Das perfekte Geheimnis – und die Frage wie viele Geheimnisse wir alle brauchen

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Viola Hobbie Ressortleiterin Gesellschaft & Politik

„Das perfekte Geheimnis“ ist der neue Film von Erfolgsregisseur Bora Dagtekin, der zuvor bereits mit Komödien wie Fack ju Göthe oder Türkisch für Anfänger die Kinocharts stürmte. Diesmal begibt er sich in ein aktuell sehr beliebtes Filmformat, dem Kammerspiel. Die Kulisse, in der die Handlung spielt, ändert sich nicht und in diesem Fall spielt sich alles in der Wohnung von Rocco und Sophie ab. Dies setzt voraus, dass die Handlung beziehungsweise die Dialoge einen starken Unterhaltungswert liefern müssen, damit man sich als Zuschauer nicht langweilt. Um jedes Risiko zu vermeiden, dass der Film floppen könnte sind selbst die kleinsten Sprechrollen mit der deutschen Schauspielelite besetzt und mit Elyas M’Barek,  Jella Haase und Karoline Herfurt sind gleich drei Schauspieler dabei, die schon in Fack ju Göthe ein Erfolgsgarant waren. Dabei stellt sich die Frage, ob der Film an sich sehenswert ist, oder ob es sich nur für all diejenigen lohnt, die gerne 110 Minuten lang ihre Lieblingsschauspieler anschmachten wollen.

Die Handlung ist schnell zusammengefasst. Der Schönheitschirurg Rocco lädt seine besten Freunde seit Kindheitstagen Pepe, Leo und Simon mit ihren jeweiligen Partnerinnen bei sich zum Essen ein. Nach ein wenig Smalltalk zum Thema Handys kommt die Idee auf, für die Dauer des Abendesssens alle Handys in die Mitte des Tisches zu legen. Alle eingehenden Anrufe müssen mit Lautsprecher entgegengenommen werden, alle Nachrichten laut vorgelesen sowie zugeschickte Fotos gezeigt werden. Anfangs sind einige von der Idee nicht ganz so begeistert, was zu provokativen Gegenfragen der jeweiligen Partner führt, ob sie denn irgendwas zu verbergen hätten. Dies negieren natürlich alle und beugen sich schließlich dem Druck, womit das Spiel beginnt. Anfangs eher unspektakuläre Anrufe führen zu ersten Spannungen in den Paar- wie Freundschaftsbeziehungen. So ist Leo nur wenig begeistert, dass Carlotta intimste Details über das gemeinsame Sexleben mit der besten Freundin geteilt hat und Sophie ebenfalls getroffen, dass Simons Freundin mit ihrer besten Freundin schlecht über sie geredet hat. Es gibt da eben diese kleinen Geheimnisse, die jeder Menschen unweigerlich mit sich rumträgt, da man andere Leute nicht gleich vor den Kopf stoßen möchte. Allein diese sorgen allerdings schon dafür, als Zuschauer sein zwischenmenschliches Handeln zu hinterfragen. Die zwei großen „Handlungsbomben“ ereignen sich gegen Ende des Films, und führen dazu, dass man sich als Zuschauer fragt, ob man sich vielleicht auch selbst so in Freunden täuschen kann, dass sie einen auch nach langer Zeit noch so negativ überraschen können.

Fazit der blank- Autorin: Der Film meistert es mit Bravour einen zum Lachen zu bringen, sowie in manchen Momenten die Handlung so zu wenden, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Wenn uns der Film eines lehrt, ist es Dinge, die einen belasten lieber anzusprechen, bevor es durch all das Unglücklichsein zu Missverständnissen oder Affären kommt. Besonders spannend ist das Gedankenspiel, welches der Film in einem selbst auslöst: Was ist ein Geheimnis, was eine Lüge? Wo fängt eine Lüge an, wo hört sie auf und ist nichts zu sagen nicht auch irgendwie lügen? Der Film lässt sich am Ende als Fläche zur eigenen Selbstreflexion sehen. Schade ist, dass am Ende doch alles sehr auf Happy End getrimmt wird und einem suggeriert wird, dass selbst Menschen, die einen extrem negativ überraschen am Ende wieder Best Buddies sind. Im echten Leben trennen sich hier aber vielleicht auch mal die Wege. Auch die Affären werde zum Teil irgendwie unter den Teppich gekehrt. Dass dies aber trotzdem einen starken Vertrauensbruch darstellt und im echten Leben auch anders enden kann, wird hier eher außen vorgelassen. Wer sich vor allem für die Story interessiert und Geld sparen will, kann sich auf Netflix  „Le Jeu- nichts zu verbergen“ ansehen, welches die französische Version der Geschichte darstellt und der deutschen sehr ähnelt.

Bildquelle: https://meinka.de/film-der-woche-das-perfekte-geheimnis-2019/