Zwar wird der offene Umgang mit der Periode immer mehr von der Gesellschaft akzeptiert, jedoch ist es allgemein immer noch ein Tabuthema und ein Aspekt, über den nicht gerne gesprochen wird. Vor allem die männliche Seite befasst sich recht ungern mit dem Thema, „da es sie ja nichts angeht“. Selbst heutzutage gilt die Periode in einigen Kulturkreisen noch als abstoßend. In Simikot, einer Region im äußersten Norden Nepals, werden Frauen beispielsweise von Zuhause verbannt und dazu gezwungen in Ställen und Grotten zu leben, während sie ihre Periode haben. Dies geschieht aus Sicht der Frauen nicht unbedingt aus sexistischen oder patriarchalischen Gründen mit dem Ziel Frauen zu unterwerfen, sondern durch ihren Aberglaube und die Furcht vor Gott.
Im Vergleich dazu leben wir in Deutschland sehr privilegiert und haben fortschrittliche Möglichkeiten, mit der Periode gut im Alltag umzugehen. Eine Möglichkeit, die zudem eine der nachhaltigsten und praktischsten ist, ist die Menstruationstasse. Diese wollen wir euch heute etwas näher bringen.
Der Name selbst sagt schon sehr viel über das Aussehen des Hygieneartikels aus. Man kann es sich wie einen kleinen Becher vorstellen, der spitz zu läuft und in einer kleinen Verlängerung (ähnlich wie die Tamponschnur) endet – die ganze Tasse besteht aus Silikon. Das Ganze funktioniert, indem man sie zusammengefaltet einführt, die Tasse sich im Inneren entfaltet und sich an die Körperinnenwände legt. Es gibt dabei verschiedene Falttechniken. Die Beliebtesten sind die C- und S-Falttechnik, bei denen man die Tasse dem Buchstaben entsprechend faltet. Dabei ist auf die richtige Größe und Falttechnik zu achten, die sich nach einigem Ausprobieren jedoch von alleine ergeben. Unsere Empfehlung: mit Größe M ist man eigentlich immer auf der sicheren Seite und geschützt gegen das „Auslaufen“, da dieses bei richtiger Einführung der Tasse nicht möglich sein sollte.
Da einige Vorurteile über die Menstruationstasse existieren, wollen wir mit diesen typischen Klischees aufklären:
- „Die Tasse abzukochen soll reichen? Wie unhygienisch!“: Die Tasse soll man vor Gebrauch und nach jedem Zyklus ins kochende Wasser legen, in dem keine Bakterien überleben können und somit die Tasse ohne Zusatzstoffe gereinigt wird. Im Vergleich zu Tampons ist die Tasse sowieso viel hygienischer, da sich in der Watte des Tampons erst die Bakterien bilden können – dies ist bei der Tasse ausgeschlossen.
- „Das Ganze ist doch viel zu aufwendig!“: Die Tasse muss lediglich alle acht bis zwölf Stunden gewechselt werden, je nach Stärke der Periode – also nur etwa zweimal am Tag. Dadurch kann man das Wechseln bequem zu Hause machen und muss sich in der Öffentlichkeit nicht davon stressen lassen. Klar ist es anfangs eine Umstellung, aber sobald man den Dreh einmal raus hat, ist es wirklich kein Aufwand mehr. Auch die Benutzung von Tampons war anfangs eine Veränderung und hat ein wenig Zeit gebraucht.
- „Der Scheiß ist viel zu teuer!“: In ca. 38 Jahren gibt eine Frau im Durchschnitt rund 16.000 Euro für Binden und Tampons aus. Mit dem Kauf einer Menstruationstasse, selbst wenn man diese alle fünf Jahre neu kauft, fallen im selben Zeitraum nur 200 Euro an. Das sind knapp 99% Ersparnis.
Weiterer Vorteile der Menstruationstasse sind vor allem die Umweltfreundlichkeit, denn nach dem einmaligen Verpackungsmüll fällt kein weiterer mehr an, sowie die Kostenersparnisse. Besonders ist darauf zu achten in eine qualitativ hochwertige Tasse zu investieren (unser Favorit: Menstruationstasse von Vagisan, ca. 25 Euro).
Um noch einmal auf den Kostenfaktor zurück zu kommen, ist hier das Thema Mehrwertsteuer auf Frauen-Hygieneartikel besonders hervorzuheben. Für wirklich großes Aufsehen und Gesprächsstoff wurde erst mit der Petition „Die Periode ist kein Luxus!“ gesorgt. Diese forderte eine Senkung des Steuersatzes auf Tampons, Binden & Co. von 19% auf 7% Mehrwertsteuer und somit einen Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Zum Vergleich: Lachskaviar hat eine Mehrwertsteuer von 7%, wohingegen auf Produkte, ohne die die Bewältigung des Alltags schlichtweg nicht möglich wäre, mehr als das doppelte an Steuern erhoben wird.
Angesichts der vielen Faktoren rund um das Thema Hygieneartikel tritt die Menstruationstasse erneut positiv in den Vordergrund. Wir hoffen, wir konnten alle Vorurteile und Ängste rund um das Thema Menstruationstasse beseitigen und den offenen Umgang mit der Periode nahelegen. Wägt die Vorteile der Menstruationstasse ab, probiert es einfach mal aus und denkt dabei an unsere Umwelt!