Am Abend des 15. 05. feierte „Der kleine Prinz“ der Theaterschmiede in der Kulturcafete im Nikolakloster Premiere. Die Interpretation des Literaturklassikers von Antoine de Saint-Exupéry entführte die Zuschauer auf eine Reise in eine wunderschöne Fantasiewelt.
In der Rolle des Erzählers berichtet ein alter Mann im Rollstuhl davon, wie er als junger Pilot vor vielen Jahren den kleinen Prinzen kennenlernte. Seine Erinnerungen erwachen auf der Bühne zum Leben und man sieht sein jüngeres Ich nach dem Absturz seines Flugzeuges verzweifelt in der Sahara sitzen. Mutterseelenalleine unter der sengenden Sonne der Wüste versucht er seine Maschine zu reparieren, bis aus dem Nichts ein kleiner Junge auftaucht. Dieser stammt von einem bislang unbekannten Planeten und ist auf seiner Abenteuerreise durch den Weltraum auf der Erde gelandet. Auf seinem Weg hat er verschiedene Planeten besucht und viele „große Leute“ getroffen, wie er Erwachsene etwas abfällig nennt. Zuerst trifft er auf einen Mann, der als absolutistischer König über einen menschenleeren Planten herrscht. Seine Verfügungsgewalt ist unbegrenzt, doch er hat keine Untertanen, die seinen Anweisungen Folge leisten könnten. Noch tragischer ist das Leben eines Laternenanzünders, der ununterbrochen seine Laterne anzünden und wieder ausblasen muss. Früher war seine Anordnung das Licht bei Nachteinbruch zum Leuchten zu bringen und bei Sonnenaufgang zu löschen, nicht schwer zu erfüllen gewesen. Doch seitdem hat sich die Rotation seines Planeten derart beschleunigt, dass er keine ruhige Minute mehr hat. Alle Bekanntschaften des kleinen Prinzen, von der Eitlen, über den Säufer bis hin zum überambitionierten Geschäftsmann fristen einsame und sinnlose Existenzen. Nur auf der Erde vermag der Reisende in einem Wüstenfuchs einen Freund zu finden, der weiß, was im Leben wirklich wichtig ist. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“, so erklärt das Tier dem Jungen die Wichtigkeit von echter Freundschaft, Aufopferungsbereitschaft und Liebe.
Mit seiner feinfühligen und rührenden Inszenierung, trifft das Märchen die Zuschauer mitten ins Herz. Das ständige Reisen des Prinzen von Planet zu Planet, stellt die Theatergruppe hinsichtlich des Bühnenbilds vor einige Herausforderungen. Mit kreativen Requisiten und einer sehr atmosphärischen Beleuchtung gelingt es die Weiten des Weltalls sichtbar zu machen. Die Schauspieler tragen originelle Kostüme und verkörpern gekonnt die vielen exzentrische Figuren, die das Stück zu bieten hat. Vera Glaser wirkt in der Hauptrolle so unbedarft und niedlich, dass bestimmt viele Zuschauer den kleinen Prinzen gerne adoptieren würden. Besonders im Kopf bleibt auch der Auftritt des Geschäftsmanns (Tobias Hansen), der verrückt am Schreibtisch zuckend, wirre Zahlenreihen ausspuckt und sich an seinem leeren Reichtum erfreut.
Obwohl „Der kleine Prinz“ dieses Jahr sein 75. Jubiläum feiert, sind die Botschaften des Märchens nach wie vor hochaktuell. Als Zuschauer erkennt man sich selbst und seine Mitmenschen in vielen der Figuren wieder, da sich auch unsere Welt immer schneller zu drehen scheint, das Anhäufen von Geld schnell zum Selbstzweck werden kann und der Narzissmus der Menschen durch die sozialen Medien unglaubliche Höhen erreicht.
Die Vorstellung bietet den Zuschauern die Möglichkeit innezuhalten, für eine Weile aus dem hektischen Alltag auszusteigen und die eigenen Prioritäten zu hinterfragen. Wird uns das Ansammeln von Geld, Weisheit oder Ruhm wirklich glücklich machen, oder sollten wir uns nicht doch mehr Zeit zum Träumen und für unsere Mitmenschen nehmen? Von den kindlichen Weisheiten des kleinen Prinzen kann auch der größte Zyniker noch etwas lernen.