Im Oktober 2017 entstand der Instagram-Account, im Februar 2018 veröffentlichten sie ihr Buch „People of Passau“. Die Passauer (Ex-)Studierenden Julian Kayser, Max Bernhart, Katharina Rupp, Jane Groth und Leopold Riffeser portraitieren Passauer Charaktere und Urgesteine online und in Print. Im April erhielten sie mit ihrer Umsetzung des Buches den 3. Platz im 5-Euro-Business-Wettbewerb, einem bayernweiten Hochschul-Wettbewerb für Start-Ups, jetzt sind schon über 80% ihrer Erstauflage von 230 Büchern verkauft. Erst kürzlich folgte der Online-Shop www.peopleofpassau.de. Ein Gespräch mit Katharina, Max und Julian im Pustet. Alle drei studieren Business Administration and Economics im 7. Semester.
Wie seid ihr auf die Idee für euer Buch gekommen?
Julian: Wir sind damals auf die Idee gekommen, als Max und ich gemeinsam bei mir in der Küche saßen und über den 5-Euro-Business-Wettbewerb geredet haben. Wir haben uns überlegt, was wir da rein theoretisch machen könnten. Dann kamen wir nach dem ein oder anderen Bier mit einer leichten Melancholie zu der Erkenntnis, dass unser Studium ja bald zu Ende ist und wir Passau nicht nur mit einem Bachelorzeugnis verlassen wollen, das uns mit Demut an die Leistung im Studium erinnert, sondern auch mit schönen Erinnerungen.
Das heißt, die Idee ist sozusagen aus Bier entstanden?
Julian: Quasi, ja. Wie gute Ideen eben entstehen.
Wie ist eure Gruppe zusammengekommen? Kanntet ihr euch schon vorher?
Katharina: Wir haben alle 2014 angefangen hier zu studieren und kannten uns eigentlich alle vom Sehen her. Ich bin selber bei einer Veranstaltung vom 5-Euro-Business-Wettbewerb dazugekommen, bei der jeder, der eine Idee hatte, diese vorgestellt hat. Ich fand es gleich total super und habe mich den Jungs angeschlossen. Das war mit Jane und Leo, die beide heute leider nicht hier sind, genauso. Eigentlich sind wir zu fünft.
Wie habt ihr mit People of Passau angefangen?
Julian: Als die die Idee mit dem Buch stand, hat das Ganze mit zwei übermotivierten Studenten und einer Kamera angefangen, die einfach Lust darauf hatten, das Projekt zu realisieren. Wir haben mit einem Instagram-Account gestartet, in dem wir Personen aus der Stadt kurz interviewt und fotografiert haben, um auch mal eine andere Seite Passaus darzustellen. Da sind ja auch Menschen wie du und ich, die vielleicht nicht jeder kennt, die die Stadt aber ausmachen. Wir sind dann mit der Kamera durch Passau gestreunt und haben uns mit den ein oder anderen Leuten unterhalten. Die Realisierung des Buches kam dann mit der Zeit, wir haben uns erst auf den Instagram-Account konzentriert, sodass wir dann im Bezug auf den 5-Euro-Business-Wettbewerb recht spät mit der Realisierung des Buches begonnen haben. Dafür haben wir uns erstmal die Gedanken gemacht, wer ins Buch reingehört, wen jeder kennt, welche Person interessant ist. Dann haben wir mit den Personen Kontakt aufgenommen und uns zusammengesetzt. Teilweise gingen die Interviews drei oder vier Stunden, wir haben sie komplett aufgenommen und im Nachhinein verschriftlicht. Dann ging es irgendwann ans Eingemachte, wir haben den Auftrag zum Druck freigegeben und einige Monate später hatten wir erfreulicherweise das Buch in der Hand.
Wen wollt ihr mit eurem Buch ansprechen?
