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„Was hier bei uns passiert“ – zu Besuch bei münchen.tv

„Lokalzeitung ist meine Leidenschaft“ – so begrüßt uns die Chefredakteurin von münchen.tv, Marion Gehlert, im vierten Stockwerk eines Bürogebäudes im Ortsteil Schwabing. Obwohl die meisten Büros um 18:50 Uhr schon leer sind, durften wir vom Verband bayerischer Jungjournalisten hinter die Kulissen des Lokalsenders blicken. Dieser produziert täglich sechs Stunden neues Material und liefert der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und tvBayernlive Inhalte zu. Gleich zu Beginn durften wir bei der Aufnahme der Sendung Sport Arena, die sich mit aktuellen Sport Nachrichten beschäftigt, live dabei sein und konnten so einen guten Einblick in die Abläufe bekommen. Dieses Programm wird live on tape aufgenommen. Das bedeutet, es wird in einem one take produziert und um 20:15 Uhr ausgestrahlt.
Nur in seltenen Fällen werden Änderungen vorgenommen, da die Produktion der Sendung und der Ausstrahlungszeitpunkt zu nah beieinander liegen. Außerdem gibt es bei münchen.tv einen Abend- und Wochenenddienst, der auf Bereitschaft ist, falls sich zu diesen Zeiten wichtige Geschehnisse in München ereignen. Es gibt zudem die Möglichkeit, in eine Alarmschleife der Polizei und Feuerwehr München eingetragen zu werden. So werden Journalist:innen von münchen.tv bei wichtigen Ergebnissen informiert und können dementsprechend das Programm anpassen.

München.tv hat durchschnittlich 250 000 Zuschauer:innen, hierzu kommen außerdem die Social Media Aufrufe. Der Lokalsender plant in naher Zukunft ein neues Social Media Konzept auf TikTok. Durch die Plattform soll eine Zielgruppe von jungen Menschen erreicht werden. Dabei betont Gehlert, dass die Themen auf TikTok qualitativ nicht dem linearen TV untergeordnet seien, sondern gleichwertig zum Programm im Fernsehen von der Bevölkerung aufgefasst würden. Es sei wichtig kanalgerecht zu erzählen, was bedeutet auf Instagram und X (Twitter) langlebige Themen zu behandeln und auf YouTube und Facebook wiederum auf tagesaktuelle Themen einzugehen. Der höchste Zuschauergewinn lässt sich im Lokalen bei jüngeren Menschen verorten. Dies wird durch das Senden von „jungen Themen“ wie beispielsweise München tut gut oder Heimat Geschichten gefördert.

„Wir distanzieren uns von Schlagzeilen um der Schlagzeilen Willen“

„Lokale Medien haben die größte Glaubwürdigkeit“, so die Chefredakteurin. Deshalb versucht münchen.tv Fake News und Inselbildung auf Social Media entgegenzuwirken. „Es gibt sehr weit außen rechte Kräfte, die Medien sammeln und diese Entwicklung muss uns Sorgen machen“, so die Chefredakteurin weiter. Demnach stehe Funk und Print nicht im Konkurrenzkampf zueinander, sondern würden vereint gegen den Rechtsdruck handeln. „Wir distanzieren uns von Schlagzeilen um der Schlagzeilen willen“, so die Chefredakteurin. Deshalb berichtet münchen.tv auch ohne ideologischen Hintergrund.
Um eine demokratiefeindliche Ideologiebildung in der Bevölkerung zu verhindern, versucht der Sender möglichst viele Informationen darüber zu vermitteln, wie Bürger:innen sich in der lokalen Alltagspolitik einbringen können.
Trotzdem haben Lokaljournalist:innen mit Drohungen und Anfeindungen zu tun.
Hierbei sei es wichtig, in Dialog mit den unzufriedenen Menschen zu treten, da es oft helfe, wenn diese Personen merken, dass sich jemand mit ihnen beschäftige. Bei strafrechtlich relevanten Bedrohungen werde sofort die Polizei eingeschaltet, erklärt Gehlert. Auch der schnelle Zugriff auf Online Feedback Möglichkeiten, wie beispielsweise Kommentarspalten, habe das Phänomen verstärkt. Auffallend sei hierbei auch, dass die Ereignisse seit Corona drastisch zugenommen haben. „Da sind alle Schleusen offen“.

Am Ende unseres Gesprächs gibt uns die Chefredakteurin Marion Gehlert auf unsere Frage hin, was sie uns für unsere journalistische Zukunft empfehlen würde, noch einen Ratschlag auf den Weg: „Ihr solltet möglichst viele unterschiedliche Praktika machen. Alles, was ihr kriegen könnt. Praktika sind die Basis eures zukünftigen Netzwerkes.“

Hinter den Kulissen bei münchen.tv
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