Joan Didions Vermächtnis – Nachruf auf einer der Stimme des neuen Journalismus

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M Ressortleiterin Gesellschaft & Politik

Joan Didion wurde am fünften Dezember 1934 in Sakramento, Kalifornien geboren. Das Schreiben, das eigentlich als Vorschlag ihrer Mutter, um sich selbst zu beschäftigen begann, wurde zu ihrer lebenslangen Passion und Berufung. Sie begann englische Literatur in Berkeley, Kalifornien zu studieren. Nachdem sie einen Essay Contest des Vogue Magazin gewann, bekam sie eine Stelle bei dem Mode Magazin. Didion schrieb über ihre Karriere verteilt alles, von Artikeln bis hin zu Romanen.
Vor drei Wochen, am 23.12.2021 verstarb die Schriftstellerin dann im Alter von 87 Jahren, in ihrem Zuhause in New York als Folge einer Parkinson Erkrankung. Angesichts ihres Todes stellt sich nun die Frage: Welches Vermächtnis hinterlässt sie bei ihrer Leserschaft?

Ihre scharfe Beobachtungsgabe und tiefes Verständnis der amerikanischen Gesellschaft stehen im direkten Kontrast zu der stillen, fast fragil wirkenden Frau. Die Faszination mit diesem Gegensatz ist ein Grund für den Leserkult, der Didion schon seit ihrer ersten Buch umgibt. Joan Didions bekanntesten Werke sind ihre ersten beiden Essay-Sammlungen “Slouching towards Bethlehem”(1968)und “The White Album”(1969), die sich beide um Amerika (insbesondere Los Angeles) in den 60er Jahren drehen und ihr 2005 erschienenes Memoir ”The Year of magical thinking” indem sie den Tod ihres Mannes (John Gregory Dunne) verarbeitet.

Eines ihrer meist unterschätzten Bücher “Political Fictions”(2001), eine Anthologie von Didions Artikeln und Reportagen zum Thema Demokratie in Amerika, beschäftigt sich damit, die Diskrepanz zwischen Realität und Rhetorik der Politiker:innen aufzudecken. Ihre Reportagen reichen von President Clintons Affaire mit Monica Lewinsky bis hin zum Wahlkampf von George W. Bush und Al Gore. Die Motive in “Political Fictions” sind relevanter denn je, besonders im Anbetracht des Cambridge Analytica Skandals, sehen wir wie Wahlprogramme und politische Entscheidungen schon vor der Digitalisierung nicht von Rationalität getrieben wurden, sondern eher von Sympathie gegenüber den Kandidat:innen abhängig sind.

Egal ob man schon einmal von Joan Didion gehört hat oder nicht, es ist definitiv Wert einen Blick auf ihr Werk zu werfen, besonders weil ihre Beobachtungen über die Gesellschaft noch immer aktuell sind. Abschließend ist zu sagen, dass mit Didion auch eine der charakteristischsten Stimmen des neuen Journalismus verstorben ist.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]