Katharina: Mit dem Buch wollten wir uns in erster Linie an die Studierenden der Uni richten, ganz besonders an die Abschlussjahrgänge, weil das Buch eine schöne Erinnerung ist. Aber auch für die Erstsemester ist es interessant, um Passau und die Leute kennenzulernen und zu sehen „Hey, ich sollte mal beim Hubert im Journey einen Cocktail getrunken haben“ oder „Wer ist eigentlich Achim Dilling?“. Es ist natürlich auch für die Bewohner Passaus gedacht, weil sie die Leute ja genauso kennen. Für Touristen ist es ein schönes Andenken.
Gab es auch Leute, die ihr angefragt habt und die eher negativ auf eurer Projekt reagiert haben?
Julian: Bei den Leuten im Buch eher weniger, die waren alle sehr interessiert. Ich denke, dass ist auch einfach die Tatsache, dass man sich schon ein bisschen geehrt fühlt, zu diesen 14 Personen zu gehören, die wir dann letztendlich ausgesucht haben. Was anfangs nicht so viel Anklang gefunden hat, war der Instagram-Account. Da hatten wir noch gar keinen Namen und man kannte uns nicht, letztendlich haben wir die Leute ja nur gefragt, ob wir ein Bild von ihnen im Internet veröffentlichen dürfen und da waren diese anfangs nicht so begeistert. Mit der Zeit ging das dann auch. Klar kommen auch viele Absagen, aber wir haben gelernt, damit umzugehen und letztendlich hat dann alles sehr, sehr gut funktioniert. An dieser Stelle vielen Dank noch mal an die Stadt Passau.
Max: Eine Person, die wir im Buch haben wollten, hat es zeitlich nicht hinbekommen. Der Professor Altmeppen, er ist Jurist bei uns an der Uni.
Was macht Passau für euch aus?
Julian: Ich bin durch Passau das erste Mal in die Berührung mit dem selbstständigen Leben gekommen und musste auf eigenen Beinen stehen. Letztendlich ist es ein ganz besonderer Lebensabschnitt gewesen, in dem man so viele Erfahrungen übers Leben gemacht hat, der sich jetzt traurigerweise dem Ende entgegenneig. Diese Zeit als Ganzes war sehr spektakulär und ereignisreich.
Max: Passau macht für mich kurze Wege aus, viele Studierende, günstiger Clubeintritt, kein anonymes Dasein, sondern man kennt viele und sieht sich irgendwo und Passau hat die zweitmeisten Sonnenstunden nach Freiburg.
Also verbindet euch die Liebe zu Passau?
Max: Naja, der gemeinsame Studiengang. Ne quatsch, die gemeinsame Liebe. Es war auch wichtig für uns, unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen zu haben, weil wir verschiedene Aspekte Passaus zeigen wollten. Der eine ist mehr im Kapfinger und trinkt dort was, der andere eher im Stadtbeisl. Wir wollten eine gute Mischung hinbekommen.
Was habt ihr mit dem Erlös gemacht?
Max: Wir haben 500€ an den Kinderschutzbund Passau gespendet, weil uns das als gute Möglichkeit erschien, von unserem Gewinn etwas zurückzugeben und eine gute, lokale Organisation zu unterstützen. Wir haben uns dort einen Vormittag den Kinderschutzbund angeguckt und waren absolut überzeugt. Wir haben auch wenig eigenes Geld in die Hand genommen, das Buch ist größtenteils werbefinanziert. Wir hatten viele freundliche, großzügige Partner aus Passau. Die restlichen paar Mark des Gewinns sind noch auf einem Konto und werden wahrscheinlich für unseren Online-Shop benutzt.
Gab es jemanden, der euch besonders beeindruckt hat?
