Foto vom For A Change Team

For A Change: Ein Festival als Bühne für Wandel, Awareness und Inklusion

In ganz Passau hängen bunte Plakate mit der Aufschrift ,,For A Change Festival: 02. – 03.11.24″. Auftreten sollen unter anderem Esther Graf, Ness und Baby Joy, dazu finden eine Kunstausstellung und Panel Talks statt. Das Festival findet an zwei Standorten statt, im Zeughaus und in der Redoute. Das Programm ist bis spät in die Nacht geplant. 

Aber was ist eigentlich das „For A Change“-Festival?

Die Organisation ,,For A Change” existiert seit 2022 und hat mittlerweile zwei Festivals in Passau im Namen von Awareness für marganilisierte Gruppen, Nachhaltigkeit und Inklusion veranstaltet. Das Team, bestehend aus Ehrenamtlichen, ist zwischen Passau und Regensburg verteilt und führt in beiden Städten Events durch, wo sie Menschen eine Plattform geben, die für die gleichen Werte einstehen.

Das erste ,,For A Change“-Festival fand 2023 in Passau statt. Mitten auf dem Domplatz traten Künstler:innen wie Nura, Becks und Ennio auf, alle mit dem gleichen Ziel: Awareness schaffen. Neben den Musik-Acts liefen auch Panel-Talks zu Themen wie: Identität(en) von ufuq, einer Non-Profit Organisation und Intersektionalität of Colour vom Magazin of Color. Das Festival war ein voller Erfolg, sodass entschlossen wurde, es im Jahr 2024 zu wiederholen, diesmal aber Indoors.

Foto von@julian.hoecher.media

Das Line Up an Musiker:innen und Künstler:innen war ein anderes, schaffte aber trotzdem Aufmerksamkeit. Die Besucher:innen konnten einen Rundgang machen, wo verschiedene Künstler:innen ihre Projekte ausstellten. Oftmals bezogen sich die Werke auf Kapitalismuskritik, Feminismus bzw. deuteten auf die Probleme hin, die viele Frauen im Alltag erleben und allgemeine politische Satire. Es gab aber auch Fotografie und Moderne Kunst. Im Raum nebenan fanden die Musik-Akte statt, sowie auch im Zeughaus.

Foto von @julian.hoecher.media

Das „For A Change“-Team gab sich große Mühe, ihr Konzept auch in die Realität umzusetzen. Um dies so gut wie möglich zu schaffen hatte jedes Teammitglied eine Aufgabe bekommen, von Ticketkontrolle bis hin zum abkassieren und austeilen der Getränke. Dazu gehörte auch ein Awareness Team, welches sich um das Wohlergehen der Besucher:innen kümmerte. Sie trugen neon-gelbe Warnwesten, damit die Menschen sie auch im Dunkeln entdecken konnten und auf die Personen zu gehen konnten.

Privat Foto Jadon Lynn
FLINTA-Toiletten Schild (Foto von Jadon Lynn Feinholdt)

Um der Genderinklusivität gerecht zu werden, gab es auch FLINTA (Female, Lesben,  Inter, Trans, A-Gender) und All-Gender Toiletten, die die Besucher:innen benutzen konnten. Das Festival wurde so zugänglich wie möglich für alle Menschen unabhängig von Geschlecht gestaltet.

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Die Panel Talks in diesem Jahr wurden von Leonie Löwenherz (über Rechtsextremismus in der Familie) und Jenner Hendrixx (über das Erlebnis von PoC Personen in Deutschland und allgemein in überwiegend weißen Gesellschaften) geführt. Moderiert wurden die Panel Talks von Queen Lizzy. Die Gäste konnten frei auswählen, welche Veranstaltungen sie besuchen, alles war im Eintritt inbegriffen.

Aber wie kann Sich die Organisation For A Change Künstler:innen wie Ness und Esther Graph leisten, wo ein Ticket normalerweise schon bei 30 Euro anfängt und teilweise bis zu 60 Euro kosten kann? 

„For A Change“ als Verband wird unter anderem von der Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern und der Bundesministerium für Kultur und Medien finanziert. Auch unterstützen manchmal Firmen wie Fritz Kola, die dieses Jahr mehrere Kästen Softdrinks, Stühle und Flaschenöffner spendierten. Das Bundesministerium für Kultur und Medien hatte auch einen kleinen Info-Stand beim ,,For A Change” stehen.

Wie ergeht es einer kleinen queeren Organisation in dem doch konservativen Bundesland Bayern? Wie kam es dazu, dass die Kulturstiftung „For A Change“ mitfinanziert? Erlebt das Team Hürden beim Planen ihres Festivals?

Laut Vroni, die seit 2023 Teil des „For A Change“- Teams ist, musste das Team im Vorlauf große Mengen an Bürokratie erledigen, um überhaupt an die Fonds zu gelangen. Beispielsweise einen Finanzplan vorlegen und was genau mit dem Geld erreicht werden soll, welche Zielgruppe angesprochen werden soll, wo genau das Festival stattfinden soll und wie sich das Team das Festival vorstellt. Sobald die Bürokratie geregelt wurde, ging es dann an den Kontaktaufbau mit Künstler:innen, Sponsoren:innen und Locations. 

Vroni erzählt auch über die anspruchsvolle Koordination von Zeitplan, Location und Lieferant:innen. Als noch junges und unbekanntes Team ist es nicht immer einfach, vor allem wenn man ein großes Festival veranstaltet.

Warum macht Vroni mit? Was ist ihr Ansporn? 

,,Tatsächlich aktiv etwas verändern zu können, mich einzubringen und in der Gesellschaft etwas umzukrempeln. Vor allem mit Einbezug der Themen Nachhaltigkeit und Queerners ist es im Bereich Niederbayern  sehr schwer und ein Festival wie „For A Change“ ermöglicht ein bisschen Aufmerksamkeit auf die Themen zu lenken. Wir schaffen es Menschen eine Bühne bzw. eine Stimme zu geben, die sonst untergehen würden„, sagt Vroni und ihre Augen spiegeln diese Motivation und den Antrieb wieder, der für so ein großes Projekt benötigt wird. 

Ein großer Teil ihrer Zukunftsvision ist, mehr Inklusion und Awareness zu schaffen , aber wie genau will das Team das erreichen? Welche Methoden will das Team einsetzen, um Menschen anzusprechen, die nicht in der Zielgruppe sind? Wie wollen sie mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken und somit mehr Menschen, die sich entweder engagieren oder zumindest sich mit den Themen auseinandersetzen, finden? 

Die  Werbung für „For A Change“ läuft primär über Instagram, das Team hat während beider Festivals Menschen engagiert, die professionell Fotos machen, um sie dann auf dem eigenen Instagram Account hochzuladen. Auch wenn es Momente gibt, wo es still auf dem Instagram Account wird, gibt sich das Team große Mühe, eine aktive Social Media Präsenz zu haben und so hoffentlich immer mehr Menschen zu erreichen.

Wie sie genau aus ihrer eigenen Bubble aussteigen, um Personen von außerhalb zu erreichen, weiß die Organisation noch nicht. Sie setzt sich aber aktiv mit dem Thema auseinander.

Und was sind Vronis private Wünsche für die Zukunft ? 

,,Dass wir dem Gegenüber zuhören und nicht gleich verurteilen anhand von Aussehen, Geschlecht oder Hautfarbe. Ich hoffe, dass durch (unter anderem) „For A Change“ Menschen bereit sind, über ihre persönlichen Vorurteile zu steigen, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und zu lernen, in einer harmonischen und  fairen Gesellschaft zu leben. Jede:r einzelne Person trägt etwas zur Gesellschaft bei und ich würde mir wünschen, dass Menschen öfter anhalten und nachdenken welche Konsequenzen ihre Handlung mit sich führt und sich lieber für Verständnis und Liebe entscheiden statt für Hass und Missgunst.”