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Vom staubigen Hörsaal ins alte Verona: Romeo and Juliet

Letzten Freitag verwandelte sich einer der Passauer Hörsäle in den Schauplatz der berühmtesten Liebesgeschichte aller Zeiten. Denn dort führten die ADG Europe und die TNT theatre Britain das Theaterstück „Romeo and Juliet“ von William Shakespeare auf. Bei der Inszenierung hat sich die Theatergruppe unter der Leitung von Paul Stebbings bewusst gegen eine moderne Interpretation des Stücks entschieden. Dadurch wollten sie sich von neuen Hollywoodverfilmungen, wie der mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle, abgrenzen. Statt mit einer Pistole bewaffnet und in ein grelles Hawaiihemd gekleidet, stürmt Romeo (Jerome Dowling) also in einem weißen Hemd, langen Strümpfen und edlen Schuhen auf die Bühne. Auf einem Maskenball verliebt er sich in Juliet (Aimee Hislop), die das Publikum in einem schlichten weißen und rosafarbenen Kleid bezaubert. Um Shakespeares Vision möglichst unverfälscht darzustellen, sprechen und singen die Figuren den englischsprachigen Originaltext der Tragödie.

Obwohl sich die Theatergruppe für eine sehr klassische Umsetzung des Liebesdramas entschieden hat, überrascht sie die Zuschauer des Öfteren mit ungewöhnlichen Inszenierungsideen. So spielt Adrian Decosta die Figur Mercutio als lasziven Mann im Glitzer-Outfit, der sich nicht scheut offen mit seinem besten Freund Romeo zu flirten. Mitunter klettert er sogar über die Tische im Hörsaal. Noch gewagter und ziemlich seltsam mutet ein Geplänkel zwischen Romeo, Mercutio und Benvolio an, bei dem die drei Männer wie Enten quaken und sich gegenseitig über die Bühne jagen. Die Darstellung der Liebe durch weiße Engel, die selig über die Bühne schweben, gelingt hingegen deutlich besser. Neugierig beobachten sie das Geschehen auf der Erde, obwohl das unglückliche Ende der verbotenen Liebesbeziehung zwischen Romeo und Juliet schon früh absehbar ist. Unheilvolle, in schwarze Kapuzenmäntel gehüllte Gestalten kündigen den Tod der Liebenden an.

Ohne Scheu hob die TNT theatre Britain auch Aspekte der Geschichte hervor, die modernere Umsetzungen gerne mal etwas unter den Teppich kehren. So wird zum Beispiel Julias zartes Alter von gerade mal 13 Jahren und ihre Abhängigkeit von Romeo betont. Als sie erfährt, dass ihr Geliebter nach dem Mord an Tybalt aus Verona verbannt worden ist, droht sie an sich selbst mit einem Seil zu erdrosseln.

Die angespannte Stimmung vermag Rosie Strobel als Juliets Amme aufzulockern, die mit ihren derben Bemerkungen für gute Stimmung im Publikum sorgt. Auch David Chittenden überzeugt in der Rolle des strengen Lord Capulet, der Julia mit dem unsympathischen Paris (Cameron Harle) verkuppeln möchte. Am Ende kommt es wie es kommen muss: Der Hass zwischen der Familien Montague und Capulet führt zum unverdienten Tod ihrer beiden Kinder.

Alles in allem überzeugte die britische Theatertruppe mit einer unterhaltsamen und wunderschönen Aufführung. Ihre Umsetzung von „Romeo and Juliet“ beweist, dass traditionelle Interpretationen alter Klassiker auch heute noch überzeugen können.

 

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