Die Corona-Pandemie stellt für viele Bereiche des öffentlichen Lebens eine große Herausforderung dar; fast jeder ist in irgendeiner Form betroffen. Auch den Profisport hat das Virus grundlegend verändert. Jede Sportart hat ihren eigenen Weg gefunden, um weiterhin Unterhaltung und Spannung bieten zu können. So auch die amerikanische Basketballliga NBA, die mit ihrer „Bubble“ etwas Außergewöhnliches geschaffen hat. Doch was ist die Bubble und hat das Experiment funktioniert?
Als das Virus im März seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte, passierte auch in den USA das Unvermeidliche: Ein Spieler der Utah Jazz, Rudy Gobert, hatte sich mit SARS-CoV-2 infiziert. Die darauffolgenden Spiele wurden vorerst verschoben und man suchte nach einer Möglichkeit , die Saison weiterlaufen zu lassen. Durch den Ernst der Lage war ein normaler Neustart allerdings unmöglich geworden.
Die Lösung wurde schließlich am vierten Juni gefunden: Die NBA Saison sollte am 31. Juli auf dem Gelände des Disney World Komplexes in Orlando unter strengen Reglementierungen fortgeführt werden. Die Liga schuf damit eine Blase, oder eben Bubble, die einen sicheren Bereich für die Spieler bieten sollte. Von den 30 Teams der NBA wurden die 22 Besten eingeladen. Sie würden acht reguläre Saison Spiele spielen, um sich für die Playoffs zu qualifizieren, die dann wie gewohnt stattfinden sollten. Drei Monate später ist die Saison beendet und wir können zurückblicken auf eine turbulente und ereignisreiche Zeit.
170 Millionen US-Dollar wurden für die Bubble ausgegeben, zum Beispiel für Spielfelder und Trainingsräume, die eigens gebaut wurden. Die NBA tat alles, um den Spielern und Angestellten die Zeit so angenehm wie möglich zu machen. Man siedelte sogar Fische in den Seen an, um den Stars ein Angelerlebnis bieten zu können. Fans konnten ihre Teams zumindest digital unterstützen, sie waren eingeladen die Spiele im Livestream mit eingeschalteter Kamera zu verfolgen. Manche der Reaktionen waren dann auf großen Monitoren im Hintergrund zu sehen. Über allem schwebte aber natürlich die Sorge um das Virus. So musste jede Person nach Betreten der Bubble eine Isolation, die erst nach zwei negativen Tests beendet werden konnte, über sich ergehen lassen und auch das Verlassen des Sicherheitsbereiches war nicht gestattet. Regelmäßige Tests waren an der Tagesordnung. Und es hat funktioniert: Keiner der Spieler wurde im Verlauf des Neustarts positiv getestet; die Saison konnte erfolgreich fortgeführt werden.
Doch das Virus war nicht die einzige Herausforderung, die die NBA meistern musste. Das Jahr begann bereits mit dem Tod der Basketball Legende Kobe Bryant, den man durch Verschiebung der Spiele an seinem Todestag würdigte. Sein ehemaliges Team, die Los Angeles Lakers, nahmen Veränderungen an ihren Trikots und Spielfeld vor. Die NBA war schon immer eine sozial bewusste Liga, die Wert auf gesellschaftliche Gerechtigkeit legt. Dies wurde auch durch die Black Lives Matter Proteste in Amerika besonders deutlich. Diese fanden hauptsächlich in den USA und in Europa statt, auch zur Zeit der Bubble. Viele der Basketball-Stars beteiligten sich an den Demonstrationen. Die NBA erlaubte den Spielern, Botschaften auf ihren Trikots zu tragen; Slogans, wie: „Justice“ oder „How many more?“. Der deutsche Maxi Kleber entschied sich für „Gleichberechtigung“. Außerdem werden bei Spielunterbrechungen Beiträge der Bewegung gezeigt, auf dem Spielfeld steht in großen Druckbuchstaben Black Lives Matter und den Spielern wurde es gestattet, während der Nationalhymne zu knien. (Dies geschieht als Protest gegen Polizeigewalt, begonnen durch den NFL-Star Colin Kaepernik, der dafür scharfe Kritik und Sanktionen erntete). Als am 26.August dem schwarzen Familienvater Jacob Blake von einem weißen Polizisten sieben Mal in den Rücken geschossen wurde, entschieden sich Teams, ihre Spiele zu boykottieren. Die Saison wurde dann aber, nach Entscheidung aller Teams der Bubble außer den Los Angeles Lakers und Los Angeles Clippers, am 29. August fortgeführt. Auch im Hinblick auf die kommenden Präsidentschaftswahlen tut die NBA vieles, um die Wahlbereitschaft im Land zu fördern. So gibt es neben den BLM Spots auch Werbekampagnen zur kommenden Wahl und Spieler der Teams, allen voran Chris Paul der Oklahoma City Thunder, setzen sich für eine Steigerung der Wählerzahlen ein.
Ist die Bubble also ein Erfolg? Betrachtet man allein die Zuschauerzahlen in den Finals, so sanken sie im Vergleich zum Vorjahr um beachtliche 48%. Das liegt allerdings nicht unbedingt an der ungewohnten Umgebung der Bubble, sondern an den eben genannten Bemühungen der NBA für soziale Gerechtigkeit, wie Nielsen Media Research vermutet. Außerdem konkurriert die NBA erstmals mit den Spielen der NFL, auch im Football sanken die Zuschauerzahlen um 14% (Zum Vergleich: die der MLB und NFL sanken jeweils um 25%). Sportlich gesehen war die Bubble ein voller Erfolg; die Los Angeles Lakers gewannen die Finalserie mit 4:2 Spielen gegen die Miami Heat und konnten ihren Titel Kobe Bryant widmen. Auch die WNBA (Women’s National Basketball Association), hat für ihre Restsaison eine Bubble eingerichtet, mit ähnlichen Ergebnissen. Lässt sich dieses Modell also für andere Sportarten kopieren und wäre es auf Dauer eine Möglichkeit, weiterhin Unterhaltung während der Pandemie zu bieten? Andere Ligen, wie etwa die deutsche Fußball Bundesliga oder die NFL halten Geisterspiele vor stark reduziertem Publikum ab, was bis jetzt zu funktionieren scheint. Infizierungen werden schnell erkannt und es wird direkt in Form von Spielverschiebungen und Quarantänemaßnahmen gehandelt. Eine Bubble einzurichten ist ein sehr aufwendiger und kostspieliger Prozess, den wenige Ligen bereit sind, in Kauf zu nehmen. Außerdem dauern Saisons meist lange, bis zu sechs Monate, es ist also schwierig, Spieler und Angestellte davon zu überzeugen, sich für eine so lange Zeit zu isolieren. Eine Bubble ist allerdings eine für alle Beteiligten sichere Alternative, weiterhin Profisport bieten zu können, wenn Infektionszahlen wieder steigen und man gezwungen ist, die laufende Saison abzubrechen. Die Bundesliga etwa hat so einen Plan nicht, ein Saisonabbruch ist weiter ungeregelt.