Da das Thema psychische Erkrankungen immer noch ein Tabu für viele darstellt, wird auch die psychische Gesundheit stark vernachlässigt. Viele merken erst spät, dass es schlecht um ihr psychisches Wohlbefinden steht oder sie bereits unter einer psychischen Erkrankung leiden. Die zusätzlichen Stressfaktoren durch die Pandemie stellen dabei eine weitere Belastung für uns dar. Was psychische Gesundheit ist und was wir für sie tun können, möchten wir dir in diesem Beitrag erklären.
Hinweis: Wenn du dich gerade mit einer schweren psychischen Erkrankung auseinandersetzt oder es dir nicht gut geht, dann können hier dargestellte Inhalte oder Tipps nicht hilfreich sein. Suche bitte ärztliche Hilfe auf, es kann schon helfen einfach mit jemandem zu reden.
Die psychische Gesundheit
Die WHO versteht darunter „einen Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.“ Das Wort Wohlbefinden wiederum lässt sich in psychisches und körperliches Wohlbefinden gliedern und impliziert, dass Gesundheit ganzheitlich nur mit beiden Elementen erreicht werden kann.
Grundsätzlich spielt Gesundheit natürliche eine wichtige Rolle in vielen Situationen unseres Lebens. Dazu kommt, dass die Gründe weshalb Menschen eine psychische Krise oder Erkrankung bekommen sehr vielfältig sind. Bei Studierenden zeigte sich, dass diese besonders anfällig dafür sind. Sie erleben häufig Befindlichkeitsstörungen und psychische Probleme. Der Ärztereport 2018 der Barmer konnte zeigen, dass bei circa 17 Prozent der Studierenden mindestens eine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde.
Auf der anderen Seite wurde ein großer Zusammenhang zwischen einem gesunden Lebensstil, Gesundheit und dem Studienerfolg von Studierenden festgestellt. Es lohnt sich den Fokus darauf zu lenken, was wir positives für unser psychisches Wohlbefinden tun können. Denn die psychische Gesundheit können wir uns wie ein Spektrum vorstellen. Wir springen nicht zwischen den Polen krank und gesund hin und her, sondern pendeln immer dazwischen.
Wie fühle ich mich gerade?
Die Folgen der Coronapandemie mit wechselnden Lockdownphasen, die Wintermonate und der Stress im Studium. Gerade wirken viele Stressfaktoren auf uns ein, die äußerst belastend sein können. Hilfreich ist einzuschätzen, wie Du dich gerade fühlst. Das gibt dir mehr Handlungsspielraum, da Du deine Situation besser einordnen kannst. Die folgenden Fragen können dir dabei helfen:
- Wie gehts es mir heute und wie ging es mir in den letzten Tagen?
- Bin ich müde und erschöpft?
- Sind meine Gedanken positiv oder negativ?
- Habe ich starke Stimmungsschwankungen?
- Habe ich Angst oder fühle ich mich überfordert?
- Habe ich mich sozial zurückgezogen?
Das in sich Hineinhören hilft eine Beziehung zu sich aufzubauen. Wir werden uns klarer darüber, was wir gerade wirklich brauchen und lernen durch die Reflexion mit unseren Gefühlen besser umzugehen.
Tipps um deine mentale Gesundheit zu stärken:
Neben gesundem Essen, regelmäßiger Bewegung und erholsamen Schlaf gibt es einige alltägliche Dinge, die Du integrieren kannst, um deine geistigen Kräfte zu Stärken.
Soziale Kontakte pflegen
Wir brauchen die Verbindungen zu anderen Menschen, unter anderem weil sie einen starken Einfluss auf unsere mentale Gesundheit haben. Da seit Beginn der Coronapandemie „Social Distancing“ praktiziert wird, ist es noch wichtiger denn je aktiv seine Kontakte zu pflegen. Studierende in WGs haben da möglicherweise einen kleinen Vorteil, aber die Technik machte es möglich trotz der Kontaktbeschränkungen in engem Austausch mit Familie oder Freunde zustehen.
- Plane z. B. deine Freunde oder Großeltern fest ein
- Nimmt dir jeden Tag vor Kontakt zu suchen. Es gibt so viele Möglichkeiten egal ob per Telefon, Brief, E-Mail, Forum oder im Treppenhaus (natürlich mit Mindestabstand).
- Wenige Minuten können dir schon Entlastung bieten
Das Gefühl einsam zu sein gehört mittlerweile zum Leben in der modernen Gesellschaft dazu. Die Einsamkeit beschränkt sich daher nicht nur auf die Pandemie. Vielmehr entsteht sie durch unseren stressigen Alltag, die langen Stunden am Rechner und das Gefühl ständig etwas zu verpassen. Wissenschaftler sprechen sogar davon, dass die Folgen von Einsamkeit vergleichbar schlecht für unsere Gesundheit sind wie das Rauchen.
Daher pflege deine Kontakte und auch wenn Du das Bedürfnis hast dich zum aktuellen Zeitpunkt zurückziehen zu wollen: Vergiss nicht, dass sozialer Austausch für dich eine Möglichkeit ist deine Probleme anzusprechen und von der Seele zu reden. Das kann sich sehr positiv auf die Psyche auswirken und Stressfaktoren, wie den Druck der Prüfungsphase erträglicher machen.
Achtsamkeit üben
Achtsamkeit ist die „absichtliche Aufmerksamkeit auf das, was geschieht und wie es geschieht“. Wir sollten aktiv im Hier und Jetzt sein, sowohl körperlich aber auch mental. Besonders der letzte Punkt ist nicht selbstverständlich, da wir oft in einem Gedankenstrudel festhängen, der sich mit der Vergangenheit, unseren Sorgen oder Ängsten beschäftigt.
Macht der Gedanken
„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.“ – Chinesisches Sprichwort
Das heißt nicht, dass wir nie wieder negative Gedanken haben können, im Gegenteil. Es ist vollkommen in Ordnung, dass nicht alles läuft und wir dürfen uns erlauben auch „schlechte“ Gefühle zu haben. Häufig sind wir unsere schärfsten Kritiker. Entscheidend ist vielmehr das Du versuchst Situationen bewusster wahrzunehmen, auf den Moment zu achten und versuchst diesen nicht zu bewerten.
Sogenannte Achtsamkeitsübungen, Atemübungen oder Mediation können dabei helfen, zu lernen uns nicht von dem Gedankenstrudel, in den wir gerne fallen, kontrollieren zu lassen. Manche Krankenkassen unterstützen sogar Kurse die Achtsamkeit schulen. Zudem erkannte die Wissenschaft, dass das Praktizieren von Achtsamkeit unser Wohlbefinden steigern kann und wir uns gestärkt und selbstbewusster fühlen.
Meditation
Die Meditation ist ein wichtiges Instrument, um Achtsamkeit zu üben. Sie dient als Grundlage jeder Meditationspraxis und hat ihren Ursprung im Buddhismus. Die beiden Begriffen werden häufig synonym verwendet, jedoch können wir auch ohne Meditation achtsam sein. Das eine schließt also das andere nicht aus. Des Weiteren gibt es extrem unterschiedliche Variationen der Meditation und beschränkt sich nicht nur darauf leise irgendwo zu sitzen und seinem Atem zuzuhören.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist schon seit einigen Jahren bekannt, dass Meditation einen starken Effekt auf unsere mentale Gesundheit hat. Bei regelmäßiger Praxis über einige Wochen schärfen wir unsere Aufmerksamkeit. Außerdem kommt es zu Veränderungen im Gehirn, die den Mandelkern schrumpfen lassen, der unter anderem an der Steuerung unserer Angst mitwirkt. Zudem können andere Substanzen durch Meditation im Gehirn zunehmen, die zum Beispiel für das Mitgefühl zuständig sind. Weitere positive Effekte sind eine höhere Belastbarkeit, Gelassenheit und Kreativität.
Plane positive Aktivitäten ein
Ein geregelter Tagesablauf sorgt für Struktur und gibt ein gutes Gefühl. Damit haben Studierende auch ohne Corona öfter mal zu kämpfen. Das andere Extrem stellt zum Beispiel Toxic Productivity dar, bei der es dir schwerfällt nicht die ganze Zeit produktiv sein zu müssen. Daher: Mach dir doch eine Liste mit Dingen, die dir Spaß machen, dich entspannen oder guttun und plane sie aktiv in deinen Alltag ein. Das ist wichtig für deine Stimmung und hilft etwas darüber hinweg, dass unser Leben momentan aufgrund von Corona etwas eingeschränkt ist.
Zum Beispiel kannst Du dir etwas Besonderes zum Kochen heraussuchen, ein Buch lesen, ein Bad nehmen oder online shoppen. Vielleicht gibt es auch ein altes oder neues Hobby, dass Du etablieren kannst.
Hier findest du ein paar weitere Anlaufstellen:
- Die psychologische Beratung der Uni Passau
- Eine Übersicht vom BR zu Nightlines – Sorgentelefon für Studierende
- Psychologischer Krisendienst
Quellen: Boston University School of Medicine, Universität Hamburg und das psychologische Beratungsangebot