Max: Wir waren leider nicht alle bei allen Interviews dabei, weil das zeitlich nicht machbar gewesen wäre, deswegen kann ich nicht für alle sprechen. Ich fand aber Thomas Hackl sehr interessant, den man ja nur vom Gesicht her kennt, obwohl er im Hintergrund eigentlich das ganze StudIP macht. Das war sehr cool und beeindruckend, wir haben circa drei Stunden über Gott und die Welt, Rennmäuse und StudIP geredet. Beim Hubert Scheungraber [Anm.: Besitzer des Journeys] waren wir, da durften wir die Reste von einem Glühwein-Tasting trinken und hatten mittags um 15 Uhr irgendeinen Oragenpunsch und Glühwein. Mit ihm haben wir auch ewig gesprochen, ich glaube 2,5 Stunden, obwohl nur eine Stunde angedacht war. Das Journey hat in Passau auch eine Art Alleinstellungsmerkmal, weil es einfach eine stilvolle, schön eingerichtete Großstadtbar ist. Aber genauso hat jeder andere in Passau, den wir interviewt haben, seinen Reiz. Beim Richie aus dem Stadtbeisl waren wir glaube ich drei oder vier Mal, weil der Laden immer relativ voll und es ziemlich laut war. Es war aber immer lustig, er hat ein tolles Team, das hinter ihm steht. Dort haben wir Weizenbock aufs Haus bekommen, weil es in der Weihnachtszeit war.
Julian: Sehr empfehlenswert!
Katharina: Das Interview mit dem Hubert fand ich auch ziemlich toll. Ich war davor noch nie im Journey und kannte den Hubert nicht, mich hat einfach seine Person begeistert. Dieser Perfektionismus, diese Disziplin und, dass er so viele Facetten hat und sehr vielfältig ist. Er baut zum Beispiel eine Modelleisenbahn, wenn er dazu kommt. Das hätte ich so nicht gedacht.
Wie habt ihr euer Projekt finanziert?
Julian: Wir haben keinen Verlag, sondern haben das ganze quasi im Selbst-Verlag herausgebracht. Die kompletten Druckkosten haben wir werbefinanziert, auf den letzten Seiten im Buch sind einige unserer Partner. Die haben sich finanziell bei uns beteiligt und so haben wir aufgrund der tollen Unterstützung der Passauer Gastronomen das Buch komplett fremdfinanziert und mussten kein eigenes Geld reinstecken. Das war ziemlich gut, weil das Startkapital des 5-Euro-Business-Wettbewergs eben auch nur bei 5 Euro lag.
Max: Die Werbung hat durchaus noch den Vorteil, dass es eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Lokalitäten in Passau ist. Du blättert also nicht durch das Buch und hast am Ende nervige Werbung, sondern in 10 Jahren erinnerst du dich vielleicht an die Kamera oder das Soda, das Dultstadl, Journeys, Stadtbeisl, Anatolia und so weiter. Das sind auch schöne Erinnerungsstücke.
Also war der Wettbewerb sozusagen euer Sprungbrett?
Julian: Ja, definitiv. Das Ganze in einem Rahmen kennenzulernen, in dem man abgesichert ist und keine allzu hohen Risiken eingeht, ist sehr hilfreich. Von daher auch der Aufruf an alle Studierenden, die es sich überlegt haben: Macht es einfach mal, so viel wir innerhalb dieser sechs Monate habt ihr im ganzen Studium nicht gelernt. Es waren tatsächlich sehr, sehr viele Lehren dabei.
Würdet ihr euer Projekt nochmal genauso umsetzen, wie ihr es gemacht habt?
Max: Wir würden es nicht mehr so machen, wie wir es bisher gemacht haben. Wir haben viele Fehler gemacht und daraus gelernt, ich glaube, das selbe Projekt jetzt wäre in der Hälfte der Zeit fertig. Aber was wir genauso machen würden ist die Teilnahme an dem 5-Euro-Business-Wettbewerb. Da haben wir viele Hilfestellungen bekommen, wir hatten immer Ansprechpartner und wir kamen im Rahmen des Projekts zusammen. Das war produktiv und hat sehr viel Spaß gemacht.
Was habt ihr für die Zukunft geplant? Wird es eine zweite Auflage geben?
Julian: Wir haben noch eine kleine Auflage, die wir gerne verkaufen möchten. Gerade ist ein Online-Shop in der Mache. Dann kann man sich dort bereits die ersten Einblicke vom Buch holen.
Katharina: Wir denken, dass sich das Konzept auf viele Studentenstädte übertragen lässt. Wir ziehen in Betracht, unser Wissen und KnowHow an andere Studierende abzugeben.