Bootspartys, Cafés, und Biergärten- drei Wörter, an die man denkt, wenn man ‚Passau‘ sagt. Das war auch bei mir der Fall, als ich im Januar 2020 meine Bewerbung für mein Auslandsjahr in Passau abgeschickte. Über ein Jahr später, während ich in meinem WG-Zimmer in Passau sitze, ist es aber absurd zu denken, dass es einmal für Hunderte von Menschen möglich war, gemeinsam auf einem Boot zu tanzen und Bier zu trinken. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass Bootspartys leider kein Teil meines Auslandsjahres sein werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass mein erstes Semester im Ausland kein unglaubliches Erlebnis war, sondern das Gegenteil. In meinen zwei Semestern hier machte ich bis jetzt unvergessliche Erfahrungen! Ein Auslandsjahr während einer Pandemie ist ein einzigartiges Erlebnis, das nicht viele Leute kennen.
Bevor ich nach Passau kam, wusste ich gar nicht, was ich erwarten sollte. Bis dahin lebte ich nur in Hauptstädten in Großbritannien: London und Cardiff, die beide große und hektische Städte sind. In einigen kleinen Städten und Dörfern in Europa war ich schon im Urlaub, habe aber noch nie in einem gelebt. Ich wusste, dass es anders wäre, und oftmals auch noch schwieriger wegen der Pandemie. Es war aber eine Erfahrung, auf die ich vorbereitet war.
Ich hatte keine Ahnung, was Passau zu bieten hatte. Anfang Oktober auf meinem Flug nach München war ich aufgeregt, meine neuen Mitbewohner kennenzulernen. Ich brauchte keine zwei Tage, um zu wissen, dass Passau alles war, was ich wollte. Eine kleine bayerische Stadt, in der Nähe von Österreich, eine Mischung von Stadt und Natur, und eine freundliche Studentenstimmung- was will man mehr? Für mich ist diese Mischung perfekt!
Am Anfang Oktober waren die Corona-Regeln relativ entspannt und man durfte sich mit einer kleinen Gruppe draußen treffen. Deshalb gab es ein paar Erasmus-Veranstaltungen und eine kleine Gruppe fand sich, um zur Veste Oberhaus zu wandern und dort den Sonnenuntergang zu bewundern. Als ich das Zusammentreffen der Sonne mit der Donau beobachtete, wusste ich, dass ich trotz Lockdowns zufrieden sein kann, solange ich hierherkommen kann, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Auf jeden Fall war es hier besser, als in London oder Cardiff.
Zwei Monate später und nachdem ich meinen Flug nach London für die Weihnachtsferien gebucht hatte, fand ich heraus, dass ich wegen der britischen Corona-Variante nicht nach England fliegen konnte. Enttäuscht und traurig, dass ich Weihnachten ohne meine Familie verbringen muss, befürchtete ich, die Ferien allein verbringen zu müssen. Zum Glück war das dank meiner Mitbewohnerin und ihrer Familie nicht der Fall und sie luden mich freundlicherweise ein, die Weihnachtsferien mit ihnen zu verbringen! Weihnachten in Deutschland war eine Möglichkeit, die ich einfach nicht verpassen konnte und es war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Leckeres und traditionelles deutsches Essen, einen anderen Teil Deutschlands entdecken, und der erste Weihnachtsfeiertag am 24. Dezemberstatt am 25. wie in Großbritannien: Es waren zwei unvergessliche Wochen.
Streng und endlos war der Lockdown ab Januar bis April. Trotzdem aber war es diese Zeit, aus der ich einige meiner Lieblingserinnerungen mitnehme. Eisbaden bei 4 Grad Wetter; Tagesausflüge nach Regensburg mit einer großen Eile, vor der Ausgangssperre zu Hause zu kommen; und eine Dult zu Hause mit meinen Mitbewohnern- alles Erfahrungen, die ich ohne die Pandemie nicht gemacht hätte.
Natürlich ist es schade, dass ich mein erstes Semester in Passau im Lockdown verbracht habe. Jedoch war es immer noch ein einmaliges Erlebnis und ich würde es nicht ändern. Und während ich das schreibe, gibt es immer mehr Lockerungen in Passau, das Wetter ist (manchmal) schön, und die Biergärten sind sogar wieder geöffnet! Es wird langsam besser und ich genieße dieses Sommersemester noch mehr, als ich die Zeit hier sowieso schon genossen habe!
Fotos von: Louise Gammage