„Mut zu Widerstand und Vielfalt“ lautete das Motto des Filmfests „Grenzgänge“, das dieses Jahr vom vierten bis zum neunten Dezember stattfand und von Studenten der Universität Passau ausgerichtet wurde. In elf Filmprojekten thematisiert das Event verschiedenste Arten von Grenzen und wie Menschen damit umgehen.
Exemplarisch stellen wir hier die georgische Dokumentation „I didn´t cross the border, the border crossed me“ vor.
Die Filme wurden in Hörsälen der Universität Passau, aber auch in den Kinos Cineplex und Metropolis, sowie im Café Museum gezeigt. Damit sollten möglichst viele Menschen, auch außerhalb der Uni, erreicht werden.
Wir, die wir nach 1989 in einem liberalen Deutschland, in einem Schengenraum ohne Binnengrenzen, in einer immer weiter globalisierten Welt aufgewachsen sind, was wissen wir schon über Grenzen? Dass der Begriff „Grenzen“ nicht nur hohe Mauern und Stacheldrahtzäune meint, zeigte dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge das Filmfest „Grenzgänge“. Die Idee dahinter ist Minderheiten eine Stimme zu geben, Situationen abseits der öffentlichen Wahrnehmung zu schildern, neue Blickwinkel aufzubereiten und Menschen zum Nachdenken bringen. Vom vierten bis zum neunten Dezember wurden elf unterschiedliche Filme zu den Themen Grenzen, Mut und Widerstand präsentiert. Dabei wird deutlich, dass einige Grenzen nur in unseren Köpfen existieren.
„I didn´t cross the border, the border crossed me“ ist eine Dokumentation, die das alltägliche Leben einer Familie aus Georgien porträtiert. 2008 gab es eine militärische Auseinandersetzung zwischen Georgien und Russland, sowie den mit Russland verbündeten Republiken Südossetien und Abchasien. Als Reaktion darauf errichtet Russland eine Grenze, die von Patrouillen streng bewacht wird. Der Stacheldrahtzaun teilt das kleine Dorf Churvaleti, trennt Grundstücke und Familien. Plötzlich ist es hochgefährlich mit Freunden auf der anderen Seite der Grenze Feste zu feiern, gemeinsam zu ernten und Waren auszutauschen. Die Bewohner geben nicht auf, wechseln Hüte und T-Shirts, um von russischen Soldaten unerkannt zu bleiben. Die Grenzübertritte sind gewagt, aber lebensnotwendig. Für die medizinische Versorgung, Nahrung, Hoffnung oder auch das Kennenlernen der (potentiellen) großen Liebe.
Eine Mischung aus Fremdschämen und Belustigung begleitet das Publikum, wenn der Protagonist Malchaz der Frau seiner Träume mitten im Restaurant bizarre Dance-Moves vorführt. Nur wenige Minuten später ist es wieder still im Hörsaal. Malchaz Großmutter ist schwer krank, hat aber weder Zugang zu einem Arzt oder noch zur richtigen Medizin.
Die Oma überlebt. Das Dorf besucht sich zu Ostern, stößt über den Zaun hinweg mit den Nachbarn an. Der Hauch von Normalität schwindet schnell wieder mit der täglichen Anspannung und immer wieder neuen Problemen. Trotzdem endet der Film hoffnungsfroh.
Die Dokumentation in Originalverfassung mit englischen Untertiteln schafft es in 80 Minuten dem Zuschauer die Hochs und Tiefs des Alltagslebens an der Grenze zwischen Georgien und dem international nicht anerkannten Südossetien näherzubringen.
Einen tieferen Einblick lieferte anschließend das Filmgespräch mit Prof. Dr. Bernhard Stahl, Lehrstuhl internationale Politik. In einer Diskussion mit Laura Worsch, Organisatorin des Projekts, und dem Publikum wurden tiefergehende Fragen zu dem Konflikt in Georgien geklärt.
Nana, Master-Studentin im Fach Geografie an der Universität Passau stammt gebürtig aus Georgien und sah sich den Film ebenfalls an. Viele Themen, die darin zur Sprache kommen, kennt sie aus Erfahrungen und Erzählungen ihrer Familie. Für BLANK hat sie sich die Zeit genommen, aus ihrer Sicht über die Krise in ihrem Heimatland zu erzählen.
„I didn´t cross the border, the border crossed me“ ist nur ein Beispiel wie sich das Filmfest an Themen, die außerhalb des öffentlichen Fokus liegen, annähert.
Der Eintrittspreis pro Film lag bei 3€. Die Einnahmen werden zur Kostendeckung der Saalmieten und der Lizenzgebühren verwendet.
Nächstes Jahr möchte das Filmfest in die dritte Runde starten. Um wieder eine erfolgreiche Umsetzung zu ermöglichen, braucht es viele fleißige Helfer. Das Organisationsteam freut sich daher über Interessierte.
Für weitere Informationen oder die Kontaktaufnahme mit dem Team: Facebook Grenzgänge