Menschen in Extremsituationen – zwischen Adrenalin und purer Inspiration.
Die Eurpoean Outdoor Film Tour wurde 2001 gegründet und begann mit Auftritten in 16 Städten – mittlerweile ist sie das größte Outdoorfilmfestival Europas. Mit über 300 Aufführungen in 14 Ländern lockt sie jede Saison mehr Publikum an. Jedes Jahr im Herbst startet die Tour mit einem neuen Programm. Noch bis Februar 2018 gibt es die Möglichkeit, die Veranstaltung in Deutschland zu besuchen. Auch in Passau machte die beliebte Tour letzten Samstag, am 11. November 2017, im großen Saal der Redoute halt.
Was einem als erstes auffällt, wenn man den Veranstaltungsort betritt, ist die große Altersspanne der Besucher. Insgesamt jedoch überwiegt das junge Publikum, die meisten Besucher sind zwischen zwanzig und dreißig Jahren. Es herrscht eine erwartungsvoll-gelassene Stimmung. Der Saal ist eine Viertelstunde nach Einlass voll besetzt, pünktlich um 20.00 Uhr beginnt die Veranstaltung. Es gibt einen Moderator, der die Filme kurz vorstellt. So rückt der Eventcharakter in den Vordergrund, die Veranstaltung hat weniger Kinocharakter als gedacht. Das Licht geht aus, die Show beginnt – nicht jedoch ohne die altbekannte Werbung der Sponsoren der European Outdoor Film Tour, wie die Marken Mammut, Gore-Tex oder BMW. Beworben werden ein mobiler Outdoor Cleaner, ein wasserfestes Fernglas, Activewear – und schon hier umwerfende Bilder von der Natur und den Menschen mittendrin.
Jedes Jahr gibt es ein neues, individuelles Programm. Diesmal werden sieben verschiedene Filme in Dokumentationsform gezeigt, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie erzählen die Geschichten von Abenteurern. 120 Minuten Klettern, Fallschirmspringen, Mountainbiken, Skifahren, Kajaken, Wingsuit-Springen, Schnee-Kiten. Jede Person, die ihre Geschichten erzählt, jede Facette des Sports und der Natur, in der er ausgeführt wird, werden aus allen Perspektiven aufgedeckt, gefilmt, erzählt. Auch die Facetten, die normalerweise nicht gezeigt werden – nämlich die Risiken und auch die unschönen Momente, die Actionsport und Extremumgebungen mit sich bringen. Im Film „Choices“ geht es beispielsweise um die erfolgreiche Bergsteigerin und Wingsuit-Fliegerin Steph Davis aus Utah, die ihre Begeisterung für diese Extremsportarten auch nicht aufgibt, nachdem sie ihren ersten und zweiten Ehemann bei Wingsuit-Basejumps verliert.
Die Bilder sind gigantisch. Egal ob steile Felsen in Utah, der Urwald in Ecuador, Bergketten in Georgien oder im Himalaya – die Filmkunst holt die Besucher im Saal ab. Unterlegt mit dramatischer Filmmusik wirkt das Ganze noch stärker und beeindruckender. Gezeigt werden Extremsituationen, in denen es um den Mensch als solchen geht und wie er mit und nicht gegen die Natur agiert. Bei diesen Bildern vergisst man schon mal seine Alltagsprobleme. Die freiheitssuchenden Protagonisten der Filme inspirieren, rufen dazu auf einfach mal neue Dinge zu tun und an seine eigenen Grenzen zu stoßen. „Das größte Abenteuer ist es, zu überleben“, sagt die Extremalpinistin Tamara Lunger im Film „La Congenialità“, die mit ihrem Bergsteigpartner Simone Moro die höchste Traverse an einem Achttausender im Himalaya in Angriff nimmt. Der entscheidende Faktor ist, dass es sich bei diesen Filmen nicht um geplante Skripte mit Schauspielern handelt. Es sind echte Menschen, echte Geschichten, echte Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Nicht umsonst heißt der Slogan der European Outdoor Film Tour „THIS IS REAL“!
In der Pause gibt es noch ein Gewinnspiel, in dem unter anderem die Blu-ray der Filme des letzten Jahres, ein Abo eines Outdoor-Magazins und ein hochwertiger Rucksack verlost werden. Insgesamt geht die Veranstaltung drei Stunden. Die werden ausgefüllt mit hochwertigen, staunenswerten Bildern und Geschichten.
Der Hype um die Tour ist berechtigt. Um den Auftritt genießen zu können, muss man keineswegs selbst ein Extremsportler oder großer Fan davon sein. Die European Outdoor Film Tour lohnt sich. Denn neben eindrucksvollen Bildern kann sie vor allem eines: inspirieren.