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Mit Unterschriften Leben retten: Der Briefmarathon von Amnesty International

Meinungsfreiheit, Frauenrechte, Umweltschutz und die Rechte indigener Völker. Was für viele Menschen Rechte sind, die sie als selbstverständlich sehen oder von denen sie nicht betroffen sind, bedeutet für andere ihr Leben. Und das nicht nur symbolisch gesprochen, sondern ganz buchstäblich. So geht es auch den Menschen, für die im Briefmarathon von Amnesty International gekämpft werden soll.

Briefmarathon – was ist das?

Der Briefmarathon ist eine jährliche Aktion, die von Amnesty International organisiert wird. Amnesty International ist die weltweit größte Menschenrechtsbewegung. Im Rahmen des Briefmarathons werden aktuelle Fälle ausgewählt, in denen Menschen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurden, weil sie ihre Menschenrechte wahrgenommen haben. Für diese Menschen werden Unterschriften auf Briefen gesammelt, die dann an die zuständigen Regierungen und Behörden geschickt werden. Damit soll Druck auf die Verantwortlichen ausgeübt werden, die Urteile aufzuheben. Das Ziel des Briefmarathons ist es, zu Unrecht Inhaftierte zu befreien, Todesurteile aufzuheben, Folter zu beenden und diskriminierende Gesetzte zu verändern.

Zwei der diesjährigen Schicksale, für die sich Amnesty International einsetzt, sind die von Maryia Kalesnikava und Oqba Hashad.

Maryia Kalesnikava, Belarus

Früher Berufsmusikerin und Aktivistin in Belarus – heute nach mehr als 600 Tagen das erste Lebenszeichen.

Maryia träumt von einer Heimat, in der alle Menschen respektiert werden und Meinungsfreiheit herrscht. Für diesen Traum schloss sich die Musikerin 2020 dem Wahlkampf einer unabhängigen Kandidatin an, die sich für diese Rechte einsetzte. Zusammen mit zwei weiteren Frauen war ihr öffentliches Auftreten für viele die Hoffnung auf Veränderung. Nach dem Wahlsieg von Alexander Lukaschenko und dem Verdacht, die Präsidentschaftswahlen seien gefälscht worden, kam es in Belarus zu Protesten. Auch Maryia beteiligte sich aktiv daran.

Aufgrund dieser friedlichen Proteste wurde sie wegen „Untergrabung der nationalen Sicherheit“ und „Extremismus“ zu 11 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Die Haftbedingungen sind unmenschlich. Maryia befindet sich in Isolationshaft, in der es nur begrenzten Zugang zu medizinischer Versorgung gibt. Seit Februar 2023 wurde ihr keine Möglichkeit mehr gegeben, sich bei ihrer Familie zu melden. Erst diesen November war es ihrem Vater möglich, sie wieder zu besuchen.

Amnesty International kämpft im Briefmarathon für ihre Freilassung.

Oqba Hashad, Ägypten

Oqba wohnte bis 2019 in einem Student:innenwohnheim, als eine Razzia sein Leben veränderte. Zusammen mit anderen Kommiliton:innen wurde er verhaftet. Während die anderen Student:innen nach wenigen Tagen wieder aus der willkürlichen Untersuchungshaft entlassen wurden, musste Oqba im Gefängnis bleiben. Der Grund: die Menschenrechtsarbeit seines Bruders.

Oqba, der aufgrund eines amputierten Beines eine Prothese trägt, wurde im Gefängnis sowohl an den Genitalien als auch am Beinstumpf mit Elektroschocks gefoltert. Darüber hinaus hat er keinen Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung. Selbst nachdem seine Prothese im Gefängnis zerbrach, hatte er keinen Anspruch auf einen Ersatz. Erst nach einem Jahr erhielt er eine neue Prothese. Diese wurde nicht auf ihn angepasst und verursacht deshalb weitere Verletzungen. Dabei verstößt bereits die Dauer seiner Untersuchungshaft gegen ägyptisches Recht. Normalerweise darf eine Untersuchungshaft nicht länger als 2 Jahre dauern. Dass Oqba nun schon über 5 Jahre inhaftiert ist, ist nur möglich, weil die Staatsanwaltschaft nach der angeordneten Freilassung sofort ein neues Verfahren eröffnet hat. Die Dauer der zweiten Untersuchungshaft wurde wieder auf 2 Jahre festgesetzt.

Amnesty International fordert die sofortige und bedingungslose Freilassung von Oqba Hashad, damit er nicht länger für den Aktivismus seines Bruders bestraft wird.

Du möchtest mehr wissen?

Wenn du diese Menschen unterstützen und dich für die Menschenrechte einsetzen möchtest, kannst du nächste Woche zum Stand der Amnesty International Hochschulgruppe der Universität Passau kommen. Jeweils von 11.30 bis 16.30 Uhr kannst du unterschreiben oder dich über die einzelnen Fälle informieren.

  1. Dezember: Nikolakloster
  2. Dezember: Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät