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Treffpunkt für Mode- und Musikliebhaber – Brooo Records & Second Hand in Passau

Bild von Melanie Grünauer

Was du hörst und wie du dich kleidest, verrät viel über deine Persönlichkeit. Warum also nicht beides an einem Ort erkunden, der Mode und Musik unter einem Dach vereint?

In der Altstadt von Passau gibt es seit April 2023 einen Laden, der mehr ist als nur ein Geschäft – er ist ein Treffpunkt für alle, die Schallplatten und Secondhand-Mode lieben. Bei Brooo Records & Second Hand kannst du stöbern, verweilen und vielleicht sogar ein Stück deiner Persönlichkeit neu entdecken. Der Inhaber, Lucas Mera Torres, hat diesen Ort aus einer Leidenschaft heraus geschaffen, die ihn seit seiner Kindheit begleitet und bis heute anhält.

Leidenschaft für Mode und Musik

„Musik hat schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt“, sagt Lucas, während er in der hinteren Sitzecke seines Ladens Platz nimmt. Seine Begeisterung für Schallplatten begann schon früh: Mit sechs Jahren bekam er seine erste Schallplatte von seinem Großcousin geschenkt – Die Toten Hosen. Mit acht Jahren folgte der erste eigene Plattenspieler, und bereits als Elfjähriger fing er an, Platten zu sammeln.

In seiner Kindheit und Jugend begeisterte er sich vor allem für Punk, Heavy Metal und Gothic, was sich auch in seinem damaligen Kleidungsstil widerspiegelte. „Damals bin ich in Miniröcken, zerfetzten Tops und zerrissenen Strumpfhosen rumgelaufen – immer komplett schwarz, richtig Gothic“, erinnert sich Lucas. Auch wenn sein Stil im Laufe der Jahre schlichter geworden ist, bleibt eines unverändert: Er kauft seine Kleidung damals wie heute gerne in Secondhand-Läden. „Ich gehe nicht gerne in Ketten wie H&M, weil ich finde, dass die Preise dort ähnlich hoch sind wie in Secondhand-Läden, dabei sind die Kleidungsstücke dort oft nicht nachhaltig produziert“.

Ein Konzept, das auffällt

Bei Brooo Records & Second Hand finden Kund:innen nicht nur Secondhand-Mode, sondern auch eine große Sammlung an Schallplatten. Sobald man den Laden betritt, wird man von einer Fülle an Kleidungsstücken und Schallplatten begrüßt. Die Platten werden in rustikalen Holzkisten präsentiert, sind im gesamten Laden verteilt und zieren sogar die Wände des Schaufensters. Von Pop und Hip-Hop über Hardrock bis hin zu Techno und House ist für jeden Musikgeschmack etwas dabei. Die Schallplatten kommen überwiegend von Menschen aus der Region, die ihre Sammlungen direkt im Laden verkaufen. Dasselbe gilt für die Kleidungsstücke, die hauptsächlich aus Privathaushalten kommen. Lucas legt bei der Auswahl der Mode Wert auf guten Zustand, während bestimmte Marken und Stile zweitrangig sind.

Der Ladeninhaber achtet nicht nur bei seinem Sortiment auf Nachhaltigkeit, sondern auch bei der Ladenausstattung. „Ich kaufe alles Secondhand – Platten, Kleidung, Möbel, sogar Büroartikel. Nachhaltigkeit ist mir wichtig“, erklärt er. So bezieht er auch regionalen Ökostrom für seinen Laden.

Im Alltag teilt sich Lucas die Aufgaben mit seinem Mitarbeiter Michael, der ursprünglich als Kunde in den Laden gekommen ist. Da ihn das Konzept von Lucas überzeugte, ist er dann einfach geblieben. Er bereichert Brooo Records & Second Hand mit seiner breiten Musikexpertise.
Während sich Lucas um die Secondhand-Bekleidung kümmert, übernehmen die beiden Musikliebhaber gemeinsam die Pflege und Organisation der Schallplatten.

Eine gemütliche Eck-Couch, warmes Licht, Pflanzen und Kunst an den Wänden schaffen eine Atmosphäre, die zum Stöbern und Verweilen einlädt. Musik im Hintergrund und die Möglichkeit, Platten Probe zu hören, tragen zur entspannten Stimmung bei. „Ich mag es, wenn der Laden einen gemütlichen Wohnzimmer-Flair hat“, sagt Lucas. Perfekte Ordnung ist dabei nicht sein Stil. „Wenn alles zu geordnet ist, fühlt es sich wie ein Kaufhaus an – und das mag ich nicht.“

Nachhaltigkeit mit Stil

Europäer:innen kaufen im Durchschnitt jedes Jahr fast 26 Kilogramm Textilien und entsorgen davon etwa elf Kilogramm. Laut dem Europäischen Parlament werden 87 Prozent der Altkleider entweder verbrannt oder auf Deponien entsorgt, während ein Teil in Länder außerhalb der EU exportiert wird. Ein wesentlicher Grund für den steigenden Verbrauch ist die Verbreitung von Fast Fashion, die durch soziale Medien und die Modeindustrie vorangetrieben wird. Neue Trends erreichen die Verbraucher:innen schneller und in größerem Umfang als je zuvor.

Lucas sieht im Kauf von Secondhand-Kleidung eine wirksame Möglichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken: „Wenn jemand Kleidung aus zweiter Hand kauft, anstatt neue zu erwerben, ist das ein Schritt in die richtige Richtung.“ Der Verzicht auf neu produzierte Kleidung und der Kauf von Secondhand-Mode trägt laut dem Umweltbundesamt dazu bei, Ressourcen zu schonen, Treibhausgasemissionen zu vermeiden und somit Umweltbelastungen zu verringern. Dennoch betont Lucas wie wichtig es ist, den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen, da übermäßiger Konsum, ob neu oder gebraucht, der Umwelt schadet. Besonders beim Online-Shopping fällt ihm auf: „Ich sehe immer wieder, dass Leute mehrere Kleidungsstücke bestellen und nur eins oder zwei davon behalten. Es wäre nachhaltiger, in den Laden zu gehen und die Sachen vor Ort anzuprobieren.“

In Passau scheint der Markt jedoch noch nicht bereit für mehr Secondhand-Läden zu sein. „Ich bin mittlerweile einer der letzten in der Stadt“, sagt Lucas. „Das ist schade, weil wir gemeinsam die Secondhand-Szene hier ankurbeln könnten.“

Zukunftspläne

Lucas hat noch viele Ideen für die Zukunft. Er träumt davon, eines Tages einen weiteren Laden zu eröffnen. „Ich weiß nicht, ob es cool wäre, zwei Läden in der gleichen Straße zu haben – einen für Secondhand-Bekleidung und einen für Schallplatten.“

Doch auch seine Leidenschaft fürs Kochen lässt ihn nicht los. Als gelernter Koch mit Erfahrung in der Gastronomie könnte er sich vorstellen, irgendwann ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Außerdem plant Lucas, kleinere Events in seinem Geschäft zu machen. „Ich könnte die Kleiderständer zur Seite räumen, damit genug Platz entsteht. Jetzt muss ich nur noch überlegen, wie wir an das Bier kommen“, sagt er lachend.

Mitnehmen kann man sowieso nichts

„Ich lebe nach dem Prinzip, dass man am Ende sowieso stirbt und nichts mitnehmen kann“, sagt Lucas. Diese Erkenntnis begleitet ihn besonders, wenn er Schallplatten ankauft, die aus Erbschaften stammen. „Oft kommen Menschen zu mir, deren Opa oder Papa gestorben ist, und sie hängen so sehr an den Sachen. Aber ich denke mir: Wenn du deine Platten nicht hörst, dann verkauf sie, solange du noch kannst, und mach dir stattdessen einen schönen Urlaub.“ Für Lucas ist es sinnlos, Dinge zu horten, die ungenutzt bleiben.

Seine Philosophie ist klar: „Es geht darum, im Moment zu leben – nicht in der Vergangenheit und auch nicht zu sehr in der Zukunft. Klar, Pläne und Ziele sind wichtig, aber in der Vergangenheit zu verharren, ist der schlechteste Weg. Von Erinnerungen allein kann man nicht leben.“

Brooo Records & Second Hand zeigt, wie wertvoll kleine, unabhängige Läden für Passau sein können – trotz der Herausforderungen, denen sie sich in Zeiten von Online-Shopping und großen Ketten stellen müssen. Mit Engagement und Leidenschaft setzt der Laden auf Nachhaltigkeit und ein besonderes Einkaufserlebnis. Wer lokale Geschäfte unterstützt, kann nicht nur die Vielfalt vor Ort bewahren, sondern vielleicht auch sein neues Lieblingsteil direkt um die Ecke entdecken.

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