Während hier in Deutschland mit dem Faschingsdienstag bereits der letzte Faschings- beziehungsweise Karnevalstag angebrochen ist, tanzen die Brasilianer in Rio de Janeiro in den frühen Morgenstunden noch um den Samba-Sieg. Aus dem Fernsehen oder dem Internet kennen wir alle die offizielle Karnevalsparade aus dem Sambódromo, bei dem die Sambaschulen der Stadt um den Titel kämpfen. Die richtige Party findet jedoch in den Favelas, am Strand und in den Straßen Rios statt. Kleine Vereine oder Sambaschulen haben sich dort zusammengefunden um sogenannte Blocos, also Umzüge, zu veranstalten.
Das Sambódromo
da Marquês de Sapucaí in der Nordzone Rio de Janeiros ist durch die pompösen Karnevalsumzüge weltweit bekannt. Entworfen vom berühmtesten brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer verwandelt sich die Straße jedes Jahr in eine der größten Shows der Erde. An vier Tagen tanzen rund 20 Schulen um die Titel in ihrer Klasse. Die Paraden sind vergleichbar mit der deutschen Bundesliga. Am Freitag und Samstag präsentieren die Schulen der zweiten Liga ihre Shows. Jeweils sieben Vereine tanzen zwischen 30 und 60 Minuten durch das Stadium. Die erste Liga der Samabschulen geben ihre Choreographien am Sonntag und Montag zum Besten. Die Parade fängt um 21:00 Uhr an und dauert bis in die frühen Morgenstunden. Jeweils sechs Schulen haben zwischen zwei und drei Stunden Zeit um ihre Wägen, Tanzgruppen, Trommler und Sambakönige und –königinnen zu präsentieren. Jede Sambaschule verkörpert ein bestimmtes Thema, welches auch durch die Kostüme, die Wägen und vor allem dem speziellen Lied zum Ausdruck gebracht wird. Entlang der Straße finden rund 88.000 Besucher in den Tribünen Platz, um die unglaubliche Show zu erleben. Eine Jury bewertet Performance, Choreographie, Kreativität, Kostüme, Funktionalität und viele weitere Aspekte. Am darauffolgenden Mittwoch werden die Ergebnisse veröffentlicht und die Besten fünf Sambaschulen dürfen in der Parade der Gewinner ihre Show noch einmal zum Besten geben.
Während die großen und bekannten Sambaschulen im Sambódromo um den Titel kämpfen, feiern die kleineren Schulen auf den Straßen Rios. Über 1000 dieser sogenannten Blocos finden in der Stadt während der Karnevalszeit statt. Manche kleiner als 50 Besucher und manche so groß, dass 1,2 Millionen partyhungrige Karnevalsbesucher das Stadtzentrum komplett lahm legen. Man könnte sagen es gibt gar keine falschen Plätze oder Blocos, aber manche sind definitiv besser als andere. Der „Bloco das Carmeliatas“ ist als erster offizieller Bloco auch einer der besten. Der Wagen und die vielen Besucher schlängeln sich durch die kleinen Straßen des Künstlerviertels Santa Teresa. Es dauert nur ungefähr zwei Sekunden bis alle Anwesenden ins absolute Karnevalsfieber verfallen sind. Am Samstag startet der Bloco „Céu na Terra“ schon sehr früh morgens. Es heißt soviel wie „Himmel auf Erden“ und findet auch in Santa Teresa statt. Um 07:00 Uhr startet der erste Wagen und macht sich Richtung
Hauptplatz des Viertels auf. Gegen Mittag fand ich mich tanzend auf der Ladefläche eines Trucks, während die lokale Feuerwehr die tanzende Menge mit Wasserschläuchen abkühlte. Der meistbesuchte Bloco findet in der Marina von Gloria statt: „Bloco do Sargento Pimenta“ spielt ausschließlich die Hits der Beatles, aber im karnevalwürdigen Sambastil. Rund 1,2 Millionen Besucher genießen den musikalischen Mix und feiern zu den Klängen von John, Paul, George und Ringo. Auf der App des Fernsehsenders O Globo können alle Uhrzeiten und Treffpunkte der Blocos nachgelesen werden und ein eigener Bloco-Terminkalendar erstellt werden.
Egal ob LGBTQ-Bloco, Super Mario-Bloco oder Beatles-Bloco, die Stadt ist eine Woche lang im absoluten Ausnahmezustand. Mehrere Millionen Menschen feiern Tage lang die fröhlichste Zeit des Jahres. Die hohen Besucherzahlen ziehen natürlich auch viele Taschendiebe an, deshalb ist es wichtig die Wertsachen immer gut zu verstecken oder ganz zu Hause zu lassen. Am Besten nicht das ganze Geld in einer Tasche aufbewahren, so bleibt zumindest noch der Notfallcent für die Rückfahrt oder für ein letztes Sacole. Vodka-O oder Caipirinha als Eis wird auf der Straße als Sacole verkauft und ist nicht nur erfrischend sondern auch super lecker. Also rein ins Karnevalgetümmel und am Besten so viele Blocos, Sacoles und Tänze wie möglich erleben.