Am 25.11.2024 übergaben die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die TV-Stud-Initiative dem Kanzler der Universität Passau, Achim Dilling, einen offenen Brief. Seitdem bestehen erhebliche Meinungsunterschiede über die Umstellung auf Tarifverträge für studentische Beschäftigte im wissenschaftsstützenden Bereich.
Die GEW fordert, dass die Umstellung der aktuellen Verträge der studentischen Hilfskräfte auf den Tarifvertrag öffentlicher Dienst der Länder (TV-L) schneller erfolgen solle und die Universität sich an die Vereinbarungen halten müsse. Nachdem die Universität bestätigte, dass sie sich an die Abmachungen halten würde und mit der Umstellung im Zeitplan wäre, zeichneten sich in der Woche vor Weihnachten mögliche Folgen der Umstellung ab. Neben neuen Verträgen kommt es wohl auch zur Streichung studentischer Stellen.
Was ist in Passau passiert?
An der Universität Passau fallen etwa 200 Studierende in die Kategorie der studentischen Hilfskräfte im wissenschaftsstützenden Bereich, weshalb diese Verträge ab 2025 auf TV-L umgestellt werden müssen und neue Verträge nur noch unter dem TV-L Modell laufen werden.
Für einige dieser Studierenden kam es jedoch zu einer unerwarteten Nachricht vor Weihnachten. Nach Angaben der GEW werden bis jetzt etwa 50 der 200 Verträge nicht verlängert und somit im neuen Jahr auslaufen. So erhielten studentische Beschäftigte der Universitätsbibliothek am Montag, den 16.12.2024, die Nachricht, dass ihre Verträge nicht verlängert werden und sie somit ohne bisherige Ankündigung ihre Stellen vorerst verlieren werden.
Was ist ein Tarifvertrag?
Ein Tarifvertrag ist eine Vereinbarung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber:innen, die Arbeitsbedingungen und Löhne für Arbeitnehmer:innen festlegt. Beim TV-L handelt es sich um einen Tarifvertrag für Angestellte der Länder, unter die in diesem Fall auch die studentischen Hilfskräfte im wissenschaftsstützenden Bereich fallen. Dazu gehören an der Universität Stellen im Bereich der Verwaltung wie beispielsweise den Bibliotheken oder den Referaten. Stellen im wissenschaftlichen Bereich wie an den Lehrstühlen sind von der Umstellung nicht betroffen. Die Umstellung auf TV-L soll Studierenden Zuschläge, den Inflationsausgleich und die feste Zahlung des Stundenlohns ermöglichen.
Wie geht es den Studierenden damit?
Die Studierenden, die bereits über die Nichtverlängerung ihrer Verträge informiert wurden, blicken in das Jahr 2025 ohne ihren Job. Aber auch für viele andere Studierende bleibt ungewiss, ob ihre Stellen erhalten bleiben. Während die Umstellung auf den TV-L langfristig Vorteile wie bessere Arbeitsbedingungen bieten soll, bringt sie aktuell Herausforderungen mit sich, wie die nicht verlängerten Verträge für einige Studierende.
Ein Mitarbeiter der Universität Passau, der auch studentische Hilfskräfte (SHKs) betreut, äußert sich Gegenüber der Umstellung kritisch: „Die Uni stützt sich in vielen Bereichen stark auf ihre SHKs“. Die Umstellung und die daraus resultierenden Stellenstreichungen könnten daher zu schlechteren Leistungen für alle führen. Durch einige Regelungen der neuen Verträge sieht er auch die Gefahr, dass die studentischen Hilfskräfte bisherige Freiheiten wie die Arbeit im Homeoffice verlieren könnten.
Ein Student, der bisher in der Zentralbibliothek beschäftigt war, berichtet, dass sein Vertrag jetzt bis zum 31.01.2025 ausläuft und eine neue Beschäftigung in der Bibliothek frühstens ab April möglich wäre. „Ob ich im April wieder eingestellt werde, ist unklar, da hierfür erstmal Planstellen geschaffen werden müssen.“ Die Stimmung bei den studentischen Hilfskräften sei bereits seit dem Sommer angespannt und ungewiss, was durch das Verhalten der Universität und der GEW weiter angetrieben werde.
Auch der Zeitpunkt der Stellenstreichungen wird stark kritisiert: „Das Timing der Uni ist extrem unschön. SHKs, deren Verlängerungen bereits abgesprochen war, erfahren eine Woche vor Weihnachten, dass sie im neuen Jahr ohne Job dastehen“.
Beide Akteure sind vor allem mit sich selbst beschäftigt, keiner achtet wirklich auf das Schicksal der SHKs
Während die Gewerkschaft und einige Studierende der Universität die Schuld an den Problemen bei der Umstellung geben, steht aber auch die Gewerkschaft in der Kritik. Es gibt Vorwürfe, dass viele Studierende nicht von der Umstellung profitieren würden und nur „ein, zwei Leute“ bzw. die Gewerkschaft davon profitieren würde. „Das ist wirklich bitter, denn die Universität profitiert [vom Einsatz der SHKs] und die GEW gibt vor, für uns zu kämpfen.“
Wie es 2025 mit ihren Stellen weitergeht, bleibt für viele Studierende erst einmal offen. Sowohl die Universität als auch die GEW bieten im Januar Veranstaltungen für Studierende an. Die virtuelle Veranstaltung Infoveranstaltung: Umstellung der SHK-Verträge im wissenschaftsstützenden Bereich auf TV-L-Beschäftigte des Kanzlers Achim Dilling findet am 16.01.2025 um 16 Uhr statt. Eine Anmeldung ist über Stud.IP möglich. Die GEW bietet Betroffenen rechtliche Unterstützung und Beratungen an.
Das weitere Geschehen beobachten wir aufmerksam in der Redaktion.