[vc_row][vc_column][vc_column_text]Der Klang der Orgel:
„Ein beeindruckendes Gefühl. Gleichzeitig können mich Orgelklänge aber auch sehr wärmen und beruhigen, sozusagen zum Runterkommen dienen. Zudem geben sie mir immer ein Gefühl von zuhause.“ (Elisabeth Rickert)
Elisabeth Rickert, Registrantin am Passauer Dom, ist 23 Jahre alt und studiert im siebten Semester Jura an der Universität Passau. Seit sie klein ist, beschäftigt sie sich mit Musik, sei es der Kinderchor oder Klavier spielen. Durch ihren Vater entdeckte sie dann ihre Leidenschaft für ein ganz besonderes Instrument: Die Orgel
Doch wie kommt man dazu, ein doch so außergewöhnliches Instrument, wie die Orgel, zu spielen? Elisabeth kam schon früh mit der Orgelmusik in Berührung, da ihr Vater selbst Organist ist und somit nicht nur sie, sondern auch ihre Schwester für das durchaus komplexe System von Pfeifen und Manualen (Klaviaturen) begeistern konnte. „Was mich am Orgelspielen fasziniert, ist die wahnsinnige Vielfalt an Klängen, Atmosphären und Lautstärken, die man mit nur zwei Händen und zwei Füßen erzeugen kann.“
Um ihr Wissen und Können in diesem Bereich zu vertiefen, begann die heutige Jura-Studentin neben der Schule ein zweijähriges, kirchenmusikalisches Studium, welches sie erfolgreich mit dem C-Examen abschloss und sie offiziell zur „nebenberuflichen Kirchenmusikerin“ machte. „Unterrichtet werden 13 verschiedene Fächer (u.a. Gregorianik, Orgelbau, Gesang, Liturgie), zu denen es dann zeitlich gestaffelt die entsprechenden Abschlussprüfungen gibt.“ Für die gebürtige Westfälin war die Doppelbelastung aus Kirchenmusikstudium und Schule nicht immer einfach, ständige Klavier- oder Orgelproben und Abend- wie auch Wochenendseminare plus Fahrzeiten von insgesamt bis zu vier Stunden am Tag, zwangen die damals noch 15-jährige Elisabeth zu einem stressigen und sehr disziplinierten Leben. „Rückblickend würde ich nicht noch einmal so jung mit diesem Studium anfangen, da ich mir vieles zu sehr zu Herzen genommen habe und meine Freunde mich teilweise auch viel zu selten zu Gesicht bekommen haben.“
Trotz alledem bereut Elisabeth diesen Schritt nicht, da er ihr viel ermöglicht hat. So verdiente sie sich während ihrer Oberstufenzeit durch das Orgelspielen in Gottesdiensten, bei Taufen oder auf Beerdigungen ein bisschen Geld.
Doch nicht das Geld stellt für Elisabeth den besonderen Reiz am Orgelspielen da. Für sie ist das befreiende Gefühl beim Musizieren und die Gefühle, die sie durch ihr Instrument bei sich selbst, aber auch bei den Zuhörern, auslöst, Lohn genug. „[Wo] einige Menschen [aus Frust] einfach verdammt laut Musik hören, spiele ich dann so laut Orgel, dass es schon fast unerträglich (wenn auch harmonisch) […] wird und der Boden der Empore vibriert.“
Da Elisabeth die Orgel unter anderem als Ventil zum Ausdruck ihrer Gefühle oder Stimmung benutzt, war sie froh, ihr allerliebstes Hobby auch in Passau weiterführen zu können. Am Dom arbeitet sie nämlich als Registrantin und assistiert den Organisten bei ihren Auftritten. Ihre Aufgabe besteht darin, „die Noten des Stückes, das [der Organist] gerade spielt, mitzulesen und an der richtigen Stelle (nicht zu früh und nicht zu spät) die Seiten umzublättern. Außerdem drücke ich an in den Noten meist gelb oder blau markierten Stellen einen kleinen Knopf, den sog. Sequenzer. Das ist ein Computer, der es dem Organisten ermöglicht, Kombinationen aus allen 17974 Pfeifen und 233 Register einzustellen, sodass für einen „Stimmungswechsel“ in einem Stück nicht per Hand alle Registerknöpfe einzeln heruntergedrückt werden müssen […].“ So einfach wie es klingt ist dieser Job aber nicht, denn es fordert höchste Konzentration, um die Zeichen des Organisten und die Notenblätter richtig zu deuten, und nicht das ganze Stück mit einer kleinen oder fehlenden Handbewegung zu ruinieren. Die Arbeit als Registrantin am Dom macht ihr sehr viel Spaß. Gerne begrüßt sie auch schon mal die rund 1200 Gäste, die zu den regelmäßig stattfindenden Mittags- und Abendorgelkonzerten in den Dom strömen und erzählt spannende Informationen über das Kircheninstrument. Auch auf Englisch wohlgemerkt!
