Anlässlich des Welttag des Buches starten wir mit einer Themenwoche rund ums Lesen und Bücher in das neue Semester. Passend zum Sommer hat die Redaktion des Kultur-Ressorts ihre persönlichen Buchtipps herausgesucht rund um die Themen Sommer, Sonne und Strand. Zu entdecken gibt es also viele Bücher für einen gemütlichen Nachmittag auf der Innwiese oder entspanntes Lesen am Ilzstausee.
Sex and Vanity (Kevin Kwan)
Tamina Friedl
Ein langes Wochenende auf Capri, eine Hochzeitsfeier in der Villa eines römischen Kaisers, ein Ausflug nach Positano und Dinner an der Küste. Klingt nach einem Sommer, von dem man sonst nur träumt. Für Lucy Tang Churchill jedoch bekommt ihr Italien-Trip einen faden Beigeschmack, als sie George Zao kennenlernt. Geradezu unausstehlich, unverschämt galant und leider ziemlich attraktiv kreuzt er auf Capri immer wieder ihre Wege. Und so schnell wie eine sommerliche Romanze beginnt, so abrupt muss sie wieder enden. Jahre später lebt Lucy mit ihrem Verlobten Cecil in der New Yorker High Society, die nächsten Schritte scheinbar fest vorausgeplant und mit der Vergangenheit abgeschlossen. Doch als plötzlich George auftaucht, werden die Karten neu gemischt.
Das Setting des Romans „Sex and Vanity“ in einem Wort zusammenzufassen, ist nicht schwer: Dekadenz. Wie schon in seiner Crazy Rich Trilogie rückt Autor Kevin Kwan auch in Sex and Vanity einmal wieder die Reichen und Schönen in den Fokus. Dieses Mal spielt die Handlung zeitweise auf Capri und schließlich in New York. Das Grundgerüst der (Liebes-)Geschichte ist mit Sicherheit nicht neu und zu großen Teilen recht vorhersehbar. Indem Kwan die Handlung in die High Society verfrachtet, eröffnet er jedoch eine zusätzliche Ebene, die besonders für Unterhaltung sorgt, gleichzeitig aber auch den Zugang zu den Figuren erleichtert. So fließen immer wieder Lucys Unsicherheiten in Bezug auf ihren Stand in der Gesellschaft und in ihrer Familie mit ein. Merkt der Leser hier etwa deutlich, dass die Beziehung zu ihrem Verlobten vielmehr eine Zweckgemeinschaft ist, erhält sie sie insbesondere deshalb aufrecht, weil Cecil in den Augen ihrer erweiterten Verwandtschaft das perfekte Match ist. Einen unterhaltsamen Gegenpol dazu stellt Lucys engster Familienkreis dar, insbesondere ihre Mutter, die es sich merklich zum Ziel gesetzt hat, bei all der Dekadenz nicht die Bodenhaftung zu verlieren – und auch mal im Bademantel durchs Wohnzimmer tanzt.
Sex and Vanity bringt Sommer auf die Buchseiten. Insbesondere die erste Buchhälfte, die auf Capri spielt, gibt einem das Gefühl, selbst irgendwo zwischen Zitronenbäumen in der Sonne einen Cocktail zu schlürfen. Und auch wenn man normalerweise über die ein oder andere grandiose Capri-Eskapade nur den Kopf schütteln würde, blättert man hier mit einem Schmunzeln um und wartet auf die Beschreibung der nächsten Party und der nächsten Traumvilla auf der italienischen Trauminsel.
Mein bester letzter Sommer (Anne Freytag)
Leonie Gaugigl
Tessa ist schwer krank, so schwer, dass sie aufgrund eines Herzfehlers ziemlich sicher bald sterben wird. Dabei ist sie doch erst 17. Entmutigt und müde verbarrikadiert Tessa sich in ihrem Zimmer und stößt alle von sich weg.
Aber dann trifft sie eines Tages Oskar. Zuerst ist es nur ein kurzer Blick in der Münchner U-Bahn, doch er lässt nicht locker und überredet Tessa dazu mit ihm und seinem alten Volvo einmal quer durch Italien zu fahren.
