Die erste Hälfte des Dezembers ist schon fast vorbei, Zeit das 15. Türchen des Blank-Adventskalenders zu „öffnen“. Weihnachten kommt also immer näher, jeder freut sich auf diese Zeit und auf alle mit ihr verbundenen Traditionen. Aber, Stichwort Traditionen, wie wird eigentlich Weihnachten außerhalb Deutschlands gefeiert? Welche Bräuche rund um das Fest sind für bestimmte Regionen typisch? Die Antwort auf diese Fragen wirkt in einer Zeit, in der andere Länder durch die Corona-Pandemie außer Reichweite zu rücken scheinen, vielleicht noch interessanter als unter normalen Umständen. Hier folgt sie am Beispiel von Frankreich, Spanien, Schweden und Österreich.
In Frankreich wird Weihnachten – auf Französisch „Noël“ – am 24. und 25. Dezember gefeiert. Im Gegensatz zu Deutschland ist der 26. Dezember dort kein Feiertag. Die Traditionen unterscheiden sich je nach Region stark, aber generell gibt es folgende Weihnachtsbräuche: Der Heilige Abend wird „réveillon de Noël“ genannt und meist mit einem ausgedehnten Abendessen mit der ganzen Familie begangen. Besonders wichtig ist dabei ein traditioneller Kuchen in Form eines Baumstammes, der „bûche de Noël“. Die Geschenke bringt der Weihnachtsmann, der „Papa Noël“, in der Nacht. Am Morgen des 25. Dezembers liegen sie unter dem Weihnachtsbaum. Auch an diesem Tag wird viel gegessen, oft gibt es sogar ein Vier- oder Fünf-Gänge-Menü. Dieses findet, im Unterschied zum Weihnachtsessen am Abend davor, häufig nicht nur im Kreis der engsten Familie statt, denn es werden viele Verwandte eingeladen.
„Navidad“, so der spanische Begriff für Weihnachten, findet ebenfalls am 24. und 25. Dezember statt. Der 26. Dezember ist auch in den meisten Regionen Spaniens kein offizieller Feiertag. Auf Spanisch wird der Heilige Abend als „Noche Buena“ bezeichnet und auch mit einem Abendessen in der Familie gefeiert. Eine wichtige Tradition folgt danach: Die „Urna del Destino“, also „Urne des Schicksals“, wird auf den Tisch gestellt. Darin befinden sich Geschenke und Nieten in kleinen Päckchen. Jedes Familienmitglied darf so lange Päckchen aus der Urne ziehen, bis es ein Geschenk erhält. Der größte Unterschied zwischen Weihnachten in Spanien und in Deutschland sowie den meisten anderen europäischen Ländern ist wohl, dass die eigentliche Bescherung nicht an Heilig Abend oder am 25. Dezember stattfindet. Sie folgt erst am 6. Januar, denn in Spanien bringt nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke, sondern die Heiligen Drei Könige.
In Schweden beginnt die Weihnachtszeit schon mit dem Lucia-Fest am 13. Dezember, die wichtigsten Feiertage von „Jul“, so das schwedische Wort für Weihnachten, sind aber der 24., 25. und 26. Dezember. Der 24. beginnt traditionell mit Besuchen bei Freunden, am Abend findet das Weihnachtsessen statt. Bei diesem werden auf einer Festtafel, dem „Julbord“, verschiedene schwedische Spezialitäten serviert. Danach folgt die Bescherung, bei der Geschenke aus mit Wachs versiegelten Geschenkkartons geöffnet werden. Aber diese bringt auch in Schweden jemand anderer als in den meisten europäischen Ländern, nämlich die drei Kobolde Tomte, Tomtebisse und Nisse. Damit sie den Menschen wohlgesonnen sind und viele Geschenke bringen, werden für sie an Heilig Abend Schüsseln mit Milchbrei vor die Tür oder auf die Fensterbank gestellt.
Auch in Österreich sind die wichtigsten Weihnachtsfeiertage der 24., 25. und 26. Dezember. Generell wird Weihnachten dort recht ähnlich gefeiert wie in Deutschland: An Heilig Abend bringt das Christkind die Geschenke, davor oder danach wird gemeinsam mit der Familie gegessen. Allerdings gibt es einen Brauch, der für österreichische Weihnachten besonders typisch ist: Die Tradition des Friedenslichts. Diese wurde 1986 vom ORF-Landesstudio Oberösterreich ins Leben gerufen und findet in diesem Jahr zum 35. Mal statt. Dabei entzündet jedes Jahr kurz vor Weihnachten ein Kind aus Oberösterreich eine Kerze in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem – aufgrund der Corona-Krise übernahm diese Aufgabe dieses Jahr ein Mädchen aus Israel. Die Kerze wird anschließend als Friedenslicht per Flugzeug nach Österreich gebracht. In den ORF-Zentren, in Kirchen und mit Hilfe einiger Organisationen, wie dem Roten Kreuz und Pfadfinder-Vereinen, wird das Licht der Kerze am 24. Dezember an die Menschen im ganzen Land weitergegeben. Symbolisch steht das Friedenslicht für den Weihnachtsfrieden, der auf diese Art alle erreichen soll. Die Tradition hat sich in den letzten Jahrzehnten auch über die Grenzen Österreichs hinaus verbreitet. So wird das Friedenslicht nicht nur an Menschen in vielen europäischen Ländern weitergegeben, sondern auch in den USA, in Kanada und sogar in Argentinien und Brasilien verteilt. Auch viele Staatsoberhäupter und die EU-Kommission haben das Friedenslicht bereits erhalten.
Jedes Land hat also seine eigenen traditionellen Weihnachtsbräuche, bei denen sich viele Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten zum deutschen Weihnachtsfest zeigen. Aber ganz egal, wie und wo ihr Weihnachten dieses Jahr feiert, wir wünschen – noch etwas verfrüht – Joyeux Noël, Feliz Navidad, God Jul und Frohe Weihnachten!