Die Theatergruppe des Kulturkollektivs „KultLaute“ tritt diese Woche im NK Innenhof vor der Kulturcafete mit einem der berühmtesten Stücke Molières auf:
„Der eingebildete Kranke“, so der Name der Komödie, erzählt die Geschichte des reichen Hypochonder Argan, der sich den Anweisungen seiner ausgesuchten Ärzte blindlings unterwirft und deren Urteil niemals hinterfragen würde, während diese sich längst seine Verblendung zunutze machen und ihm überteuere Medizin andrehen. Um sich eine langfristige Versorgung mit Medikamenten und ärztlichem Beistand, zu sichern, will er seine Tochter Angélique mit einem Arzt verheiraten. Diese aber hatte erst vor kurzer Zeit ihr Herz an jemand ganz anderen verloren… Währenddessen sinnt die geldgierige zweite Frau Argans, Bélinde, auf das Vermögen ihres Ehegatten und bestärkt ihn in all seinen von den Irren der Hypochondrie geleiteten Entscheidungen, um sich dessen Gunst im Testament sicher zu wissen. Also wendet sich Angélique hilfesuchend an Toinette, das Dienstmädchen ihres Vaters, welche mit viel Geschick und der Unterstützung von Argans Schwester Beralde bald einen Weg findet, ihrem Herrn die Augen zu öffnen.
Eröffnet wird der Abend im Innenhof der NK-Cafete von den „Straßenmusikanten“ Anna Rössler, Verena Kommander, Sebastian Ruppert und Claude Jordan, die auch im Laufe des Stückes immer wieder mit passgenauer musikalischer Untermalung die amüsante Dramatik desselben unterstützen. So wird dem Publikum dank der stimmungsvollen Musik sogleich das Eintauchen in die Welt des Hausherren Argan erleichtert. Mit wunderbar leidendem Gesicht, wie es wohl nur Menschen des schwächeren Geschlechts hervorbringen können, welche schon die Nahtoderfahrung einer Männergrippe gemacht haben, wird dieser dargestellt von Jakob Kelsch. Vom Ehegatten, der vor lauter Selbstmitleid in den Armen seiner Frau ertrinkt, über den gereizten und plötzlich gar nicht mehr so schwächlichen Hausherren, bis hin zum ergebenen Opfer seiner für ihn gottgleichen Ärzte spielt er mehrere Rollen mit gekonnter Komik. Besonders im Zusammenspiel mit dem scharfsinnigen, frechen Hausmädchen Toinette, mit viel Witz und Charme von Ida Meyenberg verkörpert, macht es als Zuschauer großen Spaß, dem herrlich irrsinnigen Schauspiel beizuwohnen.
Auch die Figur der Bélinde wird von Maja Spieß überzeugend gespielt und erinnert mich in ihrer dümmlichen, aber nicht ohne Kalkül handelnden Art stark an Verona Pooth. Genauso versteht es Franziska Gotthard als unschuldige, ihren Vater liebende, aber auch an ihm verzweifelnde Angélique, den Zuschauer an ihrem ungerechten Schicksal mitleiden zu lassen. Man ertappt sich schnell dabei, ihr und ihrer Liebhaberin Cleanthe, ebenfalls amüsant gespielt von Sophia Beckmann, einen glücklichen Ausgang der Leidens- und Liebesgeschichte zu wünschen. Maike Kölpin als toughe Dr. Purgon und Claude Jordan als hinreißend vertrottelter Akademikerzögling Thomas Diafoirus schaffen es weiterhin, das Publikum im Zusammenspiel mit den anderen Darstellern mehrmals lauthals Lachen zu lassen.
Lisa Pausch bestätigt als Beralde mal wieder den ewig gültigen Satz „in vino veritas“, ja weitet ihn gar auf die Weisheit aus und tut so gemeinsam mit Sandra Kalhofer als Frau Fleurant bzw. Herr de Bonnefois ihr Übriges, um mit dem Schauspiel einen insgesamt wirklich amüsanten und sehr lohnenswerten Abend zu gestalten.
Vielen Dank an die Regie unter Sebastian Ruppert und Julia Jung und an das tolle Ensemble, das mit seinem großartigen Zusammenspiel eine wahrhaft gelungene Interpretation der Komödie Molières darbietet!
Heute Abend gibt es noch einmal die Möglichkeit, sich an der Abendkasse im Innenhof des Nikolaklosters eine Karte für die letzte Vorstellung des „Eingebildeten Kranken“ zu sichern:
Einlass: 19.30 Uhr (Abendkasse)
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: 5 Euro
Also zuschlagen, es lohnt sich!
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