Mit Oskar an ihrer Seite und der Sonne im Gesicht wird der vermutlich letzte Sommer ihres Lebens, den sie traurig und wütend verschwenden wollte, auf einmal zum besten Sommer ihres Lebens.
Seit ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe, als ich selbst 17 war, sind schon ein paar Jahre vergangen. Doch als ich vor ein paar Wochen, des Winterwetters müde, wieder zu diesem Roman gegriffen habe, hat mich dieser tiefgründiger und zugleich luftig leicht geschriebene Roman genauso berührt wie beim ersten Mal.
Anne Freytag schafft es die traurige Geschichte der Protagonistin so zu erzählen, dass auf jeder Seite Melancholie und Lebensfreude miteinander ringen. Durch die zwischen Oskar und Tessa wechselnde Erzählperspektive zieht die bittersüße Liebesgeschichte die Leser:innen noch mehr in deren Bann. Ein nettes Plus am Rande ist „Teskars Playlist“, eine 25 Lieder lange Liste an Liedern, die Tessa und Oskars Reise perfekt musikalisch untermalt.
Die Stadt der träumenden Bücher (Walter Moers)
Svenja Schindler
„Es kommt nicht darauf an, wie eine Geschichte anfängt. Auch nicht darauf, wie sie aufhört. Sondern auf das, was dazwischen passiert.“
Hildegunst von Mythenmetz, ein junger Lindwurm und angehender Schriftsteller, erbt das faszinierende Manuskript eines unbekannten Autors. Um seinem Verfasser auf die Spur zu kommen, verschlägt es Hildegunst nach Buchhaim – die Stadt der träumenden Bücher. Während es in den Straßen dieser Stadt nach frisch gedruckten Büchern duftet und sich eine Bibliothek an die nächste reiht, nimmt uns Hildegunst mit auf ein Abenteuer – tief in den Katakomben Buchhaims – wo Bücher nicht immer nur ein Freund sind.
“Die Stadt der träumenden Bücher” mag auf den ersten Blick kein typisches Sommerbuch sein. Doch ich habe es im Sommer zwischen dem Abitur und Studium gelesen und verbinde es seither stets mit dieser unbeschwerten Zeit, in der man durchatmen und endlich mal wieder tief in einem Abenteuer- anstelle des Mathebuchs versinken konnte. Und auch wenn Walter Moers’ Bücher generell das Potenzial haben, in einem Rutsch durchgelesen zu werden, sind es für mich vielmehr Geschichten, die man genießen und langsam lesen möchte, sodass sie am besten niemals zu Ende gehen. Und was eignet sich besser für solche Geschichten, als ein Sommerurlaub ohne Termine, Stress und Verpflichtungen?!
Walter Moers‘ Bücher sind nicht nur für ihre phantastischen und detaillierten Welten bekannt, sondern auch für die liebevoll gestalteten Illustrationen, die sich ebenfalls durch „Die Stadt der träumenden Bücher“ ziehen. Dabei darf der Roman jedoch keinesfalls als Bilderbuch verstanden werden. Vielmehr werden die Illustrationen auf einzigartige Weise in die Geschichte hinein gearbeitet, sodass man sie beinahe „mitliest“. So sieht und liest man beispielsweise auch jene Bücher mit, die der Protagonist in der Geschichte selbst gerade in den Händen hält.
Doch nicht nur über die Illustrationen, sondern auch durch eine grandiose bildhafte Sprache werden in diesem Roman Bücher zum Leben erweckt. Walter Moers‘ „Die Stadt der Träumenden Bücher“ ist für mich eine der größten Liebeserklärungen an das Lesen und das Schreiben – an die Literatur.
The Spanish Love Deception (Elena Armas)
Marie Stockmann
Sommer, Sonne und die Hochzeit ihrer Schwester in Spanien. Für Catalina scheint das die perfekte Auszeit von ihrem stressigen Berufsalltag in New York zu sein. Wäre da nur nicht die kleine Lüge, die sie schon seit Jahren ihrer Familie auftischt: Der amerikanische Boyfriend. Blöd nur, dass der in Wirklichkeit gar nicht existiert.
