Zum ersten mal lud das Team der Anglistik/Amerikanistik gestern zu den Midsummer Night’s Readings ins Amphitheater der Uni Passau. Mit einer kunstvollen Symbiose aus Poesie und Musik befeurte es das warme Gefühl des Sommers.
Zwei Stunden lang flogen die sprachlichen Fetzen durch die milde Abendluft und entfachten pure Begeisterung am Inn. Gleich zu Beginn traf Goethe erstmals auf Mrs. Faust: Sarah Beyvers und Florian Zitzelsberger sezierten mit sprachlichem Witz das Studierendenleben und sorgten mit ihrem bestechenden Pamphlet gegen die automatischen Türen unserer Uni für die ersten Lacher des Abends.
Dass Poesie zeitlos ist, ist weithin bekannt. Und doch untermauerte Lucia Krämer den Ewigkeitsanspruch der Sprache, als sie verschiedene Gedichte zum Thema „Walls“ vortrug, nur kurz nachdem Sarah Makeschin und Thomas Stelzl noch ein groteskes Dinner unter der Schirmherrschaft der Wutläufe eines allgegenwärtigen, amerikanischen Präsidenten vorspielten.
Bereits zur Pause, die durch eine verträumte musikalische Einlage eingeläutet wurde, lag der Sommer in der Luft und das Publikum entpuppte sich nach und nach als stummer Bewunderer blühender Worte und rissiger Sprache.
Der zweite Teil der Readings wurde dann auch entsprechend einer Mittsommernacht untermalt: Über den Köpfen der zahlreichen Zuhörer*innen zerflossen die lachsfarbenen Wolkenfetzen, während der Inn im Licht der Abenddämmerung schimmerte und die milde Sommerluft die Worte von Sherman Alexie und Louis Jenkins in den Himmel trug. Als kurz darauf auch noch dramatisch unterlegte Poesie in mehreren Sprachen Passaus ganz eigenes Amphitheater bespielte, lag der Sommer vollends in der Luft.
Und als wäre das nicht schon genug, zeigte sich Jürgen Kamm schließlich noch als leidenschaftlicher Verehrer Robert Burns – und ließ den Abend barfuß an der Gitarre ausklingen, während „Will You Go, Lassie, Go“ im hellen Schein unzähliger Lichter über die Wiesen hallte. Man darf nur hoffen, dass die diesjährigen Midsummer Night’s Readings nicht die Letzten waren.