Seit einem Jahr ist Donald Trump nun Präsident der Vereinigten Staaten. Gastprofessor John D. Robertson von der Texas A&M University berichtet in seinem Vortrag an der Uni Passau, wie er die Situation in seiner Heimat empfindet und vor allem, wie unterschiedlich der Blick auf diesen außergewöhnlichen Präsidenten sein kann.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurde über erreichte Erfolge und Trumps Umgang mit den Medien beziehungsweise der Umgang der Medien mit Trump debattiert.
Ein twitterreiches Jahr
Mexiko-Mauer, Einreiseverbot, alternative Fakten. Drei Begriffe reichen um das Bild eines ganz bestimmten Mannes in unsere Köpfe zu projizieren. Ein Mann, der sich am einen Tag verhält als sei er der Star einer etwas verkorksten Reality-Show, am anderen Tag jedoch die ganze Welt seine Macht und seinen Einfluss spüren lässt. Meist mit weniger als 280 Zeichen – auf Twitter.
Als Donald Trump am achten November 2016 zum neuen Präsidenten Amerikas gewählt wurde, jubelte seine Basis, patriotische Amerikaner liefen mit US-Flaggen durch die Straßen und Karikaturisten freuten sich über das gefundene Fressen. Der Rest der Welt sitzt bis heute ungläubig vor den Bildschirmen und wird nicht schlau aus den aktuellen Nachrichten und Twitter Feeds.
Ironischer Einstieg
Prof. John D. Robertson unterrichtet an der renommierten A&M University in Texas Politikwissenschaft. Seit über 10 Jahren ist er einmal jährlich an der Uni Passau zu Gast und wirkt dabei hauptsächlich bei der Summer European Academy mit.
Am Mittwoch, den 17. Januar 2018, hielt Robertson einen Vortrag über ein Jahr Trump als Präsidenten. Gleich zu Anfang gesteht er, Politik in Amerika sei im Moment nicht besonders lustig – es sei ein Drecksloch. Diese Anspielung auf Trumps Beleidigung gegenüber Haiti, El Salvador und afrikanischen Staaten bringt den ganzen Hörsaal zum Lachen.
Trotzdem meint es der amerikanische Gastprofessor sehr ernst, wenn er sagt: „Was für die einen schockierend sein mag, ist für die anderen absolut normal.“
„Er ist gekommen, um Amerika wieder großartig zu machen!“
Denn es gibt eine Botschaft, die Robertson seinen Zuhörern klarmachen möchte. Die Vorstellung, Trump würde sicher nicht wiedergewählt werden, könne man sich direkt abschminken. „Trump ist der Retter. Er läuft auf Wasser. Mit seinen 30-40 Prozent Zustimmung der amerikanischen Bürger ist er nicht beliebt, für viele jedoch ein Held. Er ist gekommen, um Amerika wieder großartig zu machen!“
Viele Menschen finden die politische Lage in Amerika schrecklich. Trump wirkt auf einige nicht mehr nur lächerlich, sondern eher schon beängstigend. Trotzdem trifft es nicht den Kern, wenn Karikaturisten Trump an Stelle einer Witzfigur als Horrorclown darstellen.
Filter Bubble
Robertson erklärt, dass wir uns in einer akademischen Blase, einer Filter Bubble, befinden. Fast unser gesamtes Umfeld ist nicht überzeugt von Donald Trump als Präsidenten der Vereinigten Staaten. Verlässt man diesen Kreis ausgewählter Personen wird man jedoch auf völlig andere Ansichten stoßen. Auf Menschen, die voller Leidenschaft auf den Moment warten, welcher ihr Land dramatisch verändern und in eine andere Richtung bewegen könnte.
Diese Amerikaner sind nicht nur voll und ganz, sondern auch einzig und alleine von ihrem Präsidenten überzeugt. Das ist nicht nur der Grund für Trumps Beliebtheit, sondern auch dafür, dass er machen und behaupten kann, worauf er gerade Lust hat. Er baut auf seine Basis und die baut auf ihn, auch wenn er mal wieder ein Kartenhaus auf Sand konstruiert.
Laut einer Studie, die Prof John D. Robertson präsentierte, vertrauen 85 Prozent der Demokraten den Medien mehr als Trump. Bei den Republikanern dagegen schenken 63 Prozent dem Präsidenten mehr Glauben als offiziellen Nachrichtenquellen.
Das Vertrauen der Amerikaner in die Medien ist schon seit Langem nicht mehr besonders stabil. Ebenso ist auch die Idee des Populismus nicht erst mit Trump aufgekommen. Er ist nur derjenige, der weiß, wie er sich diese Umstände am besten zu Nutze macht.
Spannende Podiumsdiskussion
In der Podiumsdiskussion mit Dr. Michael Oswald, Dr. Michael Harnischmacher, Dr. Sarah Makeschin und Thomas Stelzl als Moderator waren sich in einem Punkt auch alle einig: Trump beherrscht die Medien. Er ist ein großer Meister darin und nutzt geschickt die ungefilterte Kommunikation über Social Media. Es lässt ihn kalt, wenn die Massenmedien versuchen, ihn zu entkräften. Laut Harnischmacher habe Trump es schon längst professionalisiert die „Skandalierungsmaschine“ der Medien zu seinen Gunsten zu nutzen. Makeschin fügt hinzu, die Wähler stünden auf diesen Rollenbruch. Donald Trump liefert das Gegenmodell zu der politischen, elitären Professionalität ab. „Trump spielt den Amateur. Er inszeniert sich geradezu in seiner Nicht-Inszeniertheit.“
Demokratische Schockstarre
Die Demokraten halten nur schwach dagegen, Dr. Michael Harnischmacher vermutet, sie befänden sich immer noch in einer Schockstarre. Oswald hingegen befürchtet, dass das Problem bereits tiefergehend einzuordnen ist, weil ein Großteil der Bevölkerung in den USA generell mit der Demokratie in den USA unzufrieden sei. Wie diese kontroverse Präsidentschaft die Situation in Zukunft verändert, bleibt abzuwarten, ist aber natürlich auch von dem Verhalten der Wähler und der Medien abhängig.
Momentan feiern seine Anhänger Trump noch, die Medien nehmen ihn immer wieder aufs Neue auseinander und der normale Bürger befürchtet, wie Robertson meint, täglich das große Drama: „Was hat Trump heute wieder getwittert, wie groß ist der Schaden?“
Mit Sicherheit lässt sich nur sagen: Sowohl den Karikaturisten, als auch dem Rest der Bevölkerung, wird mit Trump an der Macht garantiert nicht langweilig.
Beitragsbild: Copyright – Donald Trump by Gage Skidmore, (CC BY-SA 2.0)