Not macht im besten Fall erfinderisch. Catalinas Arbeitskollege erfährt von ihrer misslichen Lage und bietet sich bereitwillig als Fake Date an, den sie in Spanien ihrer Familie vorstellen kann. Eigentlich ein brillanter Plan, wäre da nicht die kleine Nebensächlichkeit, dass Catalina Aaron auf den Tod nicht ausstehen kann. Doch nach reichlichem Überlegen kommt ihr keine bessere Idee, sodass sie sein Angebot annimmt und mit ihm zur Hochzeit ihrer Schwester einmal quer über den Atlantik fliegt.
In Spanien angekommen scheint die kleine Lüge von Catalina und Aaron perfekt zu funktionieren. Und umso länger die beiden das glückliche Pärchen spielen, desto echter fühlt es sich auf einmal an.
Diese locker leichte Romanze mit einer Mischung aus Fake-Dating und Enemies-to-Lovers Geschichte lädt zum Verlieben ein. Die Spannung zwischen dem Temperament von Catalina durch ihre spanischen Wurzeln und der liebevollen Art von Aaron macht dieses Buch zu etwas ganz besonderem. Der Schreibstil der Autorin ist super leicht zu lesen und bietet neben jeder Menge Humor auch einige ernste Themen, sodass nicht immer nur die anbahnende Liebesbeziehung zwischen den beiden Protagonisten im Vordergrund der Handlung steht.
Durch das Setting in Spanien kommt ein leichtes Urlaubsfeeling auf, wodurch dies der perfekte Sommerroman zum entspannten Lesen am Strand ist. Als besonderes kleines Extra hat die Autorin immer mal wieder einzelne Sätze auf Spanisch in die Geschichte einfließen lassen. Alles in allem die perfekte Urlaubslektüre.
Mit Bloch geht’s doch – Ein philosophisches Lesebuch für Hoffnungsvolle (Günter Stolzenberger)
Ersin Taner
In der Sommerzeit treibt es uns alle hinaus in das Fremde. In uns allen liegt ein inniges Verlangen nach einer Reise in unbekannte Länder und hinaus in die Natur. Um das Unbekannte zu meistern, um uns gegen alle Widerstände des Lebens entgegenzustellen, benötigen wir ein Prinzip – das Prinzip Hoffnung. Dieses besagt, dass jeglicher Fortschritt mit der Hoffnung auf ein besseres Leben beginnt. Nach Ernst Bloch, dessen Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“ Richtungsgeber für den Essayband ist, beginnt Hoffnung mit einem Tagtraum. Denn Tagträumen befreit uns von unseren normalen Denkgewohnheiten und stellt uns neue Ideen, neue Perspektiven und eine neue Welt dar. Für Bloch ist das Tagträumen keine Flucht von der Realität, eher ein Mittel, um unsere Kreativität und Fantasie zu entfalten. In diesem Zustand können wir unseren Sehnsüchten und Wünschen nachgehen, die uns glücklicher machen. Am Ende eines jeden Traums bleibt uns dieser glückliche Zustand erhalten und verpflichtet uns, diese Vorstellung im bewussten Zustand zu ergreifen.
Der vorliegende Essayband versammelt den Leser:innen Texte aus verschiedensten Bereichen, wie der Philosophie, Wissenschaft und Literatur von der Antike bis zur Gegenwart. Es ist ein spannendes Buch, das uns hoffen lässt. Rainer Maria Rilke, Hannah Arendt, Hermann Hesse und viele mehr geben uns Impulse zu diesem wundervollen Thema: Hoffnung. Fraglich ist, wie der Mensch auf Gedanken wie Demokratie, Frieden, Humanismus und Aufklärung kam. Für Bloch ist die Antwort klar: weil der Menschen hofft. Wie man erkennt, gibt uns Hoffnung eine Zuversicht, die die Welt verbessert und das scheinbar Unmögliche möglich macht.
Fotos: Tamina Friedl, Leonie Gaugigl, Svenja Schindler, Marie Stockmann, Ersin Taner