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Teilen statt Wegwerfen: Eröffnung des „Fairteilers“ an der Universität Passau

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Anna Koschnick Chefredakteurin und Ressortleiterin Gesellschaft & Politik, PR-Leitung

Mit einem Lebensmittel-Tauschregal, dem sogenannten Fairteiler, möchte die Universität gemeinsam mit dem Verein Foodsharing e.V.  Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung schaffen. Im Rahmen einer feierlichen Eröffnung am 16. Mai im Foyer des Nikolaklosters hielten die Initiator:innen des Fairteilers eine Rede und kamen mit Interessierten ins Gespräch.

Lebensmittelverschwendung in Deutschland

Etwa 78 Kilogramm an Lebensmitteln landen in Deutschland jährlich pro Person im Müll. In der gesamten Bundesrepublik sind es laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft circa elf Millionen Tonnen Lebensmittel. Knapp über die Hälfte der Abfälle stammt hierbei aus Privathaushalten.

Einen kleinen Beitrag in Richtung nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln soll der neue Fairteiler an der Universität Passau leisten. Zu feierlichen Eröffnung des Lebensmittel-Tauschregals luden Werner Gamerith, Leiter des Nachhaltigkeits-Hubs, Klimaschutzmanagerin Angie Schüppel und Rebecca Bieling als studentische Initiatorin alle Interessierten ins Foyer des Nikolaklosters ein.

Ein Fairteiler für die Universität Passau

Die Idee für einen Fairteiler an der Universität stammt von der ehemaligen Studentin Deborah Schmiedel im Rahmen des Runden Tisch Nachhaltigkeit im Juni 2023. Für die Universität war dieses Konzept des Lebensmitteltauschs relativ neu: „Wir haben erst nicht so genau gewusst, was dahintersteckt“, so Gamerith. Das Konzept der Fairteiler geht zurück auf den Verein Foodsharing, der sich für ein nachhaltiges Ernährungssystem und gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. Das Prinzip hinter einem Fairteiler ist einfach: Lebensmittel können kostenfrei abgeholt oder vorbeigebracht werden.

Innerhalb eines knappen Jahres setzte das Team in Kooperation mit dem Foodsharing-Bezirk-Passau das Projekt um. Studentin Rebecca Bieling, die Schmiedels Aufgaben nach Beendigung ihres Studiums übernahm, sieht in dem Fairteiler viele Chancen. So würden Gemeinschaft und Nachhaltigkeit gefördert werden und man werde ermutigt neue Geschmacksrichtungen zu entdecken. Neben aller Zuversicht wissen die Initiator:innen aber auch, dass ein Fairteiler nicht die Lösung aller Probleme ist: Der Fairteiler sei in der Gesamtproblematik nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber dennoch eine Möglichkeit, Bewusstsein für Lebensmittel zu schaffen, so Gamerith.

Der Fairteiler im Kopierraum des Nikolaklosters, Foto: Koschnick

Für Rebecca Bieling, die gemeinsam mit Angie Schüppel maßgeblich an der Projektumsetzung beteiligt war, ist der Fairteiler zu einem Herzensprojekt geworden: „Wer hätte gedacht, dass es mir einmal so viel Freude bereitet über einen Schrank zu sprechen“, berichtet sie schmunzelnd. Noch befindet sich der Fairteiler in der Pilotphase und unterliegt strengen Regularien. Damit die Hygieneauflagen eingehalten werden können, kümmert sich ein Kontrollteam bestehend aus sieben Studentinnen um die Pflege und Reinigung des Fairteilers. Wenn alles gut laufe, so Angie Schüppel, könne das Lebensmittelregal gegen Ende des Jahres durch einen Kühlschrank erweitert werden.

Stimmen von Besucher:innen

Bei den anwesenden Studierenden stößt das Konzept des Fairteilers auf reichlich Zustimmung. Hannah, Kulturwirtschafts-Studentin, findet es „super“, dass es an der Universität nun die Möglichkeit zum Lebensmitteltausch gibt. Gerade wenn man, wie viele Studierende, übers Wochenende in die Heimat fahre, sei es praktisch, nicht aufgebrauchte Lebensmittel abgeben zu können.

KuWi-Studentin Hannah bei der Eröffnung des Fairteilers, Foto: Koschnick

Thomas Wittkamp, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität, findet die Idee gut, hat aber auch Bedenken. So sieht er den öffentlichen Zugang des Lebensmittelregals kritisch und hat Sorge, dass es sich zu einer „Müllablage“ entwickeln könne. Dennoch kann er sich gut vorstellen, das Angebot zu nutzen – gerade in Zeiten von Inflation und steigenden Lebensmittelpreisen sei der Fairteiler eine hilfreiche Stütze.

Fairteiler als Chance für mehr Lebensmittelgerechtigkeit

Laut Verbraucherzentrale steigen die Preise für Lebensmittel bereits seit dem Sommer 2021 stark an. Gründe dafür sind unter anderem gestiegene Rohstoff- und Energiekosten in Folge des Ukraine-Kriegs sowie Arbeitskräftemangel. Besonders hart trifft der Preisanstieg Menschen, die von Armut bedroht sind. Im Jahr 2023 traf dies laut Statistischem Bundesamt auf etwa 18 Millionen Menschen in Deutschland zu.

Eine Anlaufstelle für armutsbetroffene Menschen, die sich keine ausgewogene Ernährung leisten können, sind die Tafeln. Ebenso wie der Verein Foodsharing retten die Tafeln Lebensmittel von Supermärkten oder nehmen private Lebensmittelspenden an. Diese Lebensmittel werden an armutsbetroffene Menschen kostenfrei weitergegeben. Dabei stellt sich die Frage, ob Foodsharing-Projekte wie der Fairteiler in Konkurrenz zu den Tafeln stünden. Lebensmittel würden etwa nicht mehr an die Tafeln gespendet, sondern an Foodsharing-Projekte wie beispielsweise die Fairteiler weitergegeben werden. Rebecca Bieling weist die Kritik zurück und sieht im Fairteiler hingegen eine Chance für mehr Lebensmittelgerechtigkeit. Sie betont, dass der Fairteiler für alle offen zugänglich sei, auch für armutsbetroffene Menschen, die nicht der Universität angehören. Mit Blick auf die Tafel gehe es viel mehr um „Kooperation statt Konkurrenz“: Foodsharing und Tafeln hätten überschneidende Ziele, bei beiden Organisationen stehe das Teilen im Mittelpunkt, so Bieling.

How To Fairteiler

Ihr wollt den Fairteiler zum Tausch von Lebensmitteln nutzen? Hier findet ihr einen kurzen Leitfaden:

Wo finde ich den Fairteiler? Im Kopierraum des Nikolaklosters (Raum 226), zu erreichen über den oberen Eingang des NK, auf der rechten Seite neben dem Foyer.

Wer darf den Fairteiler benutzen? Jede:r! Auch wenn du nicht der Universität angehörst, darfst du den Fairteiler nutzen.

Wie nutze ich den Fairteiler? Du kannst noch genießbare Lebensmittel entweder abgeben und in das Regal legen, oder selber Lebensmittel kostenfrei mitnehmen. Damit die Hygiene des Fairteilers eingehalten werden kann, gibt es ein paar Regeln:

Bildquelle: Universität Passau