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Anstoß – Rückblick auf den 12. Spieltag der Bundesliga

Taumelnde Dortmunder, Hamburg in gewohnter Manier, die Kölner am Boden und der Videobeweis erneut im Fokus – der zwölfte Spieltag der Bundesliga.

VFB Stuttgart – Borussia Dortmund

Pierre-Emerick Aubameyang wurde noch vor der Begegnung wegen „disziplinarischen Gründen“ aus dem Dortmunder Kader gestrichen, da er wiederholt zu spät zum Training erschienen ist. Trainer Bosz hielt an seinem 4-3-3 System fest und ersetze den Mann aus Gabun im Sturmzentrum mit André Schürrle. Beim VFB gab es hingegen erfreulichere Nachrichten beim Personal: neben Holger Badstuber kehrte auch Christian Gentner wieder zurück. Der Kapitän der Schwaben konnte erstmals seit dem vierten Spieltag wieder für Stuttgart auflaufen, nachdem er sich in der Partie gegen Wolfsburg einen Bruch der Augenhöhle zugezogen hatte. Nur etwa fünf Minuten sollte es dauern, bis seine Mannschaft in Führung gehen würde. Marc Bartra schiebt bei einem einfachen Rückpass den Ball so an das Schienbein seines Keepers, dass dieser von Bürki direkt zu Akolo springt, der daraufhin problemlos auf 1:0 stellen konnte. Die Dortmunder Bemühungen um den Ausgleichstreffer sollten jedoch erst zum Ende der ersten Halbzeit belohnt werden: den durch Pavard verursachten Handelfmeter von Schürrle konnte Ron-Robert Zieler noch parieren, beim Nachschuss von Philipp musste er sich geschlagen geben.

In der zweiten Halbzeit sollte VFB Trainer Wolf ein gutes Gespür beweisen, als er mit Akolo seinen Torschützen verletzungsbedingt durch Josip Brekalo ersetzen musste, der dann in der 51. Spielminute das 2:1 erzielen konnte und somit Stuttgart zum fünften Heimsieg der Saison verhilft. Der BVB muss die dritte Niederlage in den letzten vier Pflichtspielen hinnehmen. Mit Tottenham am Dienstag und Schalke am Samstag warten schwierige Spiele auf eine angeschlagene Dortmunder Mannschaft, die mit neun Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze nun wohl endgültig sämtliche Meisterschaftsambitionen begraben muss.

Bayern München – FC Augsburg

Hochklassig besetzt war die Tribüne der Münchner beim bayerischen Derby in der Landeshauptstadt. Manuel Neuer, Franck Ribéry, Thomas Müller und Thiago sahen zu, wie ihre Kollegen nahtlos und ohne Probleme an den Auswärtssieg in Dortmund anknüpfen konnten. Auffallend stark spielte Arturo Vidal. Der Chilene geriet in den letzten Wochen durch private Eskapaden in Discotheken und überschaubare Leistungen auf dem Feld in die Kritik. Seine Reaktion: ein Tor und ein Assist. Das entstandene Chaos im Augsburger Strafraum nach einem Freistoß von James konnte er 30 Minuten nach Spielbeginn nutzen um dann mit einem Drehschuss zur Führung der Roten zu treffen. Etwa sieben Minuten nach dieser Szene gewann er einen Zweikampf an der Mittellinie und legte perfekt für Robert Lewandowski auf.

Das sollte aber nicht der einzige Treffer des Polen sein (der übrigens nun mit blonder Haarpracht auf Torejagd geht), der in der 49. Minute nach lehrbuchmäßiger Flanke von Kimmich den 3:0 Endstand erzielte. Der FCA musste den Bayern und deren Ballbesitzwert von über 70% den Großteil des Spiels hinterherlaufen. Humorlos und effizient baut der FCB seinen Vorsprung in der Tabelle um sechs Punkte aus und kann zuversichtlich auf die Begegnung der Champions League Gruppenphase blicken, wo der Gegner am Mittwoch RSC Anderlecht heißen wird.

TSG 1899 Hoffenheim – Eintracht Frankfurt

Für etwa 80 Minuten konnte Frankfurt den dritten Platz in der Tabelle einnehmen und somit von der Teilnahme der europäischen Königsklasse träumen. Passend, dass es der „Prinz“ war, der dies der Eintracht in der 13. Minute ermöglichte. Mit einem unberechenbaren Fernschuss aus gut 20 Metern überraschte Kevin-Prince Boateng Torwart Oliver Baumann, der zu weit vor seinem Kasten stand und dem Ball nur noch hinterherschauen konnte. Das Team von Trainer Niko Kovac zeigte sich selbstbewusst und defensiv gut organisiert, kam jedoch zugleich auch zu weiteren Chancen wie in der 78. durch Rebić. Hoffenheim in Form von Nationalspieler Sandro Wagner scheiterte noch vor der Halbzeit am Pfosten. Wagner – selbst gebürtiger Münchner und ausgebildet in der Bayern-Jugend – wird im Moment mit einem Wechsel zum FCB in Verbindung gebracht. Die sind auf der Suche nach einem Ersatzspieler für Lewandowski. Gegen Frankfurt sollte er nicht mehr treffen. Dies gelang erst Mark Uth in der 91. Minute. Nach einer tollen Vorbereitung von Serge Gnabry machte er das 1:1 und beendet den kurzzeitigen Höhenflug der Eintracht – zumindest vorerst.

Bayer 04 Leverkusen – RB Leipzig

Trainer Heiko Herrlich ließ die Werkself in offensiver Grundordnung und Dreierkette auflaufen, mit Admir Mehmedi auf der (für ihn ungewohnten) Position als verkappter Rechtsverteidiger auf dem Flügel. Diese Entscheidung sollte sich als wenig ergiebig erweisen. Nach 13 Minuten hielt er Sabitzer im eigenen Strafraum fest. Die Folge: eine gelbe Karte und Strafstoß Leipzig. Länderspiel-Torschütze Timo Werner verwandelte sicher. Den Ausgleich vergab Julian Brandt in der 37. Minute, als er eine Großchance gegen den Leipziger Torwart nicht verwerten konnte. Teamkollege Bailey war sieben Minuten später erfolgreicher und erzielte das 1:1. Diskutiert wurde hier vor allem die Szene unmittelbar zuvor: nach einem Zweikampf mit Charles Aránguiz blieb RB-Mittelfeldspieler Keïta am Boden liegen. Der Schiedsrichter lässt laufen; Leverkusen spielt den Ball nicht in das Aus und somit hatte Kohr die Möglichkeit, den Treffer aufzulegen.

Aufregung gab es auch in der zweiten Halbzeit. Nachdem der schwache Mehmedi für Youngster Henrichs ausgewechselt wurde, durfte dieser bereits in der 52. Minute wieder duschen gehen. Handspiel auf der eigenen Torlinie. Glatt Rot und zweiter Elfmeter für Leipzig. Dieses mal ist Forsberg vom Punkt erfolgreich, auch wenn Bernd Leno die Ecke ahnte. In Unterzahl bewies Bayer aber noch einmal richtig Moral und konnte völlig verdient in der 74. Minute nach tollem Volleyschuss von Volland den Ausgleich erzielen und sich somit noch einen Punkt sichern.

1. FSV Mainz 05 – 1. FC Köln

Auch zu Beginn der Karnevalszeit gibt es in Köln weiterhin wenig zu lachen. Mit nur zwei Punkten liegt man abgeschlagen auf dem letzten Platz der Tabelle. Nur vier Tore in zwölf Spielen. Trainer Stöger hat große personelle Sorgen und dann ist da ja noch die Sache mit dem Videobeweis. Kaum ein anderes Team war in so viele strittige Situationen verwickelt wie die Kölner. Und natürlich musste es auch an diesem Spieltag wieder soweit sein. Das Spiel war 44 Minuten alt, als der Mainzer Pablo de Blasis im gegnerischen Sechzehner beim Dribbling zu Fall kam. Referee Brych entschied auf Elfmeter. Die Wiederholung zeigte, dass es einen Kontakt von Abwehrspieler Sörensen gab, de Blasis diese Einladung aber mehr dafür nutzte, an seiner eigenen Interpretation der Schwalbe zu arbeiten. Auch nach Rücksprache mit dem Videoassistenten blieb Brych bei seiner Entscheidung. Den Monitor am Spielfeldrand suchte er nicht auf, um sich die Bilder selbst nochmal anzusehen. Es entwickelte sich ein hart umkämpftes Spiel.

Chancen gab es aber hauptsächlich durch Standardsituationen. Stöger reagierte und brachte mit Osako und Pizarro seine einzigen zwei offensiven Alternativen. Rückkehrer Córdoba zeigte erneut, dass er kein Ersatz für den abgewanderten Anthony Modeste im Sturm darstellt. Den zweiten Höhepunkt eines rabenschwarzen nachmittags für das Gespann der Unparteiischen stellte die 71. Minute dar: nach einem Zweikampf gingen Donati und Bittencourt zu Boden. Als der Kölner Donati aufhelfen wollte, „schlug“ dieser Bittencourt leicht an den Arm, der daraufhin schauspielernd mehr daraus machte, als eigentlich war. Brych bewertete die Szene als eine Tätlichkeit des Mainzer Spielers. Platzverweis für Donati. Der 1. FC konnte die Überzahlsituation jedoch nicht nutzen und bleibt somit auch nach dem zwölften Spiel sieglos. Brych hat seinen Fehler nach der Partie eingestanden. Den Kölnern hilft dies nicht weiter.

VFL Wolfsburg – SC Freiburg

In Wolfsburg musste man sich die Frage stellen, ob überhaupt noch ein anderes Ergebnis als ein Unentschieden möglich ist. In den letzten acht Pflichtpartien spielten die Wölfe sieben mal Remis. Nur drei Minuten sollte es dauern, bis Yannick Gerhardt das erste Tor für die Gastgeber im strömenden Regen von Wolfsburg erzielte. Yunus Malli erhöhte nach einer halben Stunde den Vorsprung auf zwei Tore nach Vorarbeit von Didavi. Dieser hatte bereits das erste Tor eingeleitet und seine starke Leistung in der 55. Minute fast gekrönt, als er sich selbst beinahe in die Torschützenliste eingetragen hätte. Auch in Wolfsburg sollte der Videobeweis ein Thema werden. Nachdem Abwehrspieler Koch Malli auf das Bein trat, ließ der Unparteiische der Partie die Szene vom Videoassistenten prüfen. Einen Platzverweis gab es hier nicht; Koch sah die gelbe Karte für sein hartes Einsteigen.

Nach der Halbzeit war es vor allem Freiburgs Torwart Alexander Schwolow zu verdanken, dass die Breisgauer noch im Spiel geblieben sind. Den Anschluss konnte dann Leicester City-Leihgabe Kaputska nach einem schönen Solo in der 68. Minute erzielen. Hoffnung konnte Freiburg daraus allerdings nicht lange schöpfen, da Malli zwei Minuten später mit seinem Doppelpack den 3:1 Endstand herbeiführte. Die Wölfe beweisen, dass sie auch noch Siegen können und Freiburg bleibt mit fünf Niederlagen in den letzten sechs Auswärtsspielen erschreckend schwach auf gegnerischem Rasen.

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach

Nach nur 20 Minuten schien das Abendspiel am Samstag des zwölften Spieltags bereits entschieden. Im Berliner Olympiastadion gelangten die Gastgeber mit 0:3 in Rückstand. Lars Stindl, der bereits im vergangenen Länderspiel gegen Frankreich eine Niederlage der deutschen Mannschaft verhindern konnte, traf nach fünf gespielten Minuten. Der Videoassistent sollte auch in Berlin eine Rolle spielen: nachdem Rekik einen Schuss von Stindl mit der Hand ablenkte, entschied Schiedsrichter Dankert erst nach Rücksprache mit dem Videoassistenten auf einen Handelfmeter für Gladbach. Hazard erhöhte auf 0:2.

Trainer Hecking setzte in der Partie von Beginn an auf den zuletzt formschwachen Raffael in der Startelf. Dieser sollte das Vertrauen seines Trainers belohnen und brachte die Fohlen mit einem technisch ansprechenden Tor aus 20 Metern mit drei Treffern in Führung. Gladbach nahm sich dann zu stark zurück und mussten so vor der Pause das 1:3 durch Ibisevic hinnehmen. Der Berliner Stürmer scheiterte zudem kurz darauf zweimal am Aluminium. Mehr Glück hatte da Mitchell Weiser: in der 71. Minute traf er ebenfalls den Pfosten, doch dieses mal mit besserem Ausgang für die Hertha. Das 2:3 blieb jedoch nicht lange bestehen, da Raffael sechs Minuten später nach Vorlage Herrmann das 2:4 erzielte. Bei diesem Ergebnis sollte es dann bleiben.

FC Schalke 04 – Hamburger SV

Bei der Partie am Sonntag Nachmittag hatte der FC Schalke die Möglichkeit, mit einem Erfolg über den HSV auf den zweiten Tabellenplatz zu klettern. Die Norddeutschen hingegen wollten auf dem Sieg der letzten Woche über den VFB aufbauen und so weiter Abstand gewinnen zum Relegationsplatz. Schnell ließ sich jedoch erkennen, dass dieses mal wieder der „alte“ HSV auf dem Platz stand – offensiv ohne große Einfälle und defensiv nicht stabil. Daran konnten auch die beiden Hoffnungsträger Arp und Ito in der Startaufstellung nichts ändern. Ito lieferte eine schwache Partie ab und wurde nach nur 35 Minuten für Luca Waldschmidt ausgewechselt. Verhindern konnte der das 1:0 durch einen verwandelten Foulelfmeter von di Santo nach einem Foul von Jung an Konoplyanaka jedoch auch nicht. Die Hamburger bemühten sich um eine Reaktion, die in der 56. Minute beinahe erfolgt wäre, als Hunt nach starker Vorbereitung von Arp den Ball an den Pfosten setzte.

In der 74. Minute kam es zur Rudelbildung, als Meyer die Ausführung eines Freistoßes verhinderte. Als dieser vom Schützen Jung zur Seite geschoben wurde, ließ sich Meyer übertrieben fallen. Papadopoulos tat seinem Unmut offen kund und schrie auf den am Boden liegenden Meyer ein, wofür alle drei Akteure die gelbe Karte sahen. Ein übermäßig emotionales Spiel wurde es dennoch nicht mehr, da Guido Burgstaller in der 78. Minute mit dem 2:0 die Vorentscheidung für die Schalker brachte. Mehr als ein zumindest bemühtes Auftreten kann man dem HSV nicht attestieren. Die Königsblauen schaffen somit den Sprung auf Platz zwei hinter den Bayern und dürften mit Blick auf das Derby gegen Dortmund am Wochenende mit fünf Siegen aus sechs Spielen selbstbewusster in die Begegnung gehen, als die Rivalen in Schwarz-Gelb.

Werder Bremen – Hannover 96

Drei Punkte trennten die Bremer vom Tabellenletzten Köln. Bei Hannover zeigte sich ein anderes Bild: ein Sieg würde Rang vier für den Aufsteiger bedeuten. In einer verregneten ersten Hälfte der Partie waren es die Bremer, die besser in das Spiel fanden. Beiden Seiten fehlte jedoch die Genauigkeit im Offensivspiel. Bezeichnend, dass ein Freistoß von Werders Kapitän Junuzović in der 23. und ein abgefälschter Fernschuss von Hannovers Sorg in der 30. Minute die mitunter besten Aktionen darstellten. Bremen konnte sich zum Ende der Halbzeit ein Plus an Chancen erarbeiten und belohnte sich in der 39. Minute durch das zweite Saisontor von Bartels, nachdem er den Ball von Max Kruse zugesteckt bekommen hatte.

Praktisch mit Wiederanpfiff des Spiels hatten die Hannoveraner die große Gelegenheit um auszugleichen, aber Harnik konnte Torwart Pavlenka nicht überwinden, der im Duell gegen ihn lange stehen blieb. Ein erneuter Konter der Bremer führte dann zum 2:0 für die Gastgeber durch Kruse. In der 59. Minute revanchierte sich Bartels und legte für Kruse auf, der keine vier Minuten für seinen Doppelpack brauchte. Gleiche Konstellation in der 77. Minute, wieder ein Tor: Kruse traf und Bartel bereitete vor. Ein überzeugender 4:0 Heimsieg für Werder am Ende des zwölften Spieltags.

 

Unter dem Titel „Anstoß“ blickt Autor Michael Müllinger bei blank jede Woche auf den letzten Spieltag der deutschen Fußball Bundesliga zurück, um dabei über die wichtigsten und ungewöhnlichsten Geschehnisse auf und neben dem Platz zu berichten.

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