Viele Menschen sehen die Orgel als reines Kircheninstrument. Für Elisabeth ist das nicht zwingend der Fall. Vielmehr ist das Spielen einzelner Lieblingsstücke für sie Ausdruck ihrer eigenen Stimmung und Gefühle. Mit einigen verbindet sie auch Erinnerungen an Menschen, Orte, Hochzeiten oder Beerdigungen. Da sie aber auch Messen in ihrer Heimatstadt spielt und mit der Gemeinde singt, verbindet sie durchaus auch einen religiösen Aspekt mit ihrem Orgel-spiel: „Wenn die Kirche mal richtig voll ist und 1000 Leute ein Auferstehungs- oder Weihnachtslied anstimmen bzw. sogar brüllen und man selbst versucht, die Orgelbegleitung so schön und passend […] wie möglich zu gestalten, entwickelt man ein sehr wohliges Gemeinschaftsgefühl.“
Jeder, der schon mal probiert hat, ein Instrument spielen zu lernen, kennt die Schwierigkeiten, die das mit sich bringt. Als Laie stellt man sich das Erlernen eines solch komplexen Instruments wie der Orgel als besonders schwierig vor. „Das spezifisch schwere am Orgelspielen ist aber das Maß an Multi-Tasking, das man beherrschen muss.“ erklärt Elisabeth. So ist es von Vorteil, wenn man davor schon Klavierunterricht hatte. Gerade die fünf Manuale der Passauer Dom-Orgel und der riesige „Spieltisch, der mehr an ein Cockpit im Flugzeug erinnert“, stellen die Organisten vor keine leichte Aufgabe. Generell muss man viel über das sensible Instrument lernen, so müssen z.B. die 17974 Pfeifen der Dom-Orgel regelmäßig neu gestimmt werden, da das Holz anfällig auf Kälte und Wärme reagiert. Zusätzlich zur technischen Herausforderung sollte man außerdem die körperliche Anstrengung nicht unterschätzen. Neben Beweglichkeit muss auch die Körperspannung stimmen, um das Instrument gut zu beherrschen.
Für Elisabeth ist die Musik ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens und sie versucht ihre Leidenschaft für das Musizieren an andere weiterzugeben. „Ein Herzensanliegen sind mir auch die Schülerführungen auf meiner Heimatorgel in Werl. Während meiner Schulzeit und einige Zeit nach meinem Studienbeginn habe ich regelmäßig im September und März den 5. Klassen unserer Schule das Instrument näher gebracht.“
Die Orgel, ein außergewöhnliches und spannendes Instrument mit vielen Facetten, dass es verdient, einmal genauer betrachtet und vor allem genauer gehört zu werden. Für Elisabeth Rickert ist es ein fester Bestandteil ihres Lebens und sie hofft, dass sich auch zukünftig viele Menschen vom vielseitigem Klang der Orgel berühren lassen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“5/12″][vc_single_image image=“10748″ add_caption=“yes“ alignment=“right“][/vc_column][vc_column width=“5/12″][vc_single_image image=“10738″ add_caption=“yes“ alignment=“right“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Wer jetzt selber einmal in den Genuss eines Orgelstücks kommen möchte, kann noch bis Silvester die Mittagsorgelkonzerte im Passauer Dom besuchen.
Termine der Mittagskonzerte, Beginn 12 Uhr: (für Studenten 2 Euro Eintritt, sonst 4 Euro)
Samstag, 17. Dezember; Mittwoch, 21. Dezember; Dienstag, 27. Dezember; Mittwoch, 28. Dezember; Donnerstag, 29. Dezember; Freitag, 30. Dezember und Samstag, 31. Dezember
Bilder: Elisabeth Rickert[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]