Wummernde Bässe, gleißendes Scheinwerferlicht, bis auf die Hundertstelsekunde durchgetaktete Choreographien, maschinenartige Synchronität und Tänzer geradewegs von der „Sexiest Person Alive“-Liste. Solche oder so ähnliche Assoziationen werden wohl bei Genrefans geweckt, wenn sie sich an legendäre HipHop Dance Battles à la Step Up 2 The Streets, Street Dance oder Step Up: Revolution zurückerinnern. Doch können die realen Battles wirklich mit der von besagten Filmen dargestellten Perfektion mithalten? Hiervon konnten sich Interessierte am Samstag den 9. Dezember bei einem waschechten Hip-Hop-Battle im Passauer Zeughaus selbst ein Bild machen.
Fünf Stunden lang traten sowohl professionelle als auch Hobbytänzer beim schon zum achten Mal stattfindenden Event „Circle of Fire“ gegeneinander an. In den Unterkategorien „House“, „Locking“ und „B-Boying/ B-Girling“ (Breakdance) tanzen immer zwei der jeweils 16 Teilnehmer gegeneinander, um in die nächste Runde vorgelassen zu werden. Am Ende stehen dann die drei Gewinner des Abends fest: In der Kategorie House „Rwakka Haddi“ (The Rwakkaz, München), beim Locking „Sheep“ (Prodigyy, Vorarlberg) und beim B-Boying/ B-Girling „B-Boy Blanco“ (Innsbruck). Jedoch herrschte unter den Teilnehmern der verschiedenen Kategorien ein durchweg hohes Niveau, nur selten war sich die Jury einstimmig einig.
Aber wie genau verlaufen die Battles? Starren sich wie im Film zwei leicht bekleidete Tänzer grimmig an, umringt vom jubelnden Publikum, das über Sieg und Niederlage entscheidet? Oder dann doch wie bei Fernsehshows à la „Let’s Dance“, mit einer Jury, die Punkte von 1 bis 10 vergibt?
Beim „Circle of Fire“ war es eine gute Mischung aus Beidem. Während sich die zwei Tänzer in einer markierten Tanzfläche gegenüberstanden und abwechselnd ihr Können unter Beweis stellten, war die Atmosphäre locker und ausgelassen. Die Zuschauer, außen um die Tanzfläche herumsitzend oder stehend, klatschten und brachten auch mit Zwischenrufen ihre Begeisterung für bestimmte Schrittkombinationen zum Ausdruck. Besonders die beiden jüngsten Teilnehmer im Alter von acht und elf Jahren entlockten dem Publikum so manchen beeindruckten Aufschrei. Letztendlich aber entschied die Jury, bestehend aus drei professionellen Tänzern aus verschiedenen Teilen Europas, über den Gewinner des Battles. Begleitet wurde das Ganze von zwei DJs vor Ort, die während der gesamten Veranstaltung auflegten und die Kandidaten mit ständig wechselnden Beats und Rhythmen vor immer neue Herausforderungen stellten.
Obwohl sich gegen Ende die Reihen um die Tanzfläche lichteten, riss die gute Stimmung nicht ab. Dies lag nicht zuletzt auch am würdigen Ambiente des Passauer Zeughauses, welches mit seinen Graffiti-verzierten Gewölben eine optimale Location für ein derartiges Hip-Hop Event darstellt. Selbst in den Pausen wurde stets weitergetanzt und geprobt. Veranstalter und Gründer des „Circle of Fire“, Christian Anetsberger alias „High-Knee“, abgeleitet von seinem bayerischen Spitznamen „Heini“, gab sich zufrieden: „Von der Atmosphäre her war es wieder sehr cool“. Zuträglich waren dem auch die bereits auf der Veranstaltungsseite ausgerufenen Grundwerte des Hip-Hop: Respekt, Toleranz und Akzeptanz. Und natürlich Frieden. Die Zweikämpfe waren nicht von feindlicher Rivalität geprägt, sondern durch ein zutiefst respektvolles und freundschaftliches Miteinander.
Schlussendlich noch einmal der Vergleich zu den Step-Up-Filmen: Die makellos choreografierten Bilderbuch-Battles aus dem Kino findet man im Passauer Zeughaus nicht. Das ist aber auch nur logisch, da bei einem echten Hip-Hop Battle keiner der Tänzer im Vorfeld auch nur ahnen kann, mit welchem Beat er es zu tun bekommt. Jeder Schritt, jede Bewegung ist absolut intuitiv und wird nur von der persönlichen Kreativität und Interpretation der Musik beeinflusst. Insofern vermittelt das Passauer Hip-Hop Battle einen um Welten authentischeren Eindruck von diesem Tanzstil, als es ein bis ins Detail geskripteter Film jemals könnte.