Bildquelle: Arved Fuchs

Auf Arktis-Expedition im Audimax

Die Arktis – Eine Welt im Wandel: Ein Vortrag von Polarforscher Arved Fuchs

Am Montag, den 21.10.2024 verwandelte sich unser Audimax in ein Expeditionsboot, das nicht nur einmal die Eislandschaften dieser Erde durchquerte. Schon seit den Einführungswochen konnte man die Plakate mit dem Titel die Arktis – eine Welt im Wandel kaum übersehen. Der Verein GeoComPass e.V. organisierte die Veranstaltung, welche als Highlight-Vortrag angekündigt war. Der Eintritt kostete 15 Euro, und das nicht ohne Grund: In einem knapp dreistündigen Vortrag beeindruckte Arved Fuchs die Zuhörenden mit Bildern, Videoaufnahmen und den Erzählungen seiner unzähligen Seefahrten zum und durch das Eis. Die Veranstaltung beginnt an dem Abend mit einer kurzen Begrüßungsrede von dem Präsidenten des GeoComPass e.V. und Professor für regionale Geographie der Universität Passau, Werner Gamerith. Kurz stellt Gamerith den Referenten Arved Fuchs vor und begrüßt das Publikum. Fünfzehn Minuten später beginnt Arved Fuchs dann selbst mit seinem Vortrag. Das Audimax wird dunkel, die Leinwand hell.

Arved Fuchs auf Expedition
Bildquelle: Arved Fuchs

Arved Fuchs, geboren 1953 in Bad Bramstedt, ist ein deutscher Polarforscher, Seefahrer, Abenteurer und Expeditionsleiter. Er ist bekannt für seine zahlreichen Expeditionen in die Arktis und Antarktis. Außerdem setzt er sich aktiv für den Schutz der Meere ein. Mit seinem antiken Segelschiff leitet er beispielsweise die OCEAN CHANGE-Expeditionen, die seit 2015 die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane dokumentieren. Darüber hinaus ist Arved Fuchs als UN-Botschafter für Ozeanforschung tätig. Er sagt dazu in einem Interview mit Blank!, dass er schon immer ein politisch denkender Mensch gewesen sei und an dem politischen Ring dieser Zeit teilhaben möchte. Deshalb engagiert Arved Fuchs sich auf verschiedene Weise.

Schon als Jugendlicher habe er das Bedürfnis verspürt, die kalten Regionen der Erde zu erforschen, erzählt er dem Publikum. Um sich auf seine Mission vorzubereiten, verbrachte er Nächte in einem Kühlhaus eines Schlachthauses – heute sei das wohl kaum mehr möglich, da gebe es zu viele Vorschriften – witzelt Arved während des Vortrags. Seine erste Reise führt ihn im Jahr 1977 nach Kanada. Er sagt selbst, dass er seine Reisen als Abenteurer begann, mittlerweile seien es aber eher Expeditionen, auf denen er auch eng mit Forschenden zusammenarbeite. Mithilfe von atemberaubenden Bildern und Videos nimmt Fuchs sein Publikum an diesem Abend im Audimax mit auf viele seiner Expeditionen über die ganze Erdkugel. Egal ob Grönland, Island, Sibirien, Arktis, Antarktis, Nord- oder Südpol. Überall, wo die Erde großflächig vereist ist, scheint Arved Fuchs schon gewesen zu sein. Und das nur mit seinem relativ kleinen, antiken Segelboot aus Holz: seine Dagmar Aaen. Zusammen mit seiner Crew – darunter immer mal wieder Arveds Frau, Brigitte Ellerbrock, bezwingt er unter anderem die Meerenge der Beringstraße, die zwischen dem amerikanischen und asiatischen Kontinent liegt. Die schwierige Nordwestpassage an der Nordküste Nordamerikas, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, durchquert er gleich zwei Mal. Hier und da müssen auch mal hungrige Eisbären verjagt werden. Zu diesen gefährlichen Situationen sagt Arved: „Ich bewege mich übers grönländische Inlandeis genauso selbstverständlich wie über die Hamburger Flaniermeile. Das sind zwei Lebenswelten, jede mit ihren Gefahrenpotentialen aber auch ihren Attraktionen.“ Er lebe eine Art Parallelleben in zwei Welten, fügt er hinzu. Was für uns so exotisch und gefährlich scheint, sei in der vereisten Welt so normal wie in unserer Welt Autofahren. Und trotzdem muss man mit den ständigen Bedrohungen durch Mutter Natur umgehen können, dazu sagt Arved Fuchs: „Man darf nicht ängstlich sein, aber man darf auch nicht irgendwie tollkühn sein. Man muss den Respekt vor der Natur bewahren, ohne in Verzweiflung auszubrechen. Bei mir ist das eine Art Trotzreaktion; wenn es hart auf hart kommt ist meine Philosophie: ’never give up, jetzt erst recht‘.“ Das sei für ihn mittlerweile Normalität geworden, da er schließlich regelmäßig damit umgehen müsse. 

