Kurz vor vier
Für Star Wars Fans war 2015 ein Jahr des Umschwungs. Da wird ihre geliebte Reihe nach knapp zehn Jahren voll mehr oder weniger interessanter Spin-offs endlich hochoffiziell von Disney weitergeführt und dann soll es gleich ein jährlicher Release-Turnus sein. Kann das klappen? Immerhin wagen es nicht mal die Produzenten von Hochglanz-Schrott, wie Transformers oder The Fast and The Furious, jedes Jahr eins ihrer Machwerke aufs leicht zu beeindruckende Publikum loszulassen, wobei der Grund dafür sicher nicht ist, dass sie die Zeit brauchen um kreativ und visionär sein zu können. Nach dem kontroversen und doch von Fans und Kritikern positiv aufgenommenen The Force Awakens, muss nun, als Lückenfüller bis 2017, die Besatzung der Rogue One ran, die es sich zwischen Episode III und IV zur Aufgabe gemacht hat, die Pläne des Todessterns zu stehlen und Informationen über dessen Schwachstelle an die Rebellen weiterzuleiten.
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Der Film beginnt mit der klassischen Hauptcharakter-lebt-mit-Eltern-auf-abgeschiedenem-Planeten-als-die-Bösen-kommen-und-die-Familie-zerstören-Situation, was der Heldin Jyn Erso ihr Motiv für den Kampf gegen das Imperium verleiht: Sie will ihren Vater wiederfinden. Der ist seines Zeichens Waffenkonstrukteur und war maßgeblich am Bau des Todessterns beteiligt. Die Rebellion versucht nun die inzwischen erwachsene Jyn einzuspannen, um ihren Vater aufzuspüren und den Bau des Riesenlasers aufzuhalten.
Dabei sammelt sich im Verlauf des Films eine relativ bunte Truppe um die Protagonistin: Da gibt es den schweigsamen Offizier, den blinden Jedi-Sensei, der ständig die Macht anbetet, den debilen Hünen, der erst schießt und dann fragt, Jyns leicht senilen Mentor und natürlich den lustigen Roboter K-2SO, der dazu da ist ein lustiger Roboter zu sein. Mit diesen kurzen Worten sind die Figuren des Films leider schon in ihrer Gänze beschrieben. Es gibt kaum echte Charakterentwicklung und die Helden bleiben platt und eindimensional. Klar, Rogue One ist auch keine klassische Heldenerzählung, sondern in erster Linie ein Kriegsfilm – etwas mehr Charme hätte aber vor allem der fast schon unsympathischen Jyn und ihrem langweiligen Love-Interest, Cassian Andor, nicht geschadet. Was allerdings ein Novum für Star Wars ist: Viele der Figuren haben Dreck am Stecken und schrecken nicht vor dem Töten Unschuldiger oder vor Anschlägen zurück, um ihre Ziele zu erreichen. Es kämpft also nicht immer eindeutig gut gegen eindeutig böse. Immerhin. Wirklich viel Bildpräsenz zeigen die Hauptcharaktere über weite Teile des Films jedoch ohnehin nicht, Rogue One konzentriert sich aufs große Ganze.
Komm nicht mit nem Lichtschwert zu ner Schießerei
Und das bedeutet: Krieg auf den verschiedensten Planeten, am Boden, in der Luft und im Weltraum. Es wird allgemein sehr viel geschossen und gesprengt und die gewohnt völlig harmlosen und inkompetenten Stormtrooper müssen zu Hunderten dran glauben. Auf Lichtschwerter und den Einsatz der Macht muss man jedoch größtenteils verzichten, die Kämpfe werden mit Fahrzeugen und Infanterie ausgefochten. Audiovisuell ist Rogue One über jeden Zweifel erhaben, vor allem der sehr realistisch wirkende K-2SO, die Raumschlachten und das wirklich böse aussehende Feuer der Todessterns, zaubern Freuden des gepflegten CGI ein Grinsen aufs Gesicht. Zudem ist durch die zeitliche Einordnung natürlich viel klassische Star-Wars-Architektur zu sehen (auch wenn das Innere des Todessterns wieder nicht gezeigt wird, verpasste Chance an der Stelle). Was allerdings ziemlich deplatziert wirkt sind die digitalisierten Abbilder zweier Charaktere, für die man aus Altersgründen nicht die richtigen Schauspieler benutzen konnte. Bei diesem Ausflug ins Uncanny Valley zeigen sich die Grenzen der Technik auf.
Der Film scheut sich allgemein nicht davor bekannte Figuren zu zeigen, die trotz ihrer meist kurzen Screentime jedem der neuen Helden locker die Show stehlen. Fans von Darth Vader werden jedenfalls zufrieden sein, da der dunkle Lord für ein paar der stärksten Momente von Rogue One verantwortlich ist.
Fazit: Rogue One ist irgendwie genau das, was man erwartet hat. Eine Sidestory. Ein Lückenfüller. Ein Star Wars Film ohne Episodenzahl hinten dran. Da man sowieso weiß, was am Ende passiert ist man einfach gespannt, wie es passiert. Tatsächlich ist das Ende der gelungenste Part des Films und kann ruhig bei künftigen Marathons zwischen Episode III und IV in gekürzter Form untergebracht werden. Alles was vorher passiert ist aber bis auf ein paar coole Szenen letztendlich nur Mittel zum Zweck und nichts, was man nicht schon anderswo gesehen hätte. Wer seine Erwartungshaltung entsprechend anpasst, wird nicht enttäuscht, aber auch nicht begeistert sein. Dafür fehlt dem Film, wie seinen Charakteren auch, einfach der alte Star Wars-Charme den The Force Awakens vor einem Jahr noch so wunderbar einfangen konnte.