Birgit Grimbs vor ihrem Werk „Frau mit Goldkette“
Alle zwei Jahre stellt die Künstlergruppe der Lebenshilfe Passau ihre gesammelten Werke der Öffentlichkeit vor. Die Kunst- und Gestaltungstherapeutin Angela Aiginger unterstützt die Menschen mit geistiger Behinderung dabei sich auf kreative Art und Weise auszudrücken und bringt so verborgene Talente ans Licht.
Die Ausstellung kann noch bis zum 28. Januar 2018 im Café Unterhaus in Passau besichtigt werden.
Eine Frau, zwei Blumen.
Es ist Donnerstagabend, im Café Unterhaus in der Passauer Altstadt spielt leise Musik. Links von der Eingangstür sitzen zwei Schachspieler konzentriert über das Spielbrett gebeugt, am Tisch gegenüber unterhält sich ein Pärchen mit je einem Glas Rotwein in der Hand.
Um kurz vor sieben öffnet sich die Tür und ein Schwung aufgeregter Menschen kommt herein. Die Schachspieler blicken auf, als einige der neuen Gäste anfangen im Café hin und her zu laufen und auf die Bilder an den Wänden deuten. Eine junge Frau hat ihr Werk bereits entdeckt – zwei strahlend rote Blumen auf schwarzem Hintergrund. Bei der Künstlerin handelt es sich um Birgit Grimbs, die bereits seit sieben Jahren begeistert in der Künstlergruppe der Lebenshilfe Passau malt. Sie erzählt: „Am liebsten male ich mit Acryl- und Wasserfarben.“ Die Ideen für ihre Bilder kommen ihr spontan, bei der Ausarbeitung lasse sie sich Zeit. Drei Wochen hat sie an ihrem diesjährigen Lieblingsbild „Zwei Blumen“ gearbeitet, welches nun in der Ausstellung im Café Unterhaus noch bis zum 28.01.2018 bewundert werden kann.
Alle zwei Jahre findet die Ausstellung der Künstlergruppe statt. Heute Abend ist die Vernissage, der Zeitpunkt, die über zwei Jahre hinweg gesammelten Werke der Öffentlichkeit präsentieren zu können.
Das Café hat sich in der Zwischenzeit gut gefüllt, Sekt und Orangensaft werden an die Gäste und die Künstler verteilt. Oberbürgermeister Jürgen Dupper und Angela Aiginger, Kunst- und Gestaltungstherapeutin, begrüßen die Versammelten. Dominik Hobelsberger stimmt mit seiner „Quetschen“, wie es Dupper nennt, mit einigen Liedern die Besucher auf den Abend ein. Die Anwesenden wippen und singen zur Akkordeon-Musik mit, anschließend verstreut sich die Menge, um die im ganzen Café verteilten Bilder anzuschauen.
Es dauert keine halbe Stunde, bis die ersten Gemälde neue Besitzer gefunden haben. Auch das Bild „Kuh“ von Birgit Grimbs ist darunter. Die Käuferin zeigt sich sehr glücklich über die Errungenschaft. Das Bild sei so lebendig und unverfälscht, dass sie es direkt angesprochen habe. Sie freut sich, die Künstler auf diesem Wege unterstützen zu können und wünscht ihnen weiterhin viel Erfolg.
Die Künstlergruppe wird von Angela Aiginger angeleitet, die das Projekt bereits seit zehn Jahren unterstützt. Es ist ihr wichtig, den Künstlern Freiraum zu lassen, sich selbst zu entfalten. „Einige arbeiten selbstständig, andere brauchen Anregungen.“ Oft reichen hierbei bereits Fotos oder Zeitungen für die Inspiration aus. Aigingers Aufgabe ist es, die Talente aus therapeutischer und künstlerischer Sicht zu fördern. Doch die Ansprüche der Künstler selbst gehen weit auseinander. Manche der Teilnehmer seien sprachlich und geistig fitter und hätten dadurch einen höheren Perfektionsanspruch. „Das macht es schwieriger, sie davon zu überzeugen, dass ihr Schaffen wirklich gelungen ist.“ Das Projekt bietet aber auch den Menschen, denen es schwer fällt, sich verbal zu äußern, die Möglichkeit, Gefühle und Gedanken durch das Kunstwerk auszudrücken.
Einer der Künstler, der bereits große Erfolge feierte ist Ade Böhmisch. Seit über zehn Jahren ist er in der Künstlergruppe aktiv. Vergangenes Jahr hat er den ersten Preis bei der Kunst.Preis Verleihung für Menschen mit geistiger Behinderung gewonnen. Heute sind fünf Bilder von ihm ausgestellt, die zum Teil unterschiedliche Stile präsentieren.
Das liegt auch daran, dass die Teilnehmer der Künstlergruppe die Möglichkeit haben mit unterschiedlichen Materialien zu experimentieren.
So sind auch die diesjährigen Bilder der Ausstellung von verschiedenen Stilrichtungen geprägt. Harry Winterstein, der seit fünf Jahren Mitglied der Künstlergruppe der Lebenshilfe Passau ist, bemerkt: „Das Ergebnis ist nie gleich. Wann ein Bild fertig ist, hat man im Gefühl.“
Eine Aussage, der jeder Künstler ohne weiteres zustimmen würde.