschwisterpaar Heidi (Paprika Steen) und die jüngere Sanne (Danica Curcic): Während Heidi voll und ganz darauf konzentriert ist, ihrer Mutter ein schönes letztes Wochenende zu bescheren, zieht Sanne sich immer wieder zurück und bemitleidet sich selbst. Ihr wenig sensibler Freund Dennis (Pilou Asbæk) ist da keine große Hilfe, denn der scheint nur sein Marihuana im Kopf zu haben.
Das Zentrum des Films liegt gänzlich auf der Familie, wie man bereits am Ort des Geschehens sehen kann. Wir befinden uns in einem idyllischen Haus mitten auf dem Land, völlig abgeschottet von jeglicher Zivilisation. Die Familie wird hier von nichts abgelenkt und nun schonungslos mit Esthers bevorstehendem Tod konfrontiert. So ist es nur verständlich, dass Esthers Töchter, die zunächst mit ihrem Entschluss zum Suizid einverstanden waren, langsam ins Zweifeln geraten.
Von ein paar humorvollen Stellen abgesehen, ist die Grundstimmung des Films eher bedrückend. Dennoch gelingt es Bille August, dem Zuschauer ein so kritisches Thema, wie den selbstbestimmten Tod im Krankheitsfall, sanft und unaufdringlich näher zu bringen, ohne es zu groß zu bewerten. Der Film erschlägt den Zuschauer nicht mit überdramatischen Darstellungen, sondern gibt einen sanften Anstoß dazu, sich über das Thema Gedanken zu machen und zu hinterfragen, wie man selbst in so einer Situation reagieren würde.
Mit „Silent Heart“ hat Bille August ein ruhiges Familiendrama geschaffen, das sowohl inhaltlich als auch optisch überzeugt und von der starken Leistung der Schauspieler unterstützt wird. Also schnappt euch eure Popcorntüten und stürmt den Kinosaal!
Ab Donnerstag könnt ihr „Silent Heart“ im Scharfrichter Kino in Passau selbst erleben.
Kinostart: 24. März 2016
Dauer: 95 min.
Regie: Bille August
Darsteller: Ghita Nørby, Morten Grunwald, Paprika Steen, Danica Curcic, Pilou Asbæk, Jens Albinus, Vigga Bro, Oskar Sælan Halskov
Nationalität: Dänemark