Düsterer Club, große Industriehalle, Laserstrahlen streifen die Wände, Nebel erfüllt den Raum und auf der Tanzfläche bewegt sich die Menschenmenge manisch zum Beat. Die dumpfen, harten Bässe wummern laut in den Ohren und was für die einen nur wie „utz utz, bumm bumm“ klingt, ist für die anderen der treibende, rhythmische Sound, der in andere Welten versetzt – auch ohne Drogen. Techno entwickelt sich zur eigenen Clubkultur und immer mehr Leute geben sich dem dunklen Rave bis in die Morgenstunden hin, aber was ist eigentlich Techno und hört sich das nicht alles gleich an?
Um die Antwort auf die letzte Frage vorweg zu nehmen: Nein, Techno hört sich nicht immer gleich an. Das Genre Techno gliedert sich zum einen in viele Unterkategorien, zum anderen entwickelt auch jeder DJ seinen eigenen Stil. Für einen „echten Raver“ existieren zahlreiche verschiedene Musikstile. Aber ja, die Basis von Techno ist immer der rhythmisch-monotone Viervierteltakt, elektronisch erzeugte Klänge und ungehemmter Bass und das Ganze am Besten so laut bis das Trommelfell vibriert.
Sonntagnachmittag? Technoclub.
Es ist schwer, Musik in Worte zu verfassen oder Genres miteinander zu vergleichen. Den Begriff Techno gibt es seit Anfang der 1980er Jahre, wobei er dort zunächst für Synth-Pop/New Wave oder Electro-Funk Tracks verwendet wurde. 1984 wurde dann in Frankfurt am Main das Clubprojekt Technoclub gegründet, die ersten Veranstaltungen Deutschlands, bei denen ausschließlich elektronische Tanzmusik gespielt wurde. Der Name setzt sich dabei aus Technologie und Club zusammen – wobei Technologie für den technologischen Fortschritt und Elektronik steht, also den Fokus auf elektronischer Musik. Der Technoclub fand immer Sonntagnachmittag statt und wurde so auch zum ersten Afterhour-Club. In Frankfurt wurden nach und nach dann auch die ersten von New Beat und Acid House beeinflussten Techno-Tracks veröffentlicht, deutschlandweit eröffneten die ersten Techno-Clubs und neue Party-Konzepte wie Mayday oder die Loveparade entstanden.
Mitte/Ende der 80er entwickelte sich in Detroit, Michigan, der unverkennbare Detroit Techno, welcher als Grundlage für viele Techno-Stile gilt und sich an europäischen Musikrichtungen wie Electro Pop, EBM und Industrial orientierte. Beispielsweise der Detroiter DJ Juan Atkins gilt als bedeutender Mitbegründer des Detroit Techno und gehört heute immer noch zu einem der wichtigsten Vertreter der Techno-Szene.
Zu den einflussreichsten Vorläufer-Genres des Techno gehören Industrial, EBM, New Beat und House Music. In den späten 80er Jahren wurde unter Techno zunehmend ein stark von der House-Musik geprägter Stil bezeichnet, so dass bald die Stilrichtung Techno House entwickelte. Man kann Techno also als eine Verschmelzung verschiedener Stilarten und als Sammelbezeichnung für elektronische Musik mit regelmäßigem Bass verstehen. Die Technokultur ist eine große Jugendkultur und mittlerweile auch eine eigene Clubkultur.
Im Laufe der Zeit haben sich weitere markante Untergenres entwickelt, wie Acid Techno, Dub-Techno, Minimal Techno, Tech House, Hardcore Techno, Schranz, Future Techno oder Dark Techno. Natürlich ist es schwierig, die einzelnen Genres trennscharf voneinander und von anderen elektronischen Musikstilen abzugrenzen, zu mal sich aus den Subgenres teilweise sogar neue Genres herauskristallisieren lassen. Charakteristisch ist der Viervierteltakt und die Betonung jedes Viertels durch eine Bassdrum und die Hi-Hat, die jede zweite Achtelnote betont.
Tanz und Ekstase – ganz ohne politische Message
Die Genres haben vor allem eins gemeinsam: Sobald der DJ im Club mit seinem Set losgeht, geht es nur noch um Tanz und Ekstase. Techno verleitet dazu, sich bewegen zu wollen, sei es auch nur durch ein einfaches Kopfnicken oder ein gleichmäßiges Wippen der Beine. Beim Tanzen gibt es kein „richtig“ oder „falsch“, ganz im Gegenteil: Wer sich irgendwie zur Musik bewegt, hat es verstanden. Man muss sich einfach nur der Musik hingeben, die Welt um sich herum vergessen, sich auf die starken Bässe und melodischen Beats konzentrieren – und tanzen. Und um an der Stelle ein weiteres Gerücht über die Technoszene aus der Welt zu schaffen: Es braucht keine Drogen, um sich der Musik verbunden zu fühlen und sich stundenlang dazu zu bewegen.
Acid Techno
Dub-Techno
Minimal Techno
Tech House
Hardcore Techno
Schranz
Future Techno
Dark Techno
Die Technoszene ist friedlich, unpolitisch und unparteiisch. Toleranz, Akzeptanz und Liebe werden groß geschrieben. Die Technoszene ist eine offene Musikszene, in der Alter, Aussehen oder Herkunft keinerlei Rolle spielen. Da Techno weitgehend songtextlos ist, gibt es keine inhaltliche Ebene, auf der sich die Künstler in irgendeiner Art politisch oder anderweitig äußern können. Allein durch vibrierende Bässe und berauschende Klänge drücken sich die DJs aus und bieten somit einen ganz freien Interpretationsraum bei den Hörern.
Wer also meint, Techno sei nur Drogen, kein Schlaf, keine Arbeit, alles dunkel und schwarz, sieben Tage die Woche Party und immer der gleiche Sound, hat die Idee der Musik nicht begriffen. Schließlich gibt es auch die unterschiedlichsten Tanzveranstaltungen: Partys in Clubs, Open-Airs und Festivals. Die klassischen Clubs sind natürlich bekannt für eine düstere Atmosphäre, minimalistische Einrichtung und den oft industriellen Charakter der Location. Aber gerade im Sommer finden auch zahlreiche Outdoor-Raves statt, bei denen man die Musik und die Sonne zugleich genießen kann, wie zum Beispiel im Hafen49 in Mannheim oder der Club der Visionäre in Berlin.