Review: Fiddler´s Green – Devil´s Dozen

Beitragsbild: Copyright – FaN_2013_ 5484 by Ralf Schulze, Flickr/CC BY 2.0

 

A jolly good time

Gibt es eigentlich Menschen die Irische Rockmusik nicht mögen? Ich kenne jedenfalls keine. Sieht man sich die Bandgeschichte von Fiddler´s Green an, die seit fast 26 Jahren genau diese Musik machen, merkt man dass sie ankommen. Außerdem ist es auch quasi nicht möglich einen Abend im örtlichen Shamrock zu verbringen, ohne mindestens ein Lied der Jungs aus Erlangen zu hören. Nach dreijähriger Abstinenz (und das sicher nicht vom Booze), wurde im November letzten Jahres das mittlerweile dreizehnte Album auf die tanz- und trinkfreudige Fangemeinde losgelassen.

Servus Gretel, you busty Fräulein

Der Titeltrack eröffnet das teuflische Dutzend schon mal konventionell, der Text erzählt wohl von dreizehn blasphemischen Besäufnissen und den daraus resultierenden Katern aus der Hölle. Gewohnt gutes Material, nix spektakuläres. Der nächste Titel „Bottoms Up“ klingt wie, festhalten, eine Mischung aus etwas, das von Billy Talent sein könnte, „Heavy Chill“ von Equilibrium und einem genretypisch zu Alkoholkonsum verleitenden Text. Die Mischung ist der Band jedenfalls gelungen, bei den besagten Pagan-Metalern funktionieren die tropischen Rhythmen ja auch wunderbar. Das darauf folgende „Down“ ist textlich völlig abgefahren, klanglich sehr eingängig (bekannte Melodie) und erzählt von diversen Damen, die wohl alle in der Hölle landen werden (haben wahrscheinlich im Irish Pub ein Radler bestellt oder so). Der Clou ist, dass der Song neben Englisch noch in Spanisch, Französisch, Italienisch und sogar Lateinisch gesungen wird. Hört sich total bescheuert an? Ist es auch, aber trotzdem oder gerade deswegen eins der Highlights des Albums.

Vorglühen, Feiern, Abstürzen, Schellen kassieren

Weiter geht’s mit einem Cover von STYXs „Boat On The River“. Das klingt allerdings, bis auf das Gefiedel im Hintergrund, nicht wirklich anders, als das Original. Naja. „Perfect Gang“ spielt man am besten, um sich mit der Truppe für eine fette Party anzuheizen. Zum schnellen „Leaving of Liverpool“ tanzt man, wenn die Feier schon im Gange ist – schöner Text, eingängige Melodie. Der nächste Song „Johnny“ erzählt von einem Typen, der in einer Bar seine Sorgen ertränkt (die Zielgruppe indirekt ansprechen, ganz guter Trick), hat aber neben dem Refrain nur zwei Strophen und ist deswegen etwas zu platt für die motivierende Message, die er vermitteln will: nämlich niemals aufzugeben und seinem Herzen zu folgen. Oder doch einfach mehr zu trinken? Ist wohl Interpretationssache…
Bei „Bad Boys“ wird dann etwas härter gefiedelt, die Jungs geben sich böse. Nach eigener Aussage werden sie allerdings am nächsten Tag von Mutti dafür abgewatscht, so richtig ernst nehmen kann man den Song also nicht, die härteren Riffs bieten aber angenehmen Kontrast bevor…

No hard feelings

…mit „Blame It On Me“ eine typische Schunkelballade einsetzt. Keine Angst, der Text ist viel zu sarkastisch, um auch nur ansatzweise schnulzig zu sein. Mit viel Fantasie könnte hier auch der Teufel zu dem vom Alltag geplagten Durchschnittsmenschen sprechen, wenn er morgens mal wieder das Auto nicht anspringen lässt. Nicht schlecht, aber abgesehen vom Text nicht allzu interessant. Viel besser ist die nächste Nummer, „All The Way“ bietet einen super Kontrast zwischen dem flotten Refrain und den langsamen Zwischenparts und ist wirklich motivierend – ohne dass im Text Alkohol auch nur erwähnt wird (schaden kann´s aber wahrscheinlich nicht). Die drei letzten Songs sind in klassischer „Fiddler´s Green“-Manier gehalten: „Mr. Tickle“ gibt sich metaphorisch, bei „Here We Go Again“ verausgabt sich der Geigenspieler in seinem Solo nochmal völlig, „We Won´t Die Tonight“ schließt das Album mit einer letzten Partyhymne inklusive ausgestrecktem Mittelfinger an den Mann mit der Sense.

Fazit

Devil´s Dozen“ ist eine durchweg gut hörbare Platte geworden, die neben manchem weniger begeisternden Song auch ein paar Nummern bietet, die ab sofort bitte in die Playlist jedes Irish Pubs integriert gehören. Experimente werden nicht viele gewagt, der Stil ist dafür unverkennbar und größere Schwankungen könnte man sich als Band dieses Genres ohnehin nicht erlauben. Innerhalb ihrer Schiene spielen Fiddler´s Green trotz dezenter Stagnation immer noch ganz vorne mit.