Wenn eine Person mit Dreadlocks, weit geschnittenen Klamotten und breitem Grinsen um die Ecke biegt, erkennen die meisten ihn schon von Weitem: Flo.
Der Rosenheimer hat im Winter 2014 angefangen Medien und Kommunikation in Passau zu studieren und hat seitdem das Passauer Kultur-Angebot mitbestimmt. Alles fing mit dem Filmen an. Da er schon vor Studienbeginn eine Leidenschaft für Videos hatte, führte ihn sein Weg schnell zur Hochschulgruppe PRO.FIL. Ab dem 3. Semester übernahm er dort die Leitung, probierte sich aus und gab sein Wissen weiter. Vor allem durch die Aftermovies verschiedener Bootspartys konnten viele Leute erreicht und begeistert werden. Nach einem Praxissemester, bei der Filmproduktion AIRV8 in Rosenheim, filmte er auch unabhängig von Hochschulgruppen größere Events. Noch mehr Spaß macht ihm allerdings das Filmen mit einem Drehbuch, wo man alle Ideen konkret umsetzen kann.
Zur Videoproduktion gehört allerdings viel mehr als „einfach die Kamera draufhalten“. Auch im Bereich Licht und Audio ist entsprechendes Know-How erforderlich. Außerdem muss das gesamte Material in der Postproduktion zu einem stimmigen Endergebnis verarbeitet werden. Dabei kommt es auf viele kleine Details an, die oft nur unterbewusst wahrgenommen werden, welche das Produkt aber professionell erscheinen lassen. Alles was Flo weiß, hat er sich über die Jahre selbst angeeignet. Durch YouTube-Tutorials, Fachartikel und Ausprobieren wurde er immer besser.
Seit Oktober 2017 ist er bei Sofar Sounds Passau als Audio-Chef für alles Akustische bei den Wohnzimmer-Konzerten zuständig. Das internationale Projekt bringt Künstler aus aller Welt nach Niederbayern. Über einen Facebook-Aufruf kam er mit der Organisatorin von Sofar Sounds Passau in Kontakt und gehört seitdem zum festen Team der Konzertreihe. Da er seit 2016 auch privat Wohnzimmer-Konzerte in seiner eigenen WG organisiert, profitiert das Team von seinen bereits gesammelten Erfahrungen. Flo möchte mit seinen Konzerten vor allem „Newcomer“ fördern. Man soll sich ausprobieren und sich in einer „behüteten Atmosphäre“ ins Rampenlicht wagen. Allerdings waren auch schon bekanntere Musiker bei ihm zu Gast, unter anderem Xavier Darcy.
Soviel zu Flos Kompetenzen hinter der Kamera. Mittlerweile ist er auch vor der Kamera zu sehen. Entweder als Solo-Künstler oder mit seinem Kumpel Hanno als „Forellentheater“. Das Duo wurde erst im März 2018 gegründet, aber Flo und Hanno spielen nicht nur in Passau regelmäßig, sondern können schon erste Auftritte auf kleinen Festivals (Schwerelos in Passau und Rosa Laub in Vornbach am Inn) verbuchen.
Wie man auf den Namen „Forellentheater“ kommt, scheint im Nachhinein schwer zu rekonstruieren. Ein feuchtfröhlicher Abend und ungewöhnliche Schilder mit wild zusammengewürfelten Worten an den WG-Wänden eines Freundes spielen aber eine entscheidende Rolle. „Außerdem haben wir einfach ganz schnell einen Namen für einen Festival-Bewerbung gebraucht“ lacht Flo und ergänzt mit einem Zwinkern: „Noch dazu ist dieser ausgefallen genug, dass wir auf Platz 1 einer Google-Suche erscheinen. Das muss man erst mal hinbekommen.“
Aber wie steht es um die Aufregung vor den Auftritten? Flo erinnert sich an seinen allerersten Solo-Auftritt auf einer Open Stage in Australien 2013 zurück: „Am Anfang ist es hart auf die Bühne zu gehen, aber sobald man ein paar Töne gespielt hat, hört das Lampenfieber auf und man gibt sich dem Moment hin.“
Als Künstler muss man sich nicht nur mit seiner musikalischen Leistung und seinem Auftreten beweisen, sondern transportiert – wie in Flos Fall auch – oft emotionale, persönliche Botschaften. Für Flo ist die Musik ein „Kanal für Emotionen“ und er erzählt schmunzelnd, dass ihm das Kommunizieren über manche Themen durch Lieder besser gelingt als im normalen Dialog.
Auf YouTube nutzt er den Kanal „Atelier Geschmeidig/ Rose Twig Sessions“ um seine Songs zu präsentieren. Auch anderen Künstlern aus Passau bietet er damit eine Plattform. Bis heute tobt er sich im Zentrum für Medien und Kommunikation (ZMK) aus, aktuell nimmt er dort eine EP mit Hanno auf.
Flos Weg nach seinem Studium führt ihn erstmal nach München, wo er gerne ein größeres musikalisches Projekt starten und einer Band beitreten will. Der Abschied von Passau fällt ihm sichtlich schwer, aber die Distanz ist so überschaubar, dass man ihm bestimmt immer wieder in Passau über den Weg laufen wird.