Ringvorlesung: das politische Bild

Vorträge über die Macht der Bilder

Im Laufe der Geschichte hat sich das Bild als wichtiges Medium politischer Handlungen entwickelt. Es kann Authentizität oder Legitimität sowohl von Individuen als auch von politischen Beschlüssen vermitteln oder als Propaganda genutzt werden, um bestimmte Gesellschaftsgruppen zu diffamieren. Durch neue technische Möglichkeiten wie Photoshop ist eine gezielte Manipulation des Dargestellten möglich, doch hat das Bild dadurch endgültig seine Autorität verloren?

Die interdisziplinäre Ringvorlesung „Das politische Bild“, montags von 20 – 22 Uhr im (Phil) HS 2, geht den Fragen rund um die Kraft visueller Darstellungen in der Politik auf den Grund. Dabei wird ein breites Themenspektrum umfasst und das Medium des Bildes aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Die Beiträge kreisen um die Erzeugung von Authentizität, Unterstützung von Narrationen sowie Etablierung von Staatsverfassungen und Regierungsformen. Neben Fotos werden auch Plakate, Karikaturen und Filme untersucht. Begonnen wurde letzte Woche mit dem amerikanischen Präsidenten William Henry Harrison, der 1841 eine neue Form der politischen Kommunikation hervorbrachte und sich im Wahlkampf als erster bewusst mit Bildern in Szene setzte.

Mit Vorträgen über die Bedeutung von Bildern in den internationalen Beziehungen oder der visuellen Politik der amerikanischen Präsidentschaft am Beispiel der offiziellen White House Fotografie wird ein Bogen in die Gegenwart gespannt. Die Vorträge „Cyberbildlichkeit: zum Wandel des politischen Bildes im digitalen Zeitalter“ sowie „Selfies & Werte. Politik in Zeiten von Instagram“ werfen einen Blick auf das Zeitalter der Digitalisierung und betrachten den Einfluss und die Rolle von Social Media Kanälen als Träger von Bildern.

Einer der Initiatoren ist Prof. Dr. Jörg Trempler vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte und Bildwissenschaften. Er fragt sich warum eine solche Veranstaltung erst jetzt stattfindet.

,,Die Uni befindet sich lange im Rückstand“, findet Trempler. ,,Wir sind zwar gut in kritischer Auseinandersetzung mit Text, aber auf bildlicher Ebene quasi wie Analphabeten.“

Momentan beschäftigen sich viele wissenschaftliche Mitarbeiter und Professoren mit der Rolle des Bildes, was der Auslöser für die Konzeption der Ringvorlesung war. ,,Es hat mich besonders gefreut, dass so viele prominente Redner in kurzer Zeit zugesagt haben“, sagt Trempler. Die Ringvorlesung soll den Anstoß für eine weitere Auseinandersetzung mit dem Medium des Bildes geben, das heutzutage einen immer wichtigeren Stellenwert in unserer Gesellschaft einzunehmen scheint.

Programm:
22. Mai 2017 Prof. Dr. Hans-Christof Kraus Geschichte, Universität Passau – Der Sieger und der Besiegte – ein Foto aus dem Jahr 1945  

29. Mai 2017 Senior Prof. Dr. Gerhard Paul
Geschichte und ihre Didaktik, Universität Flensburg
Visual History 2.0.1.7. – Die Historiker und die Bilder

12. Juni 2017 Dr. Gabi Schlag
Politikwissenschaft, Universität der Bundeswehr Hamburg
Gewalt und Legitimität – Über die Bedeutung von Bildern in den Internationalen Beziehungen

19. Juni 2017 PD Dr. Annette Dorgerloh,
Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin
„Gefährliche Attraktivität“. Nachkriegsmoderne als Argument in deutsch-deutschen Spielfilmen der 50er/60er Jahre

26. Juni 2017 Prof. Dr. Wolfgang Ullrich
Kunstgeschichte, ehem. Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe – Selfies & Werte. Politik in Zeiten von Instagram

03. Juli 2017 Prof. Dr. Sigrid Baringhorst
Politikwissenschaft, Universität Siegen
Culture Jamming als subversive Kunst des Remix: Bilder von Künstler- und Sozialkritik im Vergleich

10. Juli 2017 Dr. Sarah Makeschin Amerikanistik, Universität Passau – Die Visuelle Politik der amerikanischen Präsidentschaft: Die offizielle White House Fotografie – Dokumentation oder Inszenierung?

17. Juli 2017 Prof. Dr. Marion G. Müller, Visuelle Kommunikation, Jacobs Universität Bremen – Cyberbildlichkeit: zum Wandel des politischen Bildes im digitalen Zeitalter