Die Dagmar Aaen
Bildquelle: Arved Fuchs

Abgesehen von diesen konkreten Herausforderungen während seiner Reisen gibt es aber noch eine viel größere, weniger greifbare Gefahr, die er mit seiner Arbeit bestmöglich zu bewältigen versucht: Die Klimakrise und das Schmelzen des Eises. Auch das ist Thema seines Vortrages im Audimax: zwischen den spannenden Bildern und Geschichten erzählt Arved auch von schockierenden Ereignissen. Tourist:innen, die Haifischfleisch und Delfinfleisch essen würden, einfach, weil sie denken es sei eine Delikatesse, `die man mal probiert haben muss`, dabei jage die Inselbevölkerung diese Tiere nicht einmal. Arved präsentiert bedenkliche Daten und Zahlen zum Gletscherschmelzen. Aber: Wieso? Wieso betreibt er all diesen Aufwand für die Expeditionen, Initiativen und Vorträge?  Für ihn sei es ganz einfach seine Verantwortung: die Verantwortung „eines Zeitzeugen, nicht einfach nach Hause zu kommen und schöne Geschichtchen zu erzählen, sondern den Finger auch mal in die Wunde zu legen und zu sagen, was nicht gut läuft.“ Das sei die Mission, zu der er angetreten ist, fährt er fort. Zudem habe nicht jeder das Privileg, zu diesen Regionen Zugang zu haben, deshalb wolle er sein Wissen mit Anderen teilen, denn: „Was in den Meeren passiert, passiert oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit.“ Für ihn hänge alles miteinander zusammen, weshalb das Gletscherschmelzen in der Arktis auch für uns Konsequenzen hat. Arved Fuchs weiß: „Wenn das Eis in der Arktis schmilzt, dann steigt der Meeresspiegel und das Wettergeschehen ändert sich. Die Arktis ist maßgeblich für unser Klima und Wettergeschehen mitverantwortlich. Es scheint für uns zwar weit weg, aber es sind nur ein paar Flugstunden von hier, insofern holt uns das Alles ein. Das ist wie eine Art Frühwarnsystem der Natur: da passiert es zuerst, aber mit einiger Verzögerung holt es uns auch ein.“ Deshalb sei es ihm so wichtig, ein Bewusstsein zu der Thematik zu schaffen, damit jeder seinen Beitrag leisten kann.

Gegen 23 Uhr neigt sich der Vortrag dem Ende zu. Der Audimax wird wieder hell, eine Zeit lang klatscht das Publikum Beifall und es folgt eine abschließende Rede von Werner Gamerith. Die ersten Leute verlassen den Hörsaal, draußen wird sich noch angeregt unterhalten. Auch Arved Fuchs scheint erschöpft aber zufrieden, es sei alles so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte und das Publikum schien auch interessiert, resümiert er. Die Resonanz unter den Zuhörenden im Anschluss ist ebenfalls positiv: „Ich war begeistert und nehme von dem Vortrag heute mit, dass es sich rentiert, für die Umwelt zu kämpfen“, schlussfolgert einer der Zuhörenden. Alles in allem also ein langer, aber sehr gelungener Abend für Verein, Referent, Universität